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Lesereise Malediven

Lesereise Malediven

Titel: Lesereise Malediven
Autoren: Stefanie Bisping
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Bewusstsein erhöht und erweitert werden. »Dies ist der Punkt des Erkennens und der Erkenntnis«, erklärt Dr. Kannan. Dazu gehört scheinbar Banales wie die Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen Vergänglichem und Dauerhaftem. Was in der Praxis bedeuten kann, dass man begreift, dass der Geschmack guten Essens nur die Zunge erreicht, wo er kurz verweilt. Nicht aber Hals oder Magen. Weshalb es eigentlich unnötig ist, schmackhafte Speisen in großen Mengen zu sich zu nehmen. Wer das begriffen habe, müsse sich über Übergewicht nicht mehr den Kopf zerbrechen. Dr. Kannan lächelt fein. Große Yogis wie Buddha oder Jesus Christus konnten natürlich noch wesentlich mehr aus der Fähigkeit machen, Vergängliches zu identifizieren, erläutert er. Sie wussten, dass Folter des Körpers möglich ist, die Zerstörung des Geistes indessen nicht.
    Derlei philosophische Betrachtungen traut Dr. Kannan seinen Gästen in ihrem Fünf-Sterne-Plus-Urlaub durchaus zu. Und die Praxis sowieso, nämlich das Bewusstsein von der unteren Wirbelsäule aus zum obersten Chakra zu bringen. Gewiss, das erfordert Disziplin und Hingabe. Hilfe gibt es aber unterwegs, und zwar in Form von Kräutertees, Packungen, ayurvedischen Behandlungen und natürlich viel Yoga.
    Dr. Kannan gebietet über fünfhundert Kräuter, die er in einem üppigen Garten züchtet. Die Küchenchefs haben hier nichts zu suchen. »Die haben ihren eigenen Kräutergarten«, erklärt der ayurvedische Arzt aus Kerala, dessen Hauptaufgabe es ist, die Gäste des Spas medizinisch zu beraten. In der traditionellen Medizin seiner Heimat, wohlgemerkt. Deshalb gehören zu seinem grünen Medikamentenkabinett Zitronengras, exotische Basilikumsorten und so nützliche Kräuter wie Bacopa monnieri. »Es fördert die Intelligenz von Kindern«, erklärt Dr. Kannan. Es wird mit geklärter Butter angereichert und vorzugsweise mit Kokosnuss-Chutney gemischt. So schmeckt es nicht bitter und wird auch von kleinen Kindern gerne gegessen.
    Dr. Kannan hat ayurvedische Medizin nicht nur studiert, er lebt mit ihr seit seiner Kindheit. Er entstammt einer alten, im Süden Indiens ansässigen Mediziner-Dynastie. Sein Großonkel war eine Koryphäe auf dem Gebiet der Hasthy-Ayurveda – einer ayurvedischen Lehre, die sich auf die Behandlung von Elefanten konzentriert und auf einem gleichnamigen, in Sanskrit verfassten Buch basiert. Kannan studierte an der Universität von Kerala ayurvedische Medizin und ließ sich nebenbei zum Yoga-Lehrer ausbilden. Yoga ist hier ein Lebensstil, eine Philosophie. Deshalb achtet der Mediziner darauf, dass alle Therapeuten des Spas ihren Tag mit Yoga-Übungen beginnen – eine gute Vorbereitung nicht nur für den Tag, sondern auch für möglichst authentische ayurvedische Behandlungen. Die konzentrieren sich jeweils auf das Chakra des Gastes, das am dringendsten der Unterstützung bedarf. Welches das ist, ermittelt Dr. Kannan anhand eines Fragebogens und im Gespräch.
    »Yoga verbessert den Menschen durch Rituale, Meditation und Übung«, erläutert er und rät den Gästen, auch nach den Ferien zumindest ein Viertelstündchen am Tag die Yoga-Matte auszurollen. Idealerweise sollte im Urlaub mindestens eine Woche der inneren Einkehr und Meditation gewidmet sein. »In den ersten drei Tagen können die Menschen erfahrungsgemäß nicht loslassen«, bemerkt Dr. Kannan. Auch dann bietet er Hilfe aus dem Kräutergarten – mittels eines Pflänzchens, das in der klassischen ayurvedischen Medizin unterstützend bei der Hypnose eingesetzt wird.
    Seit zehn Jahren ist der indische Arzt auf den Malediven heimisch. Er liebt die Inseln nicht nur wegen ihrer reinen Luft, sondern auch wegen ihrer mentalen Nähe zu seiner Heimat im Süden des Subkontinents. Weil Malediver seit jeher nach Indien segelten, um Kokosnüsse und Thunfisch gegen Reis und Hühner zu tauschen, haben die traditionellen Heilverfahren beider Kulturen einander stark beeinflusst. Dass im 14. und 15. Jahrhundert arabische Handelsschiffe ihre medizinischen Lehren auf die Malediven mitbrachten, macht ihre traditionelle Medizin für ihn noch interessanter. »Vor allem auf den entlegenen Inseln werden indische und arabische Heilverfahren noch unverfälscht praktiziert.« Deshalb ist er selbst gelegentlich auf diesen Inseln unterwegs.
    Der Yoga-Lehrer
    Indische Umsteiger sind nicht selten auf den Resort-Inseln anzutreffen. Auch Yoga-Lehrer Rajanish, von Haus aus Apotheker, stammt aus Kerala. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr
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