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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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gestürzt und sich schließlich von David Hardcastle und seinen ehrgeizigen Plänen hinreißen lassen. Nein, sie konnte nicht zurück, auch wenn ihr Herz die Insel nie verlassen hatte.
    Als Olive in das verqualmte Haus ihrer Schwiegermutter kam und die Berge von Bügelwäsche sah, die sie erwarteten, bevor sie die Büros weiter oben in der Straße putzen ging, spürte sie ein bleiernes Gewicht auf ihren Schultern. Tränen stiegen ihr in die Augen. Dieses Gerede über die Kreuzfahrt hatte nichts als dumme Wunschträume in ihr geweckt. Erinnerungen an sanfte Wellen, kleine Fische und die salzige griechische Luft.
7. Kapitel
    Manus rieb sich mit den Händen übers Gesicht. Er konnte nicht glauben, dass er schon wieder alles falsch gemacht hatte. Und dennoch machte ihm Roz nun Vorhaltungen, weil er geholfen hatte, einen Gratis-Urlaub für sie zu organisieren.
    »Ich hatte nicht die leiseste Ahnung!«, warf Roz ihm vor.
    »Aber das war doch gerade der Plan, Schatz.«
    »Ach ja, Heimlichkeiten liegen dir, was?«
    Manus schüttelte resigniert den Kopf. Er wollte sich nicht wieder streiten. Seit vier Jahren stritt er mit dieser Frau, die er so sehr liebte. Es machte ihn fertig, dass er es nicht schaffte, zu ihr durchzudringen. In letzter Zeit schliefen sie kaum noch miteinander. Wenn es doch mal dazu kam, hatte er das Gefühl, sie würde es über sich ergehen lassen. Wahrscheinlich um in den folgenden Wochen jeden Annäherungsversuch guten Gewissens ablehnen zu können. »Nicht schon wieder!«, bekam er dann zu hören. Ihre Orgasmen wirkten mechanisch, eine rein körperliche Reaktion auf entsprechende Reize.Er konnte sie zum Höhepunkt bringen, aber ihr Innerstes erreichte er nicht. Das wusste er. Er hatte gebetet, dass die Mauern, die sie um ihr Herz errichtet hatte, irgendwann bröckeln würden; stattdessen wurden sie nur stärker und undurchdringlicher. Und trotzdem, Idiot, der er war, versuchte er es weiter. Er hatte keinen Schimmer, wie lange er es noch ertrug, immer wieder weggestoßen zu werden. Das allerdings wagte er nicht auszusprechen, denn Roz würde sofort darauf einsteigen. Er konnte sie förmlich hören: Hah, hab ich’s doch gewusst, dass du mich verlässt, genau wie das Schwein vorher! Ihr seid alle gleich. Besagtes vorheriges Schwein war ihr Ex-Mann, der mit Roz’ schwangerer Cousine auf und davon zog. Sie hatte ihn angebetet, und als er sie betrog, war sie aus allen Wolken gefallen. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen, sie dazu zu bringen, überhaupt wieder einem Mann zu vertrauen, aber Manus war vom ersten Moment an hingerissen gewesen von dieser großen, schlanken Frau mit dem eingefrorenen Autoschloss vor dem Supermarkt. Das war sieben lange Jahre her. Er hatte ihren Ritter in schimmernder Rüstung gespielt und ihr das Versprechen abgeluchst, zur Belohnung mit ihm essen zu gehen.
    Mit seiner romantischen Offensive hatte er sie davon überzeugen können, dass es auch treue Männer gab. Aber es war verdammt harte Arbeit gewesen. Und dann hatte er sich blöderweise alles damit verscherzt, dass er ihre beste Freundin küsste. Jahrelange Arbeit vernichtet in einem drei Sekunden währenden schwachen Moment. Er hatte sich wieder einmal mit Roz gestritten, hatte nur etwas Wärme und Trost gewollt, und da war Frankie aufgetaucht, der es gerade genauso ging. Was ansich schon idiotisch war, doch er musste es auch noch toppen. In seiner grenzenlosen Dummheit hatte er es für das Beste gehalten, Roz alles zu beichten, weil er ihr ja versprochen hatte, sie niemals zu belügen. Ihre Reaktion hätte kaum schlimmer ausfallen können, wenn sie ihn bei einer Orgie mit ihrem gesamten Büro, ihren beiden Stiefschwestern und dem Pudel ihrer Mutter ertappt hätte. Natürlich gab es keinerlei Rechtfertigung für sein Verhalten. Nicht im Traum hätte er Roz noch weiter verletzt und ihr gesagt, wie verzweifelt er manchmal nach einem Funken Liebe oder Zuneigung lechzte. Nein, es war sein Fehler gewesen, und er musste mit den Folgen leben.
    Manus Howard wurde zum ersten Mal bewusst, wie ausweglos die Situation war. Nichts, was er tat, würde Roz ändern. Sie weigerte sich, offen mit ihm über das zu reden, was an jenem Abend geschehen war. Stattdessen machte sie laufend sarkastische Andeutungen, während Manus wie auf Eierschalen um sie herumschlich. Er hatte niemals erwähnt, dass irgendeine Schauspielerin gut aussah, und schweifte sein Blick in Roz’ Gegenwart unbewusst zu einer anderen Frau, womöglich sogar einer
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