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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition)
Autoren: Michael McCollum
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Speicherbänke lokalisiert, in denen zehntausend Jahre systematischer astronomischer Beobachtungen gespeichert waren. Hundert Jahre früher und zehn Lichtjahre näher am galaktischen Kern hatte WÄCHTER eine sinusförmige elektromagnetische Strahlung entdeckt, die von der Umgebung des gelben Zwergs ausging.
    WÄCHTER hatte beschämende tausend Nanosekunden benötigt, um das empfangene Signal als das zu identifizieren, was es war. Und dann hatte die Analyse noch mehr wertvolle Zeit in Anspruch genommen. Das Signal wurde zerlegt, um die verschiedenen Teile dann einzeln und gruppenweise analysieren zu können: Amplitudenmodulation … Mittenband … ein Rastermuster aus parallelen Linien … hohe und niedrige Intensitäten, die in der richtigen Reihenfolge gruppiert eine zweidimensionale Struktur bildeten …
    Eindeutig hatte WÄCHTER ein primitives Televid-Signal aufgefangen! Bei einem solchen Ereignis hätte SONDE sofort hellwach sein müssen. Doch ebenjene Fähigkeiten, die WÄCHTER vor der Senilität schützten, die einen zwischen den Sternen befiel, bewirkten auch, dass er seine Befehle allzu wörtlich interpretierte. Die Qualität des Kontakts war enttäuschend schlecht gewesen. Aufgrund der Natur des aufgefangenen Signals war es offensichtlich, dass die verursachende Zivilisation weit unterhalb der Akzeptanz-Parameter der Mission stand.
    SONDE schlief weiter.
    Der Stern wurde größer. Bald erspähten die Teleskope zwei Planeten des Systems – Gasriesen, den Interferenz-Knoten nach zu urteilen, die sie im Beugungsmuster des Sterns erzeugten.
    Die Signale wurden mit der Zeit viel stärker, wobei die scheinbare Zunahme hauptsächlich durch die abnehmende Entfernung zur Quelle verursacht wurde. Aber nicht nur. Zum Teil war die Steigerung auch durch eine exponentielle Zunahme der Sendeleistung bedingt. Ein hoffnungsvolles Zeichen, aber immer noch kein hinreichender Grund für WÄCHTER, um SONDE aufzuwecken.
    Dann waren die Wesen, die die Signale erzeugten, ins All ausgeschwärmt. Als WÄCHTER die Distanz auf fünf Lichtjahre verkürzte, wimmelte das System des gelben Zwergs plötzlich von primitiven Schiffen. Zu diesem Zeitpunkt vermochte WÄCHTER die äußeren Gasriesen unmittelbar zu erkennen und auf die Existenz von mindestens vier weiteren Welten im inneren System zu schließen. Die dritte Welt des Sterns bildete die primäre Quelle der Signale und erwies sich als der Planet, der von besonderem Interesse war.
    Als die projizierte, nach oben gerichtete Fortschrittskurve der Wesen schließlich anzeigte, dass sie innerhalb von ein paar Jahrzehnten minimale akzeptable Standards erreichen würden, hielt WÄCHTER die Zeit für gekommen.
    SONDE regte sich im Schlaf.
     
    SONDE wog die Fakten fast eine Sekunde lang gegeneinander ab, bevor sie beschloss, wie mit dem neuen Kontakt zu verfahren sei. Richtig, die beobachtete Zivilisation war eine verhältnismäßig primitive, aber die Geschwindigkeit, mit der sie in den Weltraum expandiert war, bot dennoch Anlass zur Hoffnung. Die Entscheidung pro oder kontra Begegnung konnte noch um ein Zweidritteljahr aufgeschoben werden – nicht viel Zeit, um zum Verständnis einer fremden Zivilisation zu gelangen. Sollte die Entscheidung jedoch positiv ausfallen, wäre es besser, in der richtigen Position für einen minimal energetischen Rendezvousorbit zu sein.
    SONDE berechnete die Brennstoffmenge, die für die Durchführung der notwendigen Korrektur erforderlich war. Der Schwund der wertvollen Reserven war minimal, würde aber mit jeder Sekunde Verzögerung zunehmen. SONDE drehte sich, richtete den Booster auf die gelbe Sonne aus und schob Schutzschilde über alle freiliegenden Sensoren.
    Es gab eine kurze Verzögerung, als SONDE ihren internen Status erst überprüfte und dann noch einmal gegenprüfte. Dann loderte – erst zum zweiten Mal in zehntausend Jahren – eine winzige, aber kraftvolle Sonne in den Eingeweiden von SONDE auf.
     
    Das unabhängige Prospektoren-Schiff Lügenbaron fiel durch den Raum in der Nähe der Ausläufer des Asteroidengürtels; der kuppelförmige Steuerstand wurde von den Klängen von Gilbert and Sullivans Ouvertüre »Mikado« durchflutet. Breon Gallagher summte zur Musik, während sie mit den routinemäßigen Verrichtungen für den Wachwechsel zugange war.
    Brea war eine hoch gewachsene Frau von ungefähr dreißig Jahren; das schwarze Haar war noch lang genug, um ihre Weiblichkeit zu akzentuieren, und zugleich so kurz, dass es bei einem Notfall nicht
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