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Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)

Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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    Hustenacht
     
    M atthias schreckte aus dem Schlaf hoch. Husten im Kinderzimmer, lang und ziehend, pfeifendes Luftschnappen. Schon wieder ein Anfall? In wenigen Momenten war er an Elias' Bett, legte seine Hand auf dessen Bauch in der Hoffnung, den Hustenreiz damit beruhigen zu können. Es half mal wieder nichts. Matthias konnte die angespannten Muskeln unter dem dünnen Schlafanzug fühlen, die Enge, die die kleine Brust zu immer heftigerem Keuchen zwang. „Ruhig, mein Junge“, flüsterte er. „Ganz langsam weiteratmen.“
    Elias gab sich sichtlich Mühe, doch mehr, als nach Luft zu schnappen, gelang ihm nicht. Im Nachtdämmer der hereinscheinenden Straßenlampen konnte Matthias seine weit geöffneten Augen deutlich erkennen. Angst stand darin. Der Kleine hustete erneut, krümmte sich, umklammerte Matthias' Finger mit den seinen.
    „Ganz ruhig.“
    Doch alle gemurmelten Worte halfen nicht, Elias begann zu würgen. Eilends zog Matthias das Kind hoch, auf den Arm, rannte ins Bad.
    Sie schafften es nicht mehr.
    „Na, wenigstens ist diesmal das Bett sauber geblieben“, sagte Matthias, während er die Bescherung betrachtete, die über ihn und den Fußboden ergangen war. „Sogar du bist voll. Komm, wir ziehen uns um.“
    Im Bad drehte Matthias erst mal den Heißwasserhahn auf. Wasserdampf half manchmal. Dann begann er, den Jungen aus seinen Sachen zu schälen. „Gleich wird es besser.“
    Aber auch wenn es nach dem Spucken für eine Minute ganz gut ausgesehen hatte, jetzt keuchte Elias schon wieder. Matthias begrub die Hoffnung, allein mit Beruhigung und Wasserdampf dem Asthmaanfall beikommen zu können. Elias hatte ein hochrotes Gesicht, sog laut ziehend Luft ein, nur um das, was er trotz seiner verkrampften Bronchien erwischt hatte, wieder auszuhusten. Gleich würde er wieder zu würgen beginnen. Schnell befüllte Matthias das Inhalationsgerät, richtete es auf Elias' Gesicht und schaltete es ein. Volle Pulle.
    Da ging die Tür auf und Lidas verwuschelter Kopf reckte sich herein. Nur einen Moment später stand sie ebenfalls im Raum, das Spray in der Hand. „Es hilft nichts, seine Lippen sind schon blau.“
    Brav öffnete Elias den Mund, Lida schob das Mundstück hinein. „Einatmen“, kommandierte sie und drückte auf den Knopf.
    Das mühevolle Geräusch, mit dem Elias Luft holte, klang hoch und ziemlich krank. Doch bereits der nächste Atemzug, bei dem Lida erneut einen Sprühstoß gab, fiel ihm leichter. Danach beruhigte er sich sichtlich. Für diesmal war der Anfall beendet.
     
    Kurz darauf lag das umgezogene Kind wieder im Bett. Und während Matthias den Boden wischte und sich ebenfalls einen frischen Schlafanzug anzog, sang Lida den Kleinen in den Schlaf.
    „La, le, lu, mein liebes Kind jetzt schlaf auch du, morgen wird die Sonne scheinen, da gibt das Asthma Ruh.“
    Unwillkürlich musste Matthias lächeln. Immer dichtete sie alles um. Es gab keine Situation, die sie nicht mit einem kleinen Lied kommentieren oder begleiten konnte. Das liebte er an ihr. Und noch vieles mehr. Er stellte sich in die Tür zum Kinderzimmer und beobachtete, wie sie sich über Elias beugte und ihn auf die Nasenspitze küsste. „Schlaf gut, mein Schatz.“
    „Mama, Heiabäa“, krächzte der nur.
    Es musste ihm diesmal wirklich schlecht gehen, wenn er, wie sonst nach einem Anfall, weder schrie noch quengelte.
    Lida drückte ihm seinen Teddy in den Arm, woraufhin er sich zur Seite drehte und die Augen schloss.
     
    „Ich bin am Ende“, sagte sie, nachdem sie Matthias in die Küche gefolgt war, „und ich hoffe wirklich, dass der Pneumologe recht hat mit der heilsamen Wirkung von pollenarmer Bergluft.“
    „Das werden wir bereits morgen feststellen können“, erwiderte Matthias und warf einen Blick auf die gepackten Taschen und Rucksäcke, die in der Küche und im Flur aufgereiht standen.
    Es war mit deutlichen Schwierigkeiten verbunden, so plötzlich eine Auszeit zu nehmen, um Elias in die Berge zu bringen. Für Lida, die mitten in ihrer Dissertation steckte, ständig in die Uni musste oder im Internet recherchierte – und auch für ihn, der auf dem Berg lediglich schreiben konnte, nicht aber Kontakt halten zu seinem Agenten oder Verlag. Sie beide würden dort oben, ohne Strom und Internet, ihre Aufgaben völlig neu strukturieren müssen. Es war also nur zu hoffen, dass sich Elias schnell erholen würde, damit sie zurückkehren konnten. Andernfalls mussten sie auf Plan B zurückgreifen und abwechselnd nach München
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