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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot
Autoren: John D. MacDonald
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beide Reaktionen. Ich bin außergewöhnlich groß. Ich halte mich oft im Freien auf. Ich sehe aus wie ein fauler Hund und bin es auch. Wie es eine Puppe aus Texas einmal ausdrückte: Ich sehe aus, als hätte ich schon eine Menge erlebt und es, mehr schlecht als recht, auch überlebt.
    Sie hatte schwarzes Haar. Manche männlichen Musiker tragen es länger. Sie hatte lebhafte dunkle Augen, schwere schwarze Brauen, ein ziemlich langes Gesicht, hohe flache Wangenknochen und eine Himmelfahrtsnase. Der Mund nahm dem Gesicht die Strenge. Er war voll und breit und hübsch geformt. Sie wirkte modebewußt, tüchtig und völlig humorlos.
    »Mr. Travis McGee?« fragte sie. Sie besaß einen weichen Alt.
    »Höchstpersönlich.«
    »Ich bin Dana Holtzer. Sie waren am Telefon nicht zu erreichen.«
    »Es ist abgestellt, Miss Holtzer.«
    »Ich würde Sie gerne in einer sehr persönlichen Angelegenheit sprechen.«
    Manchmal läuft es so. Sie sah nach Geld aus. Nicht nach Schmuck. Nach selbstverdientem Geld. Sie machte den Eindruck einer berufstätigen Frau, die einen guten Job hat. Es sah nicht aus, als stecke sie selbst in der Patsche. Mehr wie die Abgesandte von jemandem, der darin steckte. Wäre sie ein paar Monate früher gekommen, hätte es mich einen Dreck geschert. Aber die Kohle ging zur Neige. Bald würde ich einen einträglichen kleinen Fall an Land ziehen müssen. Es ist nett, wenn sie an die Haustür kommen und einem die mühevolle Suche ersparen.
    Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. »Sind Sie sicher, daß Sie mit dem Richtigen sprechen?«
    »Walter Lowery in San Francisco nannte Ihren Namen.«
    »Was Sie nicht sagen. Wie geht’s dem guten alten Walt?«
    »Gut, nehme ich an.« Sie runzelte die Stirn. »Ich soll Ihnen ausrichten, er würde das Schachspielen mit Ihnen vermissen.«
    Dann war es in Ordnung. Walt und ich haben noch nie im Leben Schach gespielt. Jedenfalls nicht gegeneinander. Aber das war das Erkennungszeichen, wenn er jemanden zu mir schickte. Es gibt Neugierige und solche, die Ärger machen wollen, und die Aufdringlichen und die offiziellen Ermittler. Es ist günstig, wenn man eine Methode hat, mit der man die Zweifelsfälle aussortieren kann.
    »Dann kommen Sie mal raus aus dem Wind«, sagte ich und hakte die Kette los. Nachdem sie sich an mir vorbeigezwängt hatte, hakte ich sie wieder ein. Die Taille meiner Besucherin war schmal und hoch, sie hatte kräftige, wohlgeformte Waden und bewegte sich mit der Eleganz, die vielen Frauen mit einer solchen Figur zu eigen ist. Ihr Rücken war gerade und aufrecht, ihre Haltung gut.
    Ich öffnete die Tür und geleitete sie in das Donnern der Musik. Skeeter warf ihr einen abwesenden Blick zu, lächelte flüchtig und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Ich ließ die Musik laufen und führte Miss Holtzer durch die Kajüte, an der Kombüse vorbei zu der kleinen Eßnische. Dann schloß ich die Tür der Kajüte zum Korridor.
    »Kaffee? Einen Drink?«
    »Nichts, danke«, sagte sie und nahm in der Nische Platz.
    Ich goß mir selbst einen Becher Kaffee ein und setzte mich ihr gegenüber. »Ich bin nicht an jeder x-beliebigen Kleinigkeit interessiert«, sagte ich.
    »Das ist uns bewußt, Mr. McGee.«
    »Dann kennen Sie meine Arbeitsweise?«
    »Ich glaube schon. Jedenfalls weiß ich das, was Mr. Lowery darüber berichtet hat. Wenn jemandem etwas abgenommen wurde und es keine Möglichkeit gibt, es auf legale Weise zurückzubekommen, bemühen Sie sich, es wiederzubeschaffen - für die Hälfte seines Werts. Ist das korrekt?«
    »Ich muß alle Einzelheiten wissen.«
    »Natürlich. Aber es wäre mir lieber, wenn die ... betroffene Partei Ihnen alles erklärte.«
    »Mir auch. Schicken Sie ihn zu mir.«
    »Es handelt sich um eine Frau. Ich arbeite für sie.«
    »Schicken Sie sie her.«
    »Das ist nicht möglich, Mr. McGee. Ich muß Sie zu ihr bringen.«
    »Tut mir leid. Wenn sie so viel Ärger am Hals hat, daß sie mich zu brauchen glaubt, dann kann sie auch selbst zu mir kommen, Miss Holtzer.«
    »Sie verstehen mich nicht. Wirklich. Sie könnte einfach nicht hierherkommen. Sie hätte mit Ihnen gesprochen, wenn ich Sie ans Telefon bekommen hätte. Ich arbeite für ... Lysa Dean.«
    Ich kapierte, was sie meinte. Dieses Gesicht war zu bekannt, selbst hinter der dunkelsten Brille. Und in einer solch persönlichen Angelegenheit würde sie nicht mit einer Polizei-Eskorte aufkreuzen wollen. Und wenn sie alleine käme, würden ihre Verehrer sie auf hundert Schritt entdecken und
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