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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition)
Autoren: Michael McCollum
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Vorfälle, die die Himmelsbeobachtung laufend registrierte. Drei Meldungen bezogen sich auf PE-Schiffe im Manöver, zwei weitere auf Handelsschiffe, die unerlaubt vom Flugplan abgewichen waren. Letztere würden die üblichen Verweise und Geldbußen erhalten.
    Sein Blick fiel auf die letzte Meldung: »Unbekanntes Strahlungsereignis. Rektaszension: 19:25, Deklination: -00,05.« Instinktiv rief er den Bericht im Volltext auf. Auf dem Bildschirm blitzte ein Spektrum in den Farben des Regenbogens auf, das den Beginn einer Vid-Aufzeichnung anzeigte, und wich dann der absoluten Schwärze des Alls, die von einer spektakulären Sternenwolke durchbrochen wurde.
    Ein neuer Stern erschien plötzlich in der Nähe des Bildschirmrands. Gresham hätte ihn gar nicht bemerkt, wäre er nicht vom Computer mit einem roten Rechteck markiert worden. Der Lichtfleck hatte für genau 9,85 Sekunden Bestand und erlosch dann wieder. Gresham runzelte die Stirn und wiederholte die Sequenz. Noch eine halbe Stunde später ignorierte er die Anzeige für die zwischenzeitlich eingegangenen Anrufe auf dem Schreibtisch und schaute sich die Aufnahme zum zwanzigsten Mal an. Schließlich quittierte er die Vorführung mit einem Pfiff.
    Wenn er diese Karte geschickt ausspielte, war das »Unbekannte Strahlungsereignis« vielleicht sein Ticket nach Hause!

2
     
    SONDE beobachtete die Zündung aus der Perspektive zweier stark abgeschirmter, an der Triebwerksgondel montierter Kameras. Als die letzte Flamme erlosch, berechnete sie die neue Bahn zur gelben Sonne. Die Bremszündung mit einer Dauer von zehn Sekunden hatte den Flug von SONDE so weit verlangsamt, dass sie auf einen Kurs durchs Herz des Sternsystems geschickt wurde und einen Aufschub von ein paar Stunden für die Entscheidung erhielt, ob sie Kontakt aufnehmen oder die Suche fortsetzen sollte.
    Nun kam der schwierige Teil.
    Jede Maschine, so hoch entwickelt sie auch sein mag, ist ein Konglomerat aus Kompromissen. Die Entwickler von SONDE hatten einen hohen Preis gezahlt, um ihr die Fähigkeit zu verleihen, in Jahrzehnten statt in Jahrtausenden zwischen benachbarten Sternen zu reisen. Sie hatten Reisezeit gegen Reaktionsmasse getauscht und SONDE gezwungen, neunzig Prozent ihrer Brennstoffvorräte schon in der ersten Phase der Beschleunigung zu verbrauchen. Der klägliche Rest des Brennstoffs reichte bei weitem nicht aus, um ihren Flug zu verlangsamen.
    SONDEs einzige Hoffnung, den rasanten Flug zu stoppen, bestand darin, sich bis zum Ende der Reise eines möglichst großen Teils an Masse zu entledigen. Und weil fünfundneunzig Prozent der gesamten Masse in der nadelspitzengroßen kollabierten Materie steckten, die sie antrieb, trafen die Schöpfer -Ingenieure die offensichtliche Wahl.
    Das Bremsmanöver war eine heikle Sache. SONDE brauchte die Gravitationssingularität, um die Massenumwandlungs-Reaktion auszulösen. Hatte sie erst einmal begonnen, war die Reaktion ein Selbstläufer. Ein paar Mikrosekunden nach dem letztmaligen Zünden des Boosters würde SONDE Ballast abwerfen, indem sie den Stecknadelkopf unendlicher Dichte ausstieß. Wo sie nun nicht mehr durch starke Kraftfelder gefesselt war, würde die Singularität frei fallen, während SONDE auf einem höllischen Feuerschweif brutal verzögerte.
    Die einmal eingeleitete Bremszündung wäre demnach unumkehrbar. Sie würde anhalten, bis SONDE nur noch mit interplanetarer Geschwindigkeit durchs System der gelben Sonne flog. In diesem Zeitraum befände SONDE sich in der größten Gefahr, der sie auf ihrer Reise bisher ausgesetzt gewesen war.
    Denn jede Lebenssonde muss mit den intelligenten Wesen in dem System Kontakt aufnehmen, wo die Suche beendet wird und sie von den Vorteilen überzeugen, die eine Kooperation bei der Überholung, dem Auftanken und der Aufarbeitung einer ermatteten Maschine von den Sternen ihnen bescheren würde. Die Schöpfer hatten schon vor langer Zeit entdeckt, dass Altruismus eine Tugend ist, die in der Milchstraße nicht sehr hoch im Kurs stand. Deshalb statteten sie SONDE mit der einzigen Währung aus, mit der sie für eine solche Unterstützung zu zahlen vermochten – ihr Wissen und ihre Weisheit. Im tiefsten Innern von SONDE – geschützt vor allen Widrigkeiten außer einer vollständigen Zerstörung der Maschine – lag eine Speicherbank, die den riesigen Wissensfundus der Schöpfer enthielt.
    Die potenziellen Gefahren im Umgang mit einer fremden intelligenten Spezies waren offensichtlich: Womöglich war ihr
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