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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Bett mit einem Wal. Waren es in Witzen nicht immer die Frauen, die Unmengen Platz im Bett einnahmen? David schlief wie ein Gekreuzigter, die Arme so weit ausgebreitet, dass kaum noch Matratze für seine Frau übrig blieb. Olive versuchte, sich zu strecken.Ihr Rücken schmerzte, was wahrscheinlich daher kam, dass sie alle Treppen in Mr. Tidys fünfgeschossigem Haus staubgesaugt hatte. Nach ihren Stunden montags, dienstags und freitags dort war Ven jedes Mal halb hinüber. Sie hasste das Haus; es fühlte sich so schrecklich kalt an   – ein permanentes Montagmorgengefühl. Olive massierte ihren Lendenwirbel und wünschte, sie könnte einfach die Decke hochziehen und im Bett bleiben. Im Geiste malte sie sich aus, dass David nicht da war und sie die ganze Bettbreite für sich hätte.
    David schnarchte so laut, dass er sich selbst weckte und auf Olive rollte.
    »Au!«, schrie sie. Noch ein Stück, und er walzte sie platt wie einen Pfannkuchen.
    »Aua«, ächzte er und rieb sich das Kreuz. »Bist du noch da? Hast du verschlafen?«
    »Nein, ich überrede mich noch zum Aufstehen«, antwortete Olive. »Mein Rücken tut ein bisschen weh.«
    »Hmm, das Gefühl kenne ich«, gähnte er. »Ich habe die ganze Nacht fast kein Auge zugetan, so schlimm war meiner.«
    Olive verkniff sich eine spitze Erwiderung. Kein Auge zugetan? Du hast acht Stunden lang geschnarcht wie ein Sägewerk! Und zweifellos würde er nochmal acht Stunden schnarchen, wenn sie erst aus dem Haus war. Aber dann drehte er sich zur Seite und stöhnte so erbärmlich vor Schmerz, dass sich prompt ihr schlechtes Gewissen meldete.
    »Soll ich dich noch ein bisschen massieren, ehe ich zur Arbeit gehe?«, fragte sie pflichtschuldig.
    »Oh ja.« Blitzschnell warf er sich auf den Bauch und seufzte wohlig.
    Olive griff nach der Salbe auf seinem Nachttisch, drückte sich etwas von dem kühlen Gel in die Handfläche und wärmte es zwischen ihren Händen, ehe sie es David auftrug. Er räkelte sich genüsslich unter ihr, während sie die Daumen auf seine Haut drückte und sich bemühte, die verspannten Muskeln unter der dicken Fettschicht zu finden. Derweil gab David ihr in einem fort Anweisungen. »Höher, tiefer, Schultern, ein bisschen nach links, weiter rechts   …« Und Olives eigener Rücken schrie vor Schmerz.
    »Okay«, sagte sie schließlich, als die Schlummertaste nach oben sprang und der Wecker erneut losbimmelte. »Das sollte erst mal genügen. Ich muss um acht bei Mr. Tidy sein.«
    »Warte«, jammerte David. »Du kannst mich doch nicht so hier liegen lassen!« Er rollte sich mit der Beweglichkeit eines Mannes herum, der soeben eine wundersame Wasserheilung in Lourdes erlebt hatte. Dann zeigte er auf seine steife Erektion.
    »Komm schon, Olive.« Er wollte sie auf sich ziehen. »Kümmer dich um mich.«
    »Ich kann nicht«, entgegnete sie leise, als das Bett laut quietschte. »Deine Mutter hört uns.«
    »Dann blas mir einen. Ich komme auch ganz schnell.«
    Hinterher verlangte er von ihr, ihm eine Tasse Tee nach oben zu bringen, bevor sie zum Bus lief.
5. Kapitel
    »Das Übliche für mich.«
    »Für mich auch.«
    »Drei Nuss-Honig-Lattes, zwei Stückchen Cappuccino-Kuchen und ein Stück   …«
    »Zitronenkuchen«, beendete die Kellnerin Vens Satz. Sie hatte diese Bestellung schon oft genug gehört, um sie im Schlaf herunterbeten zu können.
    »Danke«, sagte Ven lachend.
    Sie saßen bei ihrem vierzehntägigen Samstagnachmittagkaffee im Edwardian Tea Room. Ausnahmsweise hatten sie den begehrten Tisch in der Ecke ergattert. Nachdem die Kellnerin gegangen war, wandte Ven sich zu Olive. Sie wirkte fünf Jahre gealtert, seit sie sich vor zwei Wochen zuletzt gesehen hatten.
    »Bist du sicher, dass du keinen doppelten Espresso in deinem Kaffee willst, Ol? Du siehst fertig aus.«
    »Ich bin fertig«, bestätigte Olive und musste gähnen.
    Auch wenn sich die Freundinnen nur alle vierzehn Tage trafen, telefonierten sie regelmäßig oder schickten sich SMS; folglich wussten die anderen beiden, dass Davids Cousin Kevin eingezogen war und Ol nun auch ihn bekochen, bedienen und seine Wäsche waschen durfte. Sämtliche Mitglieder des Hardcastle-Haushalts ließen sie für sich schuften. Kevin schaffte es normalerweise, von einer Freundin zur nächsten zu ziehen, sobald eine seiner ausschließlich auf Sex fußenden Beziehungen endete. Leider hatte es diesmal nicht geklappt, und so brauchte er einen Platz, an dem er schlafen und den er mit seiner dreckigen Unterwäsche
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