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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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direkt vor einem Restaurant. Tannenberg stellte seinen BMW unmittelbar daneben. Er stieg aus und zeigte dem französischen Kollegen, der paffend neben seinem Fahrzeug stand, den Dienstausweis.
    »Nous cherchons un jeune homme, qui s’appelle Florian Scheuermann«, sagte der Leiter des K 1 in Rückgriff auf schon längst vergessen geglaubtes Schulfranzösisch.
    Der junge Gendarm antwortete nicht, dafür aber wies er lächelnd zur Eingangstür des Restaurants.
    Als das pfälzische Vermissten-Such-Kommando die kleine, aber ausgesprochen schmucke Ferme Auberge betrat, entdeckten sie sogleich den gesuchten Radprofi. Er saß an einem der Restauranttische und wurde gerade von einem französischen Polizisten befragt.
    Florian erhob sich. Seine Verwunderung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, als er fragte: »Wie kommen Sie denn hierher?«
    »Wir haben Sie gesucht« entgegnete Tannenberg, dem die Erleichterung deutlich anzumerken war. »Wobei wir allerdings gehofft hatten, Sie in der Hütte in Schnepfenried anzutreffen.«
    »Da war ich ja auch, aber die war belegt. Und ich wollte unbedingt meine Ruhe haben«, erwiderte der Jungprofi, der inzwischen keine Radsportbekleidung mehr trug, sondern einen legeren, neutralen Trainingsanzug.
    »Wo haben Sie denn Ihre Turbofood-Klamotten«, wollte Dr.   Schönthaler gerne wissen.
    »Die habe ich vorhin in die Mülltonne gesteckt.«
    »Da gehören sie auch hin«, lobte der Rechtsmediziner.
    Offensichtlich war es an der Zeit, den Gendarm ins Bild zu setzen, denn der starrte mit verdutzter Miene die Eindringlinge an.
    Wieder zückte Wolfram Tannenberg seinen Dienstausweis. Diesmal musste er seine verstaubten Schulkenntnisse allerdings nicht bemühen, denn sein Kollege war der deutschen Sprache besser mächtig als er der französischen. Der etwa gleichaltrige Polizist schien nicht gerade unglücklich über Tannenbergs Vorschlag zu sein, Florian Scheuermann zu übernehmen und ihn in seine Heimat zurückzubringen. Denn er packte eilig Block und Stift zusammen und wünschte allen noch eine ›bon nuit‹.
    Florian Scheuermann sah bei Weitem nicht so mitgenommen aus, wie Tannenberg befürchtet hatte. Er war frisch geduscht und schien auch psychisch nicht sonderlich angeschlagen zu sein.
    »Wie geht’s Ihnen denn nach diesem ganzen Stress?«
    »Jetzt bin ich wieder einigermaßen okay. Nach dem bescheuerten Einzelzeitfahren war ich total down und wollte nur noch eins: so schnell wie möglich weg von diesem ganzen Wahnsinn.«
    »Das können wir sehr gut verstehen. Nicht wahr, Rainer?«
    Dr.   Schönthaler nickte stumm.
    »Am Anfang war ich total deprimiert. Aber als ich aus dem Radio erfahren habe, dass die anderen auch nicht viel besser waren als ich, ging’s mir schon bedeutend besser. Und dann die anstrengende Fahrt hier rauf in die Hochvogesen, in diese herrliche Natur …« Mit einem Mal verdüsterte sich seine Miene und er fragte mit gepresster Stimme: »Was passiert denn nun mit mir? Der französische Polizist hat mir gesagt, dass ich auf einer internationalen Fahndungsliste stünde und er mich festnehmen müsse.«
    Tannenberg beschwichtigte mit einer Handbewegung. »Da machen Sie sich mal keine unnötigen Gedanken, Herr Scheuermann. Das war nur ein Rundumschlag meiner BKA-Kollegen. Heute Nachmittag wurden alle Mitglieder des Turbofood-Teams festgenommen. Und da Sie nicht auffindbar waren, hat man Sie zur Fahndung ausgeschrieben. Wir nehmen Sie morgen früh mit nach Hause, dann fertigen wir ein Gesprächsprotokoll mit Ihnen an. Das unterschreiben Sie und anschließend können Sie nach Hause gehen.«
    »Könnten wir nicht noch heute Nacht zurückfahren?«, bettelte er. »Meine Eltern machen sich bestimmt große Sorgen.«
    »Doch, das können wir tun«, erklärte der Kriminalbeamte. Sicherheitshalber bedachte er seinen Freund mit einem fragenden Blick. Der stimmte per Kopfbewegung zu. »Wollen Sie nicht mal Ihre Eltern anrufen?«
    »Darf ich das schnell erledigen?«
    »Ja, sicher, lassen Sie sich ruhig Zeit damit.«
    Florian verzog sich in ein Nebenzimmer und kehrte erst gut zehn Minuten später wieder zurück. »Ich soll Sie ganz herzlich von meinen Eltern grüßen. Sie sind Ihnen sehr dankbar.«
    »Keine Ursache, das haben wir doch gerne getan. Mal was anderes: Was wissen Sie eigentlich über die Morde?«
    »Gar nichts, Herr Kommissar, wirklich. Ich kann überhaupt nichts dazu sagen. Ich habe Joop und Dr.   Schneider nur kurz gekannt. Und diesen ermordeten Journalisten hab
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