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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin
Autoren: Susanne Goga
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Malchow steckte den Kopf heraus. »Wie lange sollen wir noch warten?«
    In diesem Augenblick
     durchfuhr ein Schlag Edels Körper. Er riss sich los und stürzte
     auf von Malchow zu. Seine Hand schoss in die Jackentasche, und Robert sah
     etwas an von Malchows Kehle aufblitzen.
    »Nein!«, schrie
     er. »Komm her, Leo!«
    Leo stemmte sich stöhnend
     vom Stuhl hoch, trat an die Tür und sah von Malchow und Edel, der ihm
     ein bräunlich geflecktes Taschenmesser gegen die Kehle drückte.
     Verdammt, vermutlich hatte er es die ganze Zeit bei sich gehabt.
    »Ganz ruhig, Herr Edel,
     lassen Sie das Messer fallen.«
    »Nein. Wissen Sie
     überhaupt, wer das hier ist?«
    »Natürlich. Das
     ist mein Kollege Kriminalsekretär Herbert von Malchow. Tätliche
     Bedrohung von Polizeibeamten ist ein schweres Vergehen. Sie sollten Ihre
     Lage nicht noch schlimmer machen, Herr Edel.«
    »Wollen Sie sich über
     mich lustig machen? Ob der Mann hier Polizist ist, interessiert mich
     nicht. Er war dabei, er hat mich zu der Frau geführt, er hat sie
     ausgesucht, er hat mich ausgelacht, obwohl er mich gar nicht kannte.«
    Von Malchow wurde
     leichenblass und sah seine Kollegen flehend an.
    »Er hat sie angefeuert,
     hat sie angetrieben, hat sich über meine Scham lustig gemacht.
     Jahrelang habe ich ihn nicht gesehen, hatte sogar seinen Namen vergessen.
     Dann habe ich ihn hier draußen auf der Straße gesehen. Und da
     fiel es mir wieder ein. Der Mann hat mein Leben vernichtet, als er mich zu
     dieser kranken Hure schleppte –« Das obszöne Wort brach förmlich
     aus ihm heraus.
    Leo setzte alles auf eine
     Karte. Er schaute über Edels Schulter hinweg in den leeren Flur.
     »Hier rüber!«
    Edel drehte sich instinktiv
     um und ließ einen Moment das Messer sinken, worauf Robert vorschoss
     und von Malchow wegriss. Sie rollten beide über den Boden. Edel sah
     die Kriminalbeamten entsetzt an, ließ die Waffe fallen, stieß
     Leo aus dem Weg und flüchtete in Richtung Treppenhaus.
    »Er läuft nach
     oben. Ihr kommt hinten herum.«
    »In deinem Zustand?«,
     fragte Robert.
    Doch Leo war schon weg.
    Noch nie war ihm eine Treppe
     so lang vorgekommen. Er hörte über sich Schritte, ob sie von
     Edel stammten, konnte er nicht sagen. Ein Kollege vom Raubdezernat, der
     ihm entgegenkam, sah ihn verwundert an. »Geht es Ihnen nicht gut,
     Wechsler?«
    »Doch. Haben Sie einen
     Mann im grauen Anzug die Treppen hinauflaufen sehen? Silberblondes Haar?«
    »Ja, der ist mir im
     zweiten Stock begegnet und wollte weiter nach oben. Hatte es ziemlich
     eilig.«
    »Danke.«
    Er spürte, wie ihm der
     Schweiß den Rücken hinunterlief. Seine Hände hingegen
     waren kalt. Er musste stehen bleiben und tief Luft holen. Warum den Helden
     spielen?, schalt er sich. Robert oder Berns wären längst oben.
    Im vierten Stock schaute er
     vorsichtig nach links und rechts. Hier befanden sich Archivräume, der
     Korridor lag verlassen da. Nur eine Tür stand offen. Von drinnen hörte
     er Straßenbahngebimmel und Verkehrslärm, obwohl die Räume
     hoch über der Erde lagen.
    Edel stand am offenen Fenster
     und sah Leo an, als hätte er auf ihn gewartet.
    »Er darf nicht so
     davonkommen, er ist ein Verbrecher. Er ist der wahre Verbrecher«,
     sagte er. »Er hat mich beschmutzt, er hat mich krank gemacht, ich
     hasse diesen Mann.«
    Leo überlegte rasch.
     »Ich weiß. Die Folgen für Sie waren furchtbar, aber er
     hat es nicht vorsätzlich getan. Sie hingegen haben Sartorius im
     Affekt und Erna Klante vorsätzlich getötet. Um ein Haar hätten
     Sie gestern auch mich getötet.«       
    Er hörte Schritte hinter
     sich.
    »Wer ist das?«
    »Meine Kollegen.«
    »Nein, ich will mit
     Ihnen allein reden.«
    Leo drehte sich zu Robert und
     Berns um und bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, im Korridor zu
     warten.
    »Viola wollte heute
     kommen. Wären Sie nicht gewesen, wäre sie zu mir gekommen. Ich
     habe das alles für sie getan.«
    »Ich weiß. Kommen
     Sie bitte, Herr Edel.« Leo machte einen Schritt auf ihn zu. Edels
     Hand krampfte sich um die Fensterbank. »Bleiben Sie ruhig. Sie
     werden sich einen Anwalt nehmen, der sich Ihre Geschichte anhören und
     sich vor Gericht für Sie einsetzen wird. Dabei wird man Ihr
     entsetzliches Schicksal berücksichtigen, dessen bin ich sicher.«
     Noch einen Schritt.
    Max Edel stieg auf die
     Fensterbank und sprang aus dem vierten Stock auf die belebte Alexanderstraße.

Epilog
    »Meinst du, sie hätten
     ihn
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