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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition)
Autoren: Michael McCollum
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kombinierte Wissen zweier Rassen zu Entdeckungen geführt hatte, die keine von beiden jemals für möglich gehalten hätte.
    Seine Fragestellung war ebenso radikal wie einfach: »Wäre es nicht möglich, dass unsere Vorstellungen davon, wie FTL, also Überlichtgeschwindigkeit, zu erreichen ist, schlicht und einfach falsch sind? Ist das Scheitern beim Überwinden der Licht-Barriere nicht vielleicht darauf zurückzuführen, dass wir ›den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen‹ haben? Falls ja, könnte nicht eine andere Zivilisation unseren Fehler vermieden und den richtigen Weg zu FTL gefunden haben?«
    Nachdem diese Fragen erst einmal gestellt worden waren, vermochte man sie nicht mehr zu ignorieren. Es wurde unverzüglich ein Programm aufgelegt, um eine Antwort zu finden. Zuerst war es nur ein kleiner Abkömmling des FTL-Forschungsprojekts. Als die zunächst viel versprechenden Herangehensweisen an FTL sich schließlich als Sackgassen erwiesen, nahm das Programm Gestalt an, am Wissen fremder Zivilisationen zu partizipieren.
    Als die Menschheit den Ackerbau entdeckte, war es nunmehr das einzige Programm.

1
     
    Leider werden Ereignisse, die zu den wahrhaft wichtigen Meilensteinen in der Geschichte der Menschheit führen, durch den Zeitablauf oftmals so verschleiert, dass sie für immer verloren sind. Zum Glück ist dies bei der Pathfinder-Mission nicht der Fall. Rückblickend sind wir imstande, das auslösende Ereignis mit hinreichender Genauigkeit zu identifizieren. Es soll deshalb festgehalten werden, dass der 15. Januar 2065 vielleicht der wichtigste Tag überhaupt für die Menschheit gewesen ist. Natürlich dauerte es eine Zeit lang, bis die Menschen sich dieser Tatsache bewusst wurden.
     
    Aus Präludium für Pathfinder: eine Offizielle Geschichte,
Pathfinder-Gedächtnisausgabe.
New York und Luna: Aurelius Publications, 2096.
Mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber.
    SONDE erwachte in einer kaleidoskopartigen Abfolge verwirrender Eindrücke und diffuser Erinnerungen.
    Die Integrations-Gleichgewichtsstörung hielt für zehn Nanosekunden an; in dieser Zeitspanne organisierte ihr Gehirn sich erneut zu einer funktionsfähigen Einheit. Schließlich war die Benommenheit verflogen, und sie war wieder wach und voll präsent.
    Der nächste Schritt in der programmierten Aufwachsequenz war ein kompletter Sensorscan des Himmels. Wie erwartet fand SONDE sich im interstellaren Raum wieder. Die Sterne waren kalte Punkte harter Strahlung, eingeätzt in die unergründliche Schwärze des Weltalls. Alle außer einem.
    SONDE überprüfte das Chronometer und stellte fest, dass es inzwischen zehntausend Jahre her war, seit die Schöpfer sie im All ausgesetzt und auf die Suche geschickt hatten. Es war eine lange Reise gewesen, wie Jurul vorhergesagt hatte.
    Der Gedanke an Jurul flutete die Hauptprozessoren der SONDE mit längst verschütteten Erinnerungen. Jurul war der Schöpfer , der für die Konstruktion der Lebenssonde Modell XVI, Version III, Hüllennummer 53935 verantwortlich zeichnete.
    Und die Stimme von Jurul war das Letzte, was SONDE vor dem Start gehört hatte.
    Ein verhältnismäßig kleiner Planet aus dunklen Blau- und Purpurtönen war still an ihr vorbeigezogen, während ein volles Dutzend von SONDEs Brüdern in verschiedenen Phasen der Fertigstellung ihm auf seiner Umlaufbahn folgte. Die Szene in den Außensensoren wirkte ruhig, fast beschaulich. Aber die Außenansichten zeigten nichts von der hektischen Aktivität im Innern von SONDE, als die Schöpfer die Systeme vor dem Start ausprüften.
    Dann hatte das Stochern und Gefummel der Bodencontroller endlich aufgehört, und die Stimme von Jurul hatte den Laserstrahl geritten, der SONDE mit seinen Schöpfern verband.
    JURUL: Endstatus-Kontrolle. Neun-drei-fünf.
    SONDE: Status ist klar, Jurul. Bereit zum Start.
    JURUL: Vorstart-Sequenz hat begonnen. Wiederhole deine Missionsziele, Neun-drei-fünf.
    SONDE: Ich soll eine technologisch fortgeschrittene Zivilisation inmitten der Sterne suchen und Kontakt herstellen. Ich werde alles lernen, was ich mir aus ihrem wissenschaftlichen Fundus anzueignen vermag, und dann ihre Hilfe erlangen, um nach Hause zurückzukehren und Bericht zu erstatten.
    JURUL: Und wenn du zufällig eine Zivilisation entdecken solltest, die eine Möglichkeit gefunden hat, schneller zu reisen als das Licht?
    SONDE: Dann werde ich alle Hinweise auf meine Ursprünge verbergen, bis ich mich davon überzeugt habe, dass diese Wesen vertrauenswürdig
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