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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition)
Autoren: Michael McCollum
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der Ekliptik auf dem Bildschirm vorbeirotierte. Sie zog den Joystick etwas zurück und betätigte per Daumendruck den Düsenschalter. Das leise Zischen der Düsen durchdrang die Brücke und erstarb dann, als die Sterne ihren gemächlichen Reigen beendeten. Das Weltall vermittelte wieder die Illusion unverrückbarer Statik.
    »Keine Sorge, Stinky. Ich bereite mich nur auf die visuelle Suche vor.«
    »Noch’n bisschen früh dafür, oder?«
    »Quatsch«, sagte sie. »Wir hätten den Felsen eigentlich schon vor zwei Stunden entdecken müssen.«
    »Weißt du, was ich glaube?«
    »Nein, aber du wirst es mir bestimmt gleich erzählen.«
    »Ich glaube an die Macht der Gewohnheit und daran, dass du nur mal wieder an den Bedienelementen eines Teleskops herumspielen wolltest.«
    Sie reagierte erwartet unwirsch. Das kleine Teleskop der Lügenbaron war zwar ein Witz, verglichen mit dem Instrument der Ceres-Sternwarte, das durch seine Verbundbauweise die effektive Leistung eines Tausend-Meter-Radioteleskops erreichte, aber es war auch ein Präzisionsinstrument – in gewisser Weise.
    »Hättest du Lust, eine kleine Wette auf deine Erfolgschancen abzuschließen?«, fragte Bailey. Brea sah förmlich, wie er sich außerhalb des Erfassungsbereichs der Kamera die Hände rieb.
    Sie zögerte. In den drei Jahren seit Gregs Tod hatte Brea gelernt, keine leichtsinnigen Wetten mit Bailey einzugehen. In vielerlei Hinsicht erinnerte er sie an ihren verstorbenen Mann. Greg war auch eine Spielernatur gewesen …
    »Zu welchen Bedingungen und mit welchem Einsatz?«
    »Wenn du ihn vorm Ende der Wache entdeckst, übernehme ich für dich in der nächsten Woche die Reinigung des Recycling-Systems. Und wenn nicht, übernimmst du in zwei Wochen diese Arbeit für mich. Abgemacht?«
    »Abgemacht!«
    »Es muss aber schon der alte Alfie-Vier-sechzehn sein. Wie willst du überhaupt beweisen, dass du den richtigen Brocken gefunden hast?«
    »Ich werde die Rekorder einschalten, und die ›Stunde der Wahrheit‹ kommt, sobald wir nah genug für eine visuelle Identifizierung sind. Einverstanden?«
    »Einverstanden. Dein Abendessen ist in fünfzehn Minuten fertig, und ich bin in zehn Minuten oben.«
    »Gibt’s schon wieder Hefeteilchen?«
    Er sog theatralisch die Luft ein.
    »Entweder das, oder ich habe noch den Geruch vom letzten Mal in der Nase.«
    »Wunderbar«, sagte sie und schaltete den Interkom aus. Mit nachdenklichem Gesichtsausdruck fragte sie sich, ob Bailey sie schon wieder gelinkt hatte. Bailey war schon ein Prospektor gewesen, als sie noch nicht einmal geboren war – ein Altersunterschied, mit dem sie ihn bei den seltenen Gelegenheiten aufzog, wenn die Einsamkeit sie dazu trieb, zu ihm in seine Koje zu kriechen -, und wenn er glaubte, dass sie noch zu weit entfernt waren, um den Felsen zu sehen, hatte er wahrscheinlich Recht. Trotzdem war die Reinigung der Filter der schlechteste Job an Bord, und jede Möglichkeit, sich davor zu drücken, war eine Wette wert.
    Sie ließ die Finger über die Computertastatur huschen und hörte das hochfrequente Wimmern des in der Aufhängung sich drehenden Hauptteleskops. Innerhalb von Sekunden hatte die Abbildung auf dem Computermonitor sich wieder stabilisiert und zeigte einen Ausschnitt der Milchstraße im Sternbild Aquila. Und sonst nur wenig. Es gab keinen verräterischen, unregelmäßigen Lichtfleck inmitten der dicht zusammengedrängten Sternwolken.
    Brea fluchte leise und zoomte das Bild heran. Die Szene blähte sich auf: Die fixen und katalogisierten Sterne entfernten sich aus dem Zentrum und verschwanden schließlich ganz von der Bildfläche. Ein Lichtpunkt war jedoch dunkler als jeder Stern; er schwebte am rechten Bildschirmrand. Sie stoppte den Zoom und schwenkte das Teleskop ein paar Bogensekunden nach Steuerbord.
    Ohne Luft, die das Bild verzerrt, kann ein Teleskop theoretisch unendlich vergrößern. Dennoch gibt es Grenzen. Es gibt immer Grenzen. In der Praxis war die größtmögliche Auflösung eine Funktion des Spiegeldurchmessers und der Aufhängungsstabilität des Teleskops. Ausschlaggebend war in der Regel letztere Einflussgröße.
    Vor Breas Augen trieb der winzige Lichtklecks langsam über den Bildschirm. Durch die Drehung der Lügenbaron hatte das Muster der Sonneneinstrahlung auf dem Rumpf sich verändert. Die sich ändernde Wärmebelastung bewirkte Schwankungen der Teleskopaufhängung, die es erschwerten, das Teleskop zu zentrieren.
    Brea bemühte sich, den auffälligen Lichtpunkt im
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