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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot
Autoren: John D. MacDonald
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sich um sie drängen und herumstehen und sie mit jenem starren, feuchten, blöden Lächeln anglotzen, mit dem Amerika Berühmtheiten beehrt. Zehn große Filme, vier ziemlich chaotische Ehen, eine katastrophale Fernsehserie und ein paar hochbezahlte Gastauftritte hatten sie in jedem Haushalt bekannt gemacht. Liz Taylor, Kim Novak und Doris Day hätten bei den starbesessenen Massen den gleichen Auftrieb verursacht. Die Öffentlichkeit ist eine unberechenbare Bestie.
    »Ich kann mir kaum vorstellen, wie Lysa Dean in eine Lage kommen könnte, in der sie denkt, sie hat meine Hilfe nötig.«
    Ich glaubte, ein leicht angewidertes Zucken in den recht verdrossenen Zügen von Miss Tüchtig zu sehen. »Darüber möchte sie mit Ihnen sprechen.«
    »Mal sehen. Walter hat einmal ein Drehbuch für sie geschrieben.«
    »Seitdem sind sie befreundet.«
    »Würden Sie sagen, daß meine Arbeitsweise ihrem Problem angemessen ist?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube schon. Ich bin nicht in alle Einzelheiten eingeweiht.«
    »Vertraut sie Ihnen denn nicht?«
    »Meistens schon. Aber wie ich schon sagte, ich kenne nicht alle Einzelheiten. Es handelt sich um eine persönliche Angelegenheit. Aber es geht um etwas ... das sie zurückhaben möchte. Und das von Wert für sie ist.«
    »Ich kann nichts versprechen. Aber ich werde mir ihre Geschichte anhören. Wann?«
    »Jetzt gleich, wenn Sie es einrichten können, Mr. McGee.« Die Symphonie war zu Ende. Ich stand auf und schaltete die Anlage aus.
    »Wir würden es schätzen, wenn Sie es niemandem gegenüber erwähnten. Auch nicht ihren Namen.«
    »Wissen Sie, ich wollte gerade losrennen und es ein paar Freunden erzählen.«
    »Entschuldigen Sie. Ich bin zu sehr daran gewöhnt, sie vor Unheil zu beschützen. Sie geht gerade auf eine Werbetournee für Winds of Chance. Sie beginnt am Montag. Die Weltpremiere ist am Samstagabend in acht Filmtheatern in Miami. Wir sind früher gekommen, weil wir hofften, es fände sich eine Gelegenheit, Sie zu sprechen. Sie wohnt zur Zeit im Haus eines Freundes. Morgen abend zieht sie ins Penthouse des Hotels am Strand um. Von Montag an hat sie einen vollen Terminkalender.«
    »Arbeiten Sie schon lange für sie?«
    »Seit zwei Jahren. Schon etwas länger. Wieso?«
    »Ich habe mich gefragt, als was Sie sich bezeichnen.«
    »Als Privatsekretärin.«
    »Hat sie viel Personal mitgebracht?«
    »Eigentlich nicht. Auf Tourneen wie dieser sind nur ich und ihr Mädchen, ihr Friseur und der Mann von der Agentur dabei. Es wäre mir wirklich lieber, wenn Sie die Fragen ihr stellen würden. Könnten Sie ... sich fertigmachen, um sie aufzusuchen?«
    »In Miami?«
    »Ja. Draußen wartet ein Wagen, Mr. McGee. Ob ... ich kurz einen Anruf machen dürfte?«
    Ich führte sie in die Kapitänskajüte. Der Telefonanschluß befindet sich in einem Fach am Kopfende des Betts. Sie schlug die Nummer in einem schwarzledernen Notizbuch aus ihrer großen Handtasche nach. Sie wählte die Vermittlung und ließ das Gespräch von ihrer Kreditkarte abbuchen. »Mary Catherine?« sagte sie. »Bitte sagen Sie ihr, daß ich unseren Freund mitbringe. Nein, das ist alles. Wir treffen in Kürze ein. Vielen Dank, meine Liebe.«
    Sie stand auf und schaute sich um. Ich konnte nicht erkennen, ob das riesige Bett sie anwiderte oder amüsierte. Ich war versucht, es ihr zu erklären. Es erschreckte mich, daß ich den Wunsch hatte, ihr zu sagen, daß es schon Teil der Einrichtung gewesen war, als ich das Boot bei einer langen Pokerpartie in Long Beach gewonnen hatte. Um im Spiel zu bleiben, hatte der Mann als letzten Einsatz seine brasilianische Geliebte als Zugabe aufgeboten, in der verständlichen Annahme, sie gehöre im Grunde mit zum Boot. Seine Freunde hatten mir das heikle Problem einer Ablehnung erspart und ihn mit sanfter Gewalt vom Spieltisch entfernt.
    Miss Holtzer wirkte nicht sonderlich prüde. Sie machte nur den Eindruck, als würde sie Leute gerne in handliche Kategorien einteilen.
    Sie entschloß sich, sich einen Kaffee einzugießen, mit meiner Erlaubnis natürlich, während ich mich umzog. Ich band mir ausnahmsweise eine Krawatte um und zog einen ziemlich dicken Anzug an. »Hey, ihr beiden, schaut euch doch mal kurz diese jämmerliche Maus an«, sagte Skeeter, als wir wieder in die Kajüte zurückkamen.
    Sie zeigte uns die eben vollendete Zeichnung. »Das ist der Augenblick, in dem Quimby endgültig klar wird, daß er tatsächlich eine Maus ist. Die Katze hat es ihm gerade gesagt. Er ist
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