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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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vollstinken konnte.
    »Ich verstehe nicht, wieso du dir das von denen bieten lässt«, sagte Roz. »Ich hätte sie längst vor die Tür gesetzt.«
    »Es ist aber nicht mein Haus. Ich bestimme nicht, wer bleibt und wer geht.«
    »Ich erzähle dir schon seit Jahren, dass du dich auf die Warteliste für ein Haus aus dem sozialen Wohnungsbau setzen lassen sollst.«
    »David würde seine Mum nie allein lassen, in ihrem Zustand.«
    Roz war deutlich anzusehen, dass sie gern etwas erwidert hätte. Ven und sie, die sich häufiger über Olives Situation unterhielten, waren überzeugt, dass Doreen Hardcastles »arme verkrüppelte Beine« in Wahrheit »gesunde, fette, faule Beine« waren. Sie genoss es schlicht, von vorne bis hinten von Olive bedient zu werden und auch noch Miete dafür zu kassieren. Es gab »gutherzig«, und dann gab es Olive. Sollte Manus mal versuchen, sie so zu behandeln. Der würde sein blaues Wunder erleben!
    Ven lächelte Olive mitfühlend an. Olive war entschieden zu selbstlos. »Nein« kam in ihrem Wortschatz einfach nicht vor. Ven konnte es kaum erwarten, ihren Plan in die Tat umzusetzen und Olive endlich mal eine Pause zu gönnen.
    Bis Kuchen und Kaffee kamen, hatte Ven wieder einmal ihr allzu strahlendes Lächeln auf dem Gesicht. Ihre Mundwinkel bogen sich beinahe bis zur Stirn.
    »Bist du auf Drogen?«, fragte Roz.
    »Ich bin high vom Leben«, antwortete Ven zwinkernd.
    »Wusst ich’s doch! Was ist es? Heroin?«
    »Cappuccino-Kuchen ist die einzige Droge, die ich brauche«, sagte Ven und nahm sich einen großen Bissen.
    »Drei Wochen bis zu deinem Vierzigsten«, sagte Roz, die Vens Frivolität geflissentlich überging. »Hast du beim Italiener reserviert? Wolltest du doch. Oder soll ich das übernehmen?«
    »Du bist so ein Kontrollfreak«, sagte Ven.
    »Eine von uns muss es ja sein«, konterte Roz. »Ohne mich würden wir am Ende mit ein paar Tüten Chips zu Hause hocken. Also, wenn du bisher noch nichts reserviert hast, mach ich es, sobald ich wieder zu Hause bin.«
    »Tja, das wird nicht nötig sein. Ich habe schon etwas gebucht, okay?« Ven nickte vielsagend.
    »Wo? Im Bella Notte?«
    »Nein.«
    »Ach komm, wo denn? Ehrlich, dir muss man manchmal alles aus der Nase ziehen.«
    Ven legte ihre Kuchengabel ab. Dies war ihr Moment. Sie stand im Rampenlicht, der Scheinwerferstrahl war auf sie gerichtet und ihr Publikum schwieg gespannt. Vor lauter Kribbeln im Bauch bekam sie kaum einen Ton heraus.
    »Venice«, sagte sie grinsend, wobei sie den Namen italienisch aussprach, nicht wie ihren eigenen.
    »Oh, also wirklich!« Roz ließ ihre Gabel klappernd fallen. »Na schön, ich geb’s auf. Ich versuche, mir etwas Besonderes für deinen großen Tag auszudenken, und du machst einfach nur blöde   …«
    »Es ist kein Scherz«, unterbrach Ven sie. »Ich reise an meinem vierzigsten Geburtstag an den Ort meiner Zeugung. Venedig.«
    Sie blickte in die beiden entgeisterten Mienen ihrer Freundinnen und kicherte, ehe sie tief Luft holte und das Beste enthüllte.
    »Und ihr zwei kommt mit mir.«
    »Sehr witzig«, sagte Olive an einem Mundvoll Zitronenkuchen vorbei.
    »Seid still und hört zu«, fuhr Ven fort. »Ich habe vor ewigen Zeiten bei einem Preisausschreiben mitgemacht, und vor ein paar Wochen rief mich die Firma an und sagte, dass ich eine Reise gewonnen habe.«
    »Ist nicht wahr!«, sagte Olive.
    »Doch, und wir fahren.«
    »Was für ein Preisausschreiben?«, fragte Roz skeptisch. »Was musstest du da machen?«
    »Ich sollte mir einen Werbeslogan für Figurehead Cruises ausdenken.«
    »Und welchen hast du dir ausgedacht?«
    »›We Are the Sail of the Century‹«, verkündete Ven stolz.
    »Dafür hast du eine Reise gewonnen?«, höhnte Roz. »Nie im Leben.«
    »Und ob. Ich habe eine sechzehntägige Kreuzfahrt für   … drei Personen gewonnen, auf ihrem neuen Schiff, der Mermaidia .« Sie hob ihre Tasche vom Boden auf und angelte eine Faltbroschüre heraus. »Schaut hier, dreitausendeinhundert Passagiere, Swimmingpools, Bars, Kino, Restaurants, Eisdiele, Freiluftkino, Wellnessbereich   …«
    »Eine Kreuzfahrt? Sechzehn Tage lang?«, hauchte Roz.
    »Meine Herrn«, sagte Olive atemlos, als sie die Bilder vom luxuriösen Innern des Kreuzfahrtschiffes sah. Es wirkte wie ein Fünf-Sterne-Hotel. Nein, sechs Sterne   … womöglich zehn.
    »Wir fahren morgen in zwei Wochen ab, am sechzehnten August. Wir haben jede fünfhundert Pfund im Voraus gekriegt, um uns passend einzukleiden, und an Bord werden
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