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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition)
Autoren: Michael McCollum
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Instrumente gebeugt und versuchte gerade, den Gravitationsanomalie-Detektor zu kalibrieren, als sie zu ihm gelangte. Eine grüne Zackenlinie auf einem kleinen Bildschirm wurde plötzlich begradigt. Er grunzte zufrieden und richtete sich auf.
    »Okay, lass krachen.«
    Brea drehte den Griff des Sprengzünders. Ein Lichtblitz zuckte hinter dem bedenklich nahen Horizont auf, gefolgt von einer Schuttfontäne, die deutlich über der örtlichen Fluchtgeschwindigkeit himmelwärts strebte. Es ging ein Ruck durch den Asteroiden unter ihren Füßen, und jedes Instrument der Batterie schlug gequält aus. Dann, nach einem Dutzend Sekunden, wurde alles wieder ruhig. Zu ruhig.
    »Verdammt!«, knurrte Bailey. »Das Gravitometer ist ohne die geringste Zuckung in die Nullstellung zurückgekehrt.«
    »Vielleicht haben wir nicht genug Sprengstoff genommen.«
    »Wir haben genug genommen. Sieht so aus, als ob wir schon wieder mit Zitronen gehandelt hätten. Es ist keine Singularität in diesen Felsen eingebettet.«
    »Was tun wir jetzt?«
    »Ich will verdammt sein, wenn ich’s wüsste, Brea. Vielleicht müssen wir den Tatsachen einfach ins Gesicht sehen.«
    »Du meinst, wir sollen das Schiff aufgeben? Das können wir nicht machen!«
    »Es könnte aber dazu kommen, wenn wir kein verdammtes Glück haben, und zwar verdammt schnell. Kennst du vielleicht eine bessere Möglichkeit, wie man herausfindet, ob ein bestimmter Felsen eine I-Masse hat? Wenn ja, dann solltest du jetzt damit rausrücken.«
     
    Die Wissenschaft ist immer schon eine unvollkommene Reflexion des Universums gewesen. Es ist nämlich weniger ein impressionistisches Gemälde, das das zeitgenössische Verständnis der Menschheit widerspiegelt als vielmehr ein Kanon ewiger Gebote, die in den Granit einer ewigen Klippe an irgendeinem Ort gemeißelt sind. Die Wiedergabetreue des Gemäldes verbessert sich mit dem Erkenntnisgewinn, ist aber nie absolut. Theorien in der Zeit des Archimedes spiegelten den Wissensstand jenes Zeitalters wider. So auch die Theorien von Kopernikus und Galileo, Newton und Lavoisier, Einstein und Dirac.
    Gravitationssingularitäten wurden erstmals vom deutschen Astronomen Karl Schwarzschild im Jahr 1907 postuliert. Schwarzschild stellte fest, dass mit zunehmender Dichte einer Masse auch die Geschwindigkeit ansteigt, die erforderlich ist, um ihrer Gravitationsanziehungskraft zu entkommen. Unter der Annahme, dass die Dichte gegen unendlich strebt, überschreitet die Fluchtgeschwindigkeit schließlich die Geschwindigkeit des Lichts. Weil der junge Einstein zwei Jahre zuvor verkündet hatte, dass Materie die Lichtgeschwindigkeit nicht zu überschreiten vermag, folgerte Schwarzschild, eine hinreichend dichte Masse würde ein so starkes Schwerefeld erzeugen, dass nicht einmal Licht sich seiner Anziehung zu entziehen vermochte. Die Masse würde zu einer Gravitationssingularität, einem Schwarzen Loch werden.
    Ein Schwarzes Loch entsteht normalerweise durch den Gravitationskollaps eines massiven Sterns, dem der Fusionsbrennstoff ausgegangen ist. Kollabiert ein solcher Stern, werden die einzelnen Atome so stark komprimiert, dass die Partikel in den Atomkernen zertrümmert werden. Wenn das geschieht, entsteht ein Bereich unendlicher Dichte, und der Stern verschwindet auf Nimmerwiedersehen.
    Ein kollabierender Stern ist natürlich nur dafür gut, um massive Schwarze Löcher zu erzeugen. Als das Universum noch viel jünger war, herrschten jedoch Bedingungen, die die Entstehung von Schwarzen Löchern begünstigten, welche viel kleiner waren als Sterne.
    Im Anfang war der Urknall!
    Der extreme Druck, der im Moment der Geburt des Universums herrschte, zwang große und kleine Objekte gleichermaßen in den Gravitationskollaps. Wo auch immer der lokale Druck die Druckkraft des Neutrons überstieg, verschwand Materie. Ein paar Löcher waren bloß winzige Dinger – ein paar Dutzende Kilogramm formten Punkte der Schwärze, die sogar noch kleiner waren als einzelne Elektronen. Andere waren massiv und verschluckten Materie, die sich sonst zu ganzen Milchstraßen ausgewachsen hätte.
    Umfassende theoretische Studien am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts überzeugten die Kosmologen davon, dass ihr Verständnis des Phänomens der Gravitationssingularität ziemlich gut war. Doch wenn die Kosmologie des Schwarzen Lochs scheinbar im Lot war, traf dies für die Kosmologie im Allgemeinen mitnichten zu. Zwei Jahrzehnte zuvor war schlüssig bewiesen worden, dass das Universum geschlossen
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