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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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ich noch nie gesehen.«
    »Sie haben im Zusammenhang mit diesen Morden nicht zufällig irgendetwas mit angehört oder gesehen?«
    »Nein, absolut nichts.« Florian räusperte sich. »Wissen Sie denn schon, wer die Morde begangen hat?«
    »Berufskiller der Dopingmafia, die offenbar sehr eng mit den Turbofood-Leuten zusammengearbeitet haben.«
    Florian warf eine Hand vor den Mund. »Oh, Gott, in welchen kriminellen Verein bin ich da nur hineingeraten?«
    »Ihr Mannschaftsarzt wurde übrigens nicht getötet«, mischte sich der Pathologe in den Dialog der beiden ein, »sondern ein Double.«
    »Was?«, fragte Florian ungläubig.
    Dr.   Schönthaler klärte ihn über diese überraschende Wende auf. Dann fragte er, ob er Kenntnis von den Doping-Praktiken im Turbofood-Rennstall besitze. Wahrheitsgemäß berichtete Florian alles, was er wusste. Dabei schilderte er detailliert seine Erfahrungen sowie seine nächtlichen Beobachtungen im Hotel, wo er seine Kollegen bei ungewöhnlichen körperlichen Aktivitäten zu nachtschlafender Zeit ertappt hatte.
    Während sich sein Freund angesichts dieser merkwürdigen Praktiken verstohlen ins Fäustchen lachte, fragte Tannenberg: »Welchen Eindruck haben Sie von Dr. Schneider in der kurzen Zeit gewonnen? Hatte er Ihnen gegenüber in Bezug auf Doping Skrupel gezeigt, kritische Anmerkungen gemacht oder Sie wenigstens auf die Nebenwirkungen dieser illegalen Substanzen hingewiesen?«
    »Nein, nichts dergleichen«, beteuerte Florian Scheuermann. »Also mir ist er viel eher wie ein Doping-Papst vorgekommen. Für ihn war Doping das Normalste von der Welt. Etwas, das zu einer erfolgreichen Profi-Laufbahn unbedingt dazugehört.«
    Hab ich’s mir doch gedacht, du elender Mistkerl. Von wegen Gewissensbisse und hehre ethische Motive – nichts als die blanke Geldgier haben dich in die Arme der Medien getrieben!, schimpfte Tannenberg im Stillen.
    »Was passiert denn nun mit mir?«, fragte Florian mit einem herzerweichenden Gesichtsausdruck.
    »Genau das haben Sie mich vor ein paar Minuten schon einmal gefragt«, erwiderte Tannenberg freundlich.
    »Ja, sicher, aber dies bezog sich auf die Mordfälle. Wegen Dopingmittel-Missbrauchs kommt doch sicherlich auch noch einiges auf mich zu.« Seine Mundwinkel zuckten. »Mindestens eine zweijährige Sperre. Dann bin ich endgültig weg vom Fenster.«
    »Und wenn wir Ihnen jetzt versichern, dass Sie noch nicht einmal einen einzigen Tag Sperre wegen Dopings befürchten müssen?«
    »Was? Wie, wieso?«, stammelte der Jungprofi.
    Obwohl Tannenberg schon Luft geholt hatte, war sein Freund schneller: »Ganz einfach, weil Sie überhaupt nicht gedopt worden sind.«
    »Woher wollen Sie denn das wissen?«
    »Erstens kennen wir die Ergebnisse Ihrer Doping-Tests«, ergriff nun der Kriminalbeamte wieder die Initiative.
    »Und zweitens wissen wir, dass Dr. Schneider seit mehreren Wochen alle Fahrer nur mit Placebos versorgt hat«, preschte sein Freund abermals vor.
    »Dann habe ich also gar kein Epo gespritzt bekommen?«
    »Nein.«
    »Und die Testosteron-Pflaster und das ganze andere Zeug waren nur Placebos?«
    »Exakt«, bestätigte Dr. Schönthaler. »Nun können Sie sich auch den seltsamen Leistungseinbruch der Turbofood-Mannschaft beim Einzelzeitfahren erklären.«
    »Ja, natürlich! Dann kann mir überhaupt nichts passieren. Ich werde nicht gesperrt – und ich kann mich nach einem anderen Rennstall umschauen«, schrie Florian in das menschenleere Restaurant hinein. Anschließend vollführte er einen regelrechten Freudentanz. Schnaubend ließ er sich wieder auf seinem Stuhl nieder. »So ein Wahnsinn.« Er krauste die Stirn. »Aber wieso hat Dr. Schneider das getan?«
    »Um damit einen medienwirksamen Skandal zu produzieren, der ihm sehr, sehr viel Geld einbringen wird«, klärte ihn der Rechtsmediziner auf.
    Wolfram Tannenberg hatte sich unterdessen bei dem Wirt des kleinen Restaurants, der die ganze Zeit über interessiert diesem Schauspiel beigewohnt hatte, zwei Bierdeckel und einen Stift besorgt. »Dürften wir Sie um Autogramme bitten?«, fragte er.
    »Mich?«, wunderte sich Florian.
    »Ja, denn ich bin mir ganz sicher, dass Sie einmal ein ganz Großer in der zukünftig hoffentlich bedeutend saubereren Radsportszene werden. Und dann sind Ihre Autogramme bestimmt ganz viel wert. Schreiben Sie uns auch bitte das Datum dazu.«
    Während Florian gleichermaßen amüsiert wie stolz der Bitte nachkam, zauberte Dr. Schönthaler aus der Innentasche seines Sakkos ein
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