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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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beschränken und die Alarmanlage immerhin Plünderer abschreckt.«
    »Ja«, bestätigte Kate, »das habe ich auch gehört.« Sie war erleichtert, nicht mehr fahren zu müssen. Vivian lehnte sich zu ihr hinüber und zog die Zündschlüssel ab. Vivian Moffatt. Oder Graham Kieler. Wie auch immer er heißen mochte.
    Wieder packte er ihren Arm. »Steigen Sie aus«, zischte er. »Aber schön langsam. Denken Sie dran, ich bin direkt hinter Ihnen und habe immer noch das Messer.«
    Er nahm es in die linke Hand und fingerte mit der rechten in seiner Tasche nach den Autoschlüsseln. Kate spürte die Messerspitze nach wie vor zwischen ihren Rippen und wagte nicht, loszusprinten.
    Der Autoalarm brach ab.
    »Aha, also kein schwarzer Fiesta«, sagte sie. »Ich dachte, ich hätte in Ihr Auto eingebrochen.«
    »Nein, das war der Leihwagen von der Werkstatt, wo ich mein Auto zur Inspektion hatte. Ich habe gesehen, wie Sie das Seitenfenster eingeschlagen haben. Das hat mich bei der Rückgabe eine ordentliche Stange Geld gekostet. Aber was soll’s?«
    »Ich wusste, dass ich beobachtet wurde. Und ich glaube, mir war ebenfalls klar, dass ich in dem Ordner nichts Nützliches mehr finden würde. Warum sollte ich ihn unbedingt finden?«
    »Weil Sie sich für so überschlau gehalten haben. Meine Güte, wie habe ich über Sie gelacht. Ich habe Ihnen doch jeden einzelnen Schritt vorgegeben.«
    Verrückt. Der Mann war schlicht verrückt.
    »Steigen Sie in den Wagen und rutschen Sie auf den Fahrersitz. Genau wie eben«, sagte er.
    »Und mein Schreibkurs?«
    »Man wird Ihr Auto hier auf dem Parkplatz finden. Aber Sie werden verschwunden sein.«
    »Francis Tabbot weiß, dass ich Leicester College zusammen mit Ihnen verlassen habe.«
    »An Ihrer Stelle würde ich mich nicht zu sehr auf seine Hilfe verlassen. Er wird bestimmt keinen Ton sagen. Harry hat einen ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb.«
    »Harry?«
    »So nenne ich ihn. Vielleicht sehen Sie es als Kinderei, aber wir haben untereinander unsere Namen geändert, damit niemand weiß, von wem wir sprechen, wenn wir zufällig einmal belauscht werden.«
    Kate dachte nach. »Und Tom? Ist das auch ein Codename?«
    »Ja.«
    »Wer ist Tom? Vielleicht Susie Holbech? Oder Ian Maltby?«
    »Möchten Sie das wirklich wissen? Ihnen ist doch sicher klar, dass ich Sie nur unter einer einzigen Bedingung in unsere faszinierenden Geheimnisse einweihen kann, oder? Aber, wenn es Sie interessiert: Es ist Susie Holbech.« Das Messer bewegte sich. »Wir können hier nicht bleiben. Jemand könnte uns beobachten. Lassen Sie den Motor an.«
    »Ich habe noch nie ein solches Auto gefahren.«
    »Sie werden es schon noch lernen. Na los, starten Sie den Motor.«
    Vorsichtig setzte Kate aus der Parklücke und fuhr Richtung Straße.
    »Nächste Möglichkeit rechts.«
    »Wohin fahren wir?«
    »In der Stadt ist zu viel Verkehr. Wir nehmen die Umgehungsstraße.«
    Kate fuhr sehr langsam, bekam aber allmählich ein Gefühl für den fremden Wagen. Sie musste versuchen, sich mit ihrem Entführer anzufreunden. Reden musste sie – reden.
    »Wie sind Sie ins Sicherheitsteam gekommen, Graham? Waren Sie schon immer ein Computerfreak?«
    »Nein. Ich habe als Hilfsbibliothekar in der Bodleian angefangen. Anschließend ging ich in eine der zugehörigen Bibliotheken, später in eine Fakultätsbücherei. Im Sicherheitsteam bin ich erst seit ein paar Jahren. Der Job war einfach wie für mich gemacht, finden Sie nicht?«
    »Wenn Sie meinen.« Ob sie ihn auf ein etwas persönlicheres Terrain locken konnte?
    »Am nächsten Kreisverkehr fahren Sie Richtung Autobahn«, befahl er.
    Kate konzentrierte sich darauf, das große Auto so zu lenken, dass sie niemand anderem in die Quere kam. Zwar würde ein kleiner Crash die Aufmerksamkeit auf sie lenken, aber Kate nahm nicht an, dass Graham sie lange genug am Leben ließe, um die Fragen der Polizei zu beantworten. Die Betonstraße verursachte laute Reifengeräusche. Graham hob die Stimme.
    »Im Grund genommen sind wir beide im selben Geschäft«, erklärte er.
    »Und zwar?«
    »Fiktion. Sie schreiben sie, und ich lebe sie. Die Frage ist nur, was wirksamer ist.«
    »Sie schreiben doch auch. Warum konnten Sie es nicht bei den getippten Worten belassen? Warum mussten Sie sie in die Tat umsetzen?«
    »Sind Sie noch niemals in die Versuchung gekommen, Ihre Romane zu leben? Genügen Ihnen tatsächlich die Wörter auf dem Papier?«
    »Ja, sie genügen mir. Ich lebe mein Leben und schreibe meine Bücher. Das
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