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Lesereise Malediven

Lesereise Malediven

Titel: Lesereise Malediven
Autoren: Stefanie Bisping
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Resort. »Die meisten sind nach Mal é gegangen. Einige sind Lehrerinnen geworden, aber ich habe auch Freundinnen, die in Reiseagenturen arbeiten oder in der Verwaltung.« Nur in einem Hotel ist keine Einzige tätig. Denn noch immer wirkt die jahrzehntewährende Trennung zwischen Einheimischen und Urlaubern. Da war es zwar normal, dass Männer auf Resort-Inseln Arbeit suchten und es allein durch die Trinkgelder zu einem gewissen Wohlstand brachten. Für Frauen aber waren die Hotelinseln voller hedonistisch gesinnter, halb nackter Ungläubiger definitiv kein geeigneter Aufenthaltsort.
    Shaima stammt von der Insel Naifaroo im Lhaviyani-Atoll, wo man die Dinge ganz ähnlich beurteilte. »Dort war es noch vor Kurzem ungewöhnlich, dass ein Mädchen überhaupt arbeitet«, erklärt sie fröhlich. Entsprechend maßvoll geriet die Begeisterung ihrer Mutter, als sie von den beruflichen Plänen ihrer eben aus der Schule entlassenen Tochter erfuhr: Nicht nur arbeiten wollte sie, wie schon ihre drei älteren Schwestern, die auf Mal é lebten; nein, sie strebte auch noch in den Tourismus. Ausgerechnet. Ihr Vater sah die Angelegenheit gelassener: »Er meinte, wenn du das wirklich machen möchtest, versuche es – solange du deine Grenzen kennst.«
    Shaima trägt Sonnenbrille und Sterne als Ohrstecker. Einen Schleier trägt sie nicht. Im Resort genauso wenig wie bei ihren Besuchen auf ihrer zwei Bootsstunden entfernten Heimatinsel. »Es stimmt, heute tragen mehr Frauen Schleier als noch vor ein paar Jahren«, sagt sie. »Aber es liegt an jeder Frau, wie sie sich entscheidet.« Und sie schließt nicht aus, dass auch für sie irgendwann der Moment kommt, in dem sie sich verschleiert: »Das weiß ich, wenn es so weit ist.«
    Zunächst galt es indessen herauszufinden, wie man im Tourismus Fuß fasst. »Ich hatte nur die ganz vage Vorstellung, dass ich gerne mit Menschen zu tun haben würde, auch mit solchen aus fremden Ländern.« Eine Freundin ihrer Tante hatte am Ausbildungsprogramm einer internationalen Hotelgruppe teilgenommen, das sich ausschließlich an Einheimische richtet. Und geschwärmt: Die Augen würden einem geöffnet, wenn man sehe, wie in solch einem Resort gearbeitet wird. Shaima bewarb sich zusammen mit neununddreißig weiteren Maledivern. Zwanzig von ihnen wurden genommen – sechs davon junge Frauen –, fünfzehn schlossen die Ausbildung ab.
    Die Arbeit im Resort sollte ihr tatsächlich die Augen öffnen. Vor allem dafür, wie anspruchsvoll Urlauber sein können. »Ich hatte keine Ahnung, wie man mit internationalen Gästen umgeht«, erzählt sie. »Ich hatte keine Vorstellung davon, wie ungeheuer fordernd sie sind. Sie wollen, dass ihre Wünsche erfüllt werden. Und zwar sofort. Und genau so, wie sie es sagen.« Wer tausend Dollar pro Tag in sein Urlaubsglück investiert, zeigt wenig Neigung zu Diskussionen. Abgefedert wurde der Sprung ins kalte Wasser durch Gespräche und Beratungen mit dem Trainer und dem Mentor, die jedem Auszubildenden zur Seite gestellt werden. Dieses Team überprüft nicht nur die Fortschritte des Hotelnachwuchses, sondern hilft vor allem, Selbstvertrauen aufzubauen. Dennoch blieben nur zwei der Absolventinnen aus Shaima Alis Jahrgang in der Luxushotellerie. Die anderen vier kehrten auf ihre Heimatinseln zurück.
    Shaima hat ihre Entscheidung nicht bereut. Als der Tsunami Weihnachten 2004 ihren Arbeitsplatz zerstörte, wurde sie nach Singapur versetzt. Der Aufenthalt in dieser riesigen Stadt war eine spannende Erfahrung, sagt sie. Trotzdem kehrte sie der Hotellerie für zwei Jahre den Rücken, um wie ihre Geschwister – außer den drei älteren Schwestern hat sie noch drei Brüder – auf Mal é zu arbeiten. Dann war ihr klar: »Es war einfach nichts für mich. Das Leben in der Stadt gefällt mir nicht. Außerdem hatte ich bei der Reiseagentur kaum Kontakt mit Gästen.« Also kehrte sie in ins Hotel zurück.
    Heute kann sie sich gut vorstellen, noch einmal in einem anderen Resort der Gruppe zu arbeiten. Sogar ihre Mutter könnte sich mit dem Gedanken anfreunden. »Langsam ändert sich ihre Einstellung, wie sich die Meinung der Menschen insgesamt verändert«, erklärt Shaima. So arbeiten auch ihre Schwestern weiter, obwohl alle drei mittlerweile Kinder haben. »Es gab viel Misstrauen. Nun beginnen die Leute zu verstehen, dass ein Resort ein sicherer Ort zum Arbeiten ist.«
    Der Kräuterarzt
    Am siebten Chakra-Punkt an der Krone des Kopfes, dort, wo bei Babys die Fontanelle sitzt, kann das
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