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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot
Autoren: John D. MacDonald
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menschliche Bedürfnis nachvollziehen, nicht wahr?«
    »Sie können nicht unaufhörlich dem Bild gerecht werden, das sich das Publikum von Ihnen macht.«
    »Genau. Danke für Ihr Verständnis.«
    Das war eine andere Rolle. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Monolog aus einem alten Film, bearbeitet für die aktuelle Situation.
    »Und wenn ich tatsächlich ... vergesse, dann bin ich am allerverletzlichsten.«
    »Klar.«
    »Ich wünsche mir so, daß Sie wenigstens versuchen, mich zu verstehen. Ich bin im Grunde nicht sehr kompliziert, Trav. Ich bin wie alle anderen. Manchmal bin ich verzweifelt und selbstzerstörerisch. Manchmal mache ich dumme Sachen. Manchmal schert es mich einen Dreck, was aus mir wird.«
    »Klar.«
    Sie streckte die Hand aus, fuhr mir mit den Fingerspitzen über die Wange und wirbelte zurück und setzte sich wieder auf die Couch. »Ich weiß, daß Sie nicht prüde sind. Das spüre ich. Das hier ist ein Gespräch wie mit meinem Arzt oder Anwalt. Aber es ist mir so schrecklich peinlich.«
    »Was ist passiert?«
    Sie seufzte und zog ein reumütiges Gesicht. »Ein Mann ist passiert. Was sonst? Ein sehr aufregender Bursche. Aufregend für mich jedenfalls. Es ist letztes Jahr passiert, im Juli, vor über achtzehn Monaten. Wir hatte gerade Jack and the Game zu Ende gedreht. Ich war buchstäblich ausgelaugt, aber ich fuhr mit Carl weg. Carl Abelle. Er besaß eine Skischule. Wir waren nie wirklich alleine. Er fand einen Ort für uns. Ein absolut traumhaftes kleines Haus. Kennen Sie Kalifornien? Es liegt direkt unterhalb von Big Sur und krallt sich gerade nur mit den Fingerspitzen am Fels fest. Es gehört Freunden von ihm namens Chipman. Sie waren in der Schweiz. Wir beide waren ganz allein ...«
    Ihre Stimme driftete ins Unbestimmte.
    »Ja?«
    »Trav, ich unterliege die meiste Zeit der grausamsten Disziplin. Ich arbeite sehr hart.«
    »Das heißt, wenn Sie sich mal fallenlassen, dann richtig.«
    »Tiefer als die meisten, nehme ich an. Ein klein wenig Zeit, wo man nicht auf jedes Gramm und jeden Kubikzentimeter, auf jede Pore und jede Kalorie und jede Schramme achten muß ... verdammt noch mal, wo man zur Abwechslung mal eine Frau sein kann. Eier braten, die Haare nicht machen, mir einen reinziehen, einen kippen. Ich bin von Natur aus eine sehr leidenschaftliche Frau. Aber ich habe immer alles unter Kontrolle. Bis auf Zeiten wie diese vor eineinhalb Jahren. Mit Carl. Das gönne ich mir dann. Einfach mit einer bestimmten Art von Mann verschwinden. Alles, was sich da angestaut hat ...«
    »Vögelchen und Bienchen. Ich hatte nicht angenommen, daß Sie in Ihrer Freizeit ins Kloster gehen, Miss Dean. Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Ich will Ihnen nur erklären, wie alles kam. Es war so ein abgeschiedener Ort. Carl fuhr immer los und besorgte Essen und Alkohol. In die Felsen waren Stufen gehauen, die nach unten zu einem kleinen Strand führten, ganz weit unten, so daß man ihn bei Flut nicht benutzen konnte. Am Ufer gab es eine Terrasse, etwa sieben Quadratmeter. Sie war ein bißchen vorgebaut, so daß man auch die Morgensonne mitbekam. Mit einer flachen, breiten Mauer darum. Und einem großen Stapel wasserdichter Matratzen zum Sonnen und Kissen in allen Farben. Wir hatten es so eingerichtet, daß wir drei Wochen lang für uns hatten. Vielleicht war das zu lange. Wahrscheinlich. Wir paßten wunderbar zueinander, in rein körperlicher Hinsicht. Das wußten wir natürlich schon, bevor wir losfuhren. Außer auf der Skipiste oder im Bett ist Carl nicht besonders anregend. Eine Woche lang war es sehr intensiv. Tag und Nacht völlig durcheinander. Essen, wenn man hungrig ist, schlafen, wenn man müde ist. Als der Reiz weg war, fingen wir beide an, mehr zu trinken. Und wir verbrachten immer mehr Zeit auf der Terrasse in der Sonne. Mir war klar, daß ich zu braun wurde, aber ich war zu faul und entspannt und machte mir keine Gedanken darüber. Ich trank eine Menge Wodka. Die heiße Sonne und der Wodka hielten mich in einem permanenten Dämmerzustand. Wir schliefen miteinander in der Sonne, ganz bedächtig und verschwitzt und, ich weiß nicht, irgendwie unbeteiligt. Als ich noch ganz jung war, hatte ich eine Eileiterschwangerschaft, an der ich fast gestorben wäre, und brauchte mir deshalb um nichts Sorgen zu machen. Wir fühlten uns einfach so weit weg von allem. Man sieht weit draußen ein Boot oder ganz weit entfernt ein Flugzeug oder hört manchmal einen Laster auf dem Highway. Das Telefon war
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