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PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet

PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet

Titel: PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
Autoren: Perry Rhodan
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Der Wanderer: Gegenwart
     
    »Töte mich! Töte mich!«, schrien die Ulkulenen.
    Er tat ihnen den Gefallen, zerstampfte sie im Vorbeigehen mit den nackten Füßen und gestattete den Kristallpflanzen derart den Übergang in ihren nächsten Lebenszyklus.
    Er marschierte weiter und summte eine wehmütige Melodie.
    Sie war alt, uralt. Der Text war ihm entfallen. Vielleicht handelte er von Freiheit, Verrat oder der unmöglichen Liebe zu einer Androidin - er wusste es nicht mehr, und das machte ihn traurig. Irgendwann hatte er die Noten und Kadenzen von einem positroni-schen Musenkasten speichern lassen, um nicht auch noch ihrer verlustig zu gehen. Denn sie erinnerte ihn an die Jugend seines Lebens. An die Zeit, da er noch nicht ausgewachsen, noch nicht ausgebildet, noch nicht das Monster gewesen war, das er heute verkörperte.
    Er stützte sich auf den grünen Stock, den er gar nicht brauchte und der ihm dennoch Halt gab. Das positronisch gesteuerte Wunderwerk sandte sanfte elektrische Impulsfolgen aus, die ihn stimulierten, und von Zeit zu Zeit hustete es Bilderwolken aus, die sich vor seinen Augen verfestigten und willkürlich künstlerische Szenen zeigten. Zerebralprojektionen sterbender Ingus-Wale, Leidenspassionen eines kontossimischen Flagellanten, eine Auswahl der schönsten Szenen des lange in Vergessenheit geratenen Halsballs, oder aber auch die Geburtsspuckung einer cerimischen Molekularwolke, die gegen das Zybische Sternentor brandete.
    Namen. Flecken. Erinnerungsschlieren aus früheren Zeiten; nur noch bei ihm und bei niemandem sonst abgespeichert. Wenn er einstmals starb, würden diese Fragmente eines langen, langen Lebens endgültig aus diesem Universum verschwunden sein.
    Er durchwanderte die Szenen, und sie zerstoben an seinem Körper, um in bedauernd jammernden Bildfunken zu Boden zu sinken. Sie glitzerten in winzigen Explosionen auf, während sie vergingen.
    Er seufzte und befahl dem Stock zu schweigen. Genug gesehen, genug gehört, genug gespürt. Erinnerungen wirkten hinterlistig. Sie machten alten Schmerz wieder spürbar, brachten Dinge zurück, die vergessen bleiben sollten. In kleinen Dosen genossen, gaben sie ihm Erleichterung. In großen Mengen zerstörten sie.
    Ein Robot folgte dem Wink seiner Hand und goss die Blumenbeete entlang des Weges, der sich, keinem bestimmten Muster folgend, durch das Land wand. Manche der Pflanzen bedankten sich höflich bei ihm, andere nickten ihm ehrerbietig zu. Die meisten jedoch blieben stumm. Ihr Bewusstseinsfunke war nicht stark genug ausgeprägt; trotz all der spielerischen Experimente, die er mit ihnen angestellt hatte.
    Die Grenze war erreicht. Er durchdrang sie mühelos, befand sich mit einem Mal außerhalb des Kerns seines Herrschaftsgebietes.
    Es war müßig, über Unterschiede zwischen der Welt da draußen und jener da drinnen nachzudenken. Er sah kaum Unterschiede. Auf dem gesamten Unlichtplaneten diente ihm alles. Die Grenze stellte lediglich eine willkürlich gezogene Markierung in seinem Sicherheitsbedürfnis dar, das er sich über all die Jahre bewahrt hatte.
    Paranoia!, fuhr es ihm durch den Kopf, und lächelnd konzentrierte er sich auf den Gedanken, der ihn lange Zeit beherrscht hatte. Doch das Konzept dahinter, sein Wunsch nach Macht und darum, sie unter allen Umständen auszuweiten, verflüchtigte sich sofort wieder. Heute war nicht der passende Tag für Schwermut. Auch nicht für Hass, für Strategie oder Gier.
    Heute war der Tag der Leichtigkeit. Die Zeit der Ernte, außerordentlich geeignet für jenen Moment der Reflektion, nach dem er sich
    schon seit Langem sehnte.
    Hügelauf, hügelab trabte er. Der Stock hielt sich zurück. Er passte sich seiner Gemütslage mit einer Perfektion an, die er ihm anerzogen hatte.
    Eine Kuppe war erreicht. Dahinter bot sich jener Ausblick, den er gewünscht und den dienstbare mechanische Helfer für ihn geschaffen hatten.
    Die Gegend war karg, geradezu öde. Da und dort sprossen wundersame Pflanzen, leuchteten wie Edelsteine inmitten eines Kohlehaufens.
    »Schönheit offenbart sich nur dann, wenn sie ausreichend präsentiert wird«, sagte er sich und wunderte sich im selben Moment über diese philosophischen Anwandlungen, die ihn stets dann überkamen, wenn der Fruchtfall des Sechzehnten Yakuva-Baumes bevorstand.
    Es durfte nicht der Fünfzehnte und keinesfalls der Siebzehnte sein, dessen Ernte er beiwohnte. Die beiden trugen morsche, kaum lebensfähige Früchte. Sie plumpsten auf die Erde, leuchteten für
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