Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Kommissar Morry
    Der Henker kam zu spät

    Kriminalroman
    MERCEDA-VERLAG Albachten / Münster in Westfalen

    Titelbild aus dem Film: „Die Lumpen fahren zur Hölle"
    Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung und Verfilmung, Vorbehalten.
    Nachdruck verboten.
    Copyright by Heinz Borgsmüller, Merceda-Verlag, Albachten b. Münster i. W.

    Der Henker kam zu spät
    Die Richter glauben Dora Gibbon in absoluter Sicherheit, als das leichtfertige Mädchen in die Erziehungsanstalt Trontham eingewiesen wird. Aus dem frühreifen, verdorbenen Geschöpf soll eines Tages doch noch ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft werden. Aber Dora Gibbon selbst weiß es besser und fühlt sich in Trontham keinen Augenblick sicher. Sie weiß, daß ihr Leben bedroht ist. Dora hat in London viel zu viel gesehen und kennt das Treiben in dem düsteren Haus am Ruskin Wall; an dem sie sich selbst beteiligte.
    Hinter den Anstaltsmauern hält sie es nicht länger aus, die ewige Angst kann sie nicht mehr ertragen. Zusammen mit einer Freundin flieht sie aus dem Zwangserziehungsheim. Ihr erster Weg in London führt zu dem Haus am Ruskin Wall. Aber die Flucht nützte ihr nur wenig. Den Fängen des Todes kan sie nicht entrinnen. Man findet sie zerschmettert unter einer Brücke im Londoner Osten. Das erste Opfer eines unbekannten Mörders, aber nicht das letzte. Als sich am Ruskin Wall immer neue Verbrechen ereignen, wird der gesamte Polizeiapparat Scotland Yards alarmiert. Man setzt Inspektor Mervan auf die Fährte des Mörders. Er versagt und verliert sein Leben im Gemäuer des Ruskin Walls. Trotzdem wird dem Mörder endlich ein Halt geboten. Er findet eines Tages eine harmlose Visitenkarte unter dem Fuß seines Weinglases. G. E. Morry, Kriminalkommissar, steht auf dieser Karte. Sonst nichts. Mit diesem Augenblick beginnt der Stern eines diabolischen Verbrechers zu sinken.

    Kurz vor Mitternacht erwachte Dora Gibbon aus unruhigem Halbschlaf. Mit einem erstickten Angstschrei fuhr sie aus den Kissen hoch. Zitternd strich sie die verklebten Haarsträhnen aus dem schweißnassen Gesicht. Ihre Augen starrten verwirrt und ratlos in das Dämmerdunkel des großen Schlafsaales. Sie erkannte die Betten der anderen Mädchen, die sich schwarz aus dem grauen Zwielicht schälten. Sie sah weiße Kissen und ruhige, entspannte Gesichter. Sie hörte gleichmäßige Atemzüge und dann und wann ein Wort, das im Traum geflüstert wurde. Erst allmählich fand sie sich wieder zurecht. Was war das, grübelte sie. Was hat mich derart erschreckt, daß ich noch jetzt an allen Gliedern zittere? Wollen denn die häßlichen Bilder der Vergangenheit nie verblassen? Müssen sie mich jede Nacht aus dem Schlaf reißen? Soll das für alle Zukunft so bleiben? Sie warf die Bettdecke zur Seite, um den erhitzten Körper abzukühlen. Die Luft im Schlafsaal war dumpf und stickig. Nicht einmal durch die Tür wehte ein erfrischendes Lüftchen. Dora Gibbon stützte sich auf den Ellenbogen und starrte zu den schwarzen Fenstern hin. Draußen im Anstaltsgarten rauschten die großen Bäume. Aus der Heide von Trontham klangen die heiseren Rufe der Nachtvögel herüber. Dumpf und klagend. Sie wiederholten sich immer wieder. Dann und wann strich ein Schatten an den Fenstern vorbei mit lautlosem Flügelschlag.
    Ich halte es nicht mehr aus in diesem verdammten Zwangserziehungsheim, dachte Dora Gibbon gepeinigt. Ich werde die Angst nicht los. Ich schleppe ständig die Furcht mit mir herum, daß sie mich aufgestöbert haben. Und dann ? Was ist dann ? Wer soll mich hier schützen ? Wer wird einen Finger für mich rühren, wenn es so weit ist?
    Sie ließ sich wieder zurücksinken und schloß die brennenden Augen. Quälende Bilder stürmten auf sie ein. Sie sah sich als frühreifes Mädchen durch die Kneipen des Londoner Ostens streunen, und es tauchten schattenhaft die Männer vor ihr auf, denen sie schon gehört hatte. Sie zählte sie an den Fingern ab. Da war nicht einer unter ihnen, der auch nur ein Fünkchen Liebe wert gewesen wäre. Nicht einer, der sich darum kümmerte, wie es ihr jetzt ging. Ein herber Geschmack lag ihr auf der Zunge. Haltlos, oberflächlich und verdorben, dachte sie bitter, so stand es auf meinem Einweisungsschein. Sicher wird das auch stimmen. Ich tauge keinen Schuß Pulver. Wenn ich eines Tages von hier ausreiße, werde ich endgültig vor die Hunde gehen. Aber was liegt schon daran? Was ist an mir verloren? Ich werde trotzdem durchbrennen. Schlimmer als hier kann es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher