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GK398 - Gefangen in der Spiegelwelt

GK398 - Gefangen in der Spiegelwelt

Titel: GK398 - Gefangen in der Spiegelwelt
Autoren: A.F.Morland
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An der Haustür stand der Name Hec Polanski. Darunter war ein Klingelknopf aus Perlmutt. Frank Esslin legte seinen Daumen darauf. Er war eingeladen. Zum Herrenabend. Da er nicht mit leeren Händen kommen wollte, hatte er eine Flasche Johnnie Walker mitgebracht, obwohl Hec Polanskis reichlich gefüllte Hausbar beinahe stadtbekannt war.
    Und das in New York!
    Das war schon eine reife Leistung.
    Schritte näherten sich der Tür, und dann schwang sie auch schon auf. Polanski ließ ein dröhnendes Lachen hören. Er war ein großer Kerl mit einem mächtigen Brustkorb, der einem Weinfass nicht unähnlich sah. Die Augen des Mannes verrieten, daß er offen, ehrlich und geradlinig war.
    Ein Erfolgsmensch, der es in der Computerindustrie zu Ansehen und Geld gebracht hatte, und der es verstand, das Leben in vollen Zügen zu genießen.
    »Frank!« rief er erfreut aus. »Komm rein!«
    »Sind die anderen schon da?«
    »Klar. Du bist der letzte. Nur du hast noch gefehlt. Jetzt können wir loslegen.«
    Frank - hager, aber immer elegant -drückte Polanski die Whiskyflasche in die Hand. »Ein kleines Mitbringsel.«
    »Das wäre nicht nötig gewesen.«
    »Weiß ich. Hättest du mit Blumen mehr Freude gehabt?«
    »Nee. Blumen kann man nicht trinken«, sagte Polanski, lachte laut und schlug Frank mit seiner großen Pranke herzlich auf die Schulter. »Freut mich. Freut mich wirklich, daß wir endlich mal wieder Zusammenkommen, Junge. Unser letzter Herrenabend war im August. Jetzt ist Dezember.« Er seufzte. »Das ist der Fluch des Tüchtigen. Er hat wenig Zeit. Warst du mal wieder auf großer Fahrt?«
    Frank nickte. »Ich war in Südafrika.« Schaudernd dachte er an das Mumienheer des schwarzen Salamanders, das dort den Urwald unsicher gemacht hatte. [1] Frank war Arzt. Er arbeitete als Experte für Tropenmedizin für die WHO, die Weltgesundheitsorganisation. Er kam viel herum.
    »Du bist zu beneiden, Frank«, sagte Hec Polanski.
    »Wieso?«
    »Immer braungebrannt, als kämst du gerade vom Urlaub zurück. Du machst laufend Reisen in ferne, oft geheimnisvolle Gebiete, begibst dich dorthin, wo es noch das echte Abenteuer zu erleben gibt, während wir hier in der Großstadt hinter unseren idiotischen Schreibtischen verkümmern.«
    Frank schmunzelte. »Warum steigst du nicht aus? Aussteigen ist heutzutage doch modern.«
    »Und was sollte ich in meinem zweiten Leben anfangen, he? Soll ich zum Regenwurm werden? Oder Bio-Farmer? Ach, was soil’s. Ich bleibe, was ich bin. Bis mich eines Tages der Teufel holt. Vielleicht ist’s bis dahin gar nicht mehr so lang.«
    Frank musterte Polanski. »Ist etwas nicht in Ordnung mit dir?«
    »He, wir wollen da doch keine ernsten Töne aufkommen lassen«, sagte Polanski mit übertriebener Heiterkeit. Er half Frank aus dem Mantel, wollte ihn in Richtung Wohnzimmer schieben, doch Frank ging nicht weiter.
    »Was ist los, Hec?«
    Polanski rümpfte die Nase. »Nichts. Gar nichts.«
    »Komm schon, zier dich nicht.«
    »Ach was, der Zuckerwert soll bei mir nicht ganz stimmen. Das hat die letzte Untersuchung ergeben. Angeblich schlafe ich deshalb im Büro immer ein. Aber das ist nicht der Grund, ich weiß es besser. Ich habe in letzter Zeit zuviel die Puppen tanzen lassen. Deshalb war ich tagsüber so müde.«
    Frank wies auf den Whisky. »Du solltest damit etwas vorsichtiger sein.«
    »Jawohl, Herr Doktor. Ich werde es mir hinter die Ohren schreiben. Aber nicht heute. Morgen. Okay? Komm endlich weiter. Derek und Cristobal warten sicher schon ungeduldig auf dich.«
    Hec Polanski stieß die Wohnzimmertür auf und rief: »Hallo, Freunde! Und nun präsentiere ich euch den Star des Abends: Dr. Frank Esslin! Ich bitte um Applaus!«
    Und Derek Morwenna und Cristobal Gerrick applaudierten tatsächlich.
    »Ihr seid schon wirklich ein verrückter Haufen«, sagte Frank Esslin grinsend und trat ein. Er drückte Morwenna die Hand. »Hallo, Derek.«
    »Hallo, Frank. Lange nicht gesehen.«
    Morwenna war Makler. Deshalb fragte ihn Frank: »Haust du deine Kunden immer noch so gekonnt übers Ohr?«
    Morwenna griente. »Ich lerne laufend dazu.«
    »Das wird noch mal ein schlimmes Ende mit dir nehmen.« Frank gab Gerrick die Hand. »Guten Abend, Cristobal.«
    »Frank, Nett, dich zu sehen.« Gerrick leitete eine Konservenfabrik.
    Hec Polanski klatschte in die Hände.
    »Kameraden, wie wär’s mit einem kleinen Begrüßungsschluck? Ein Gläschen wird uns gewaltig vorwärtsschleudern.«
    Er öffnete die riesige verspiegelte Bar. Man
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