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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition)
Autoren: Michael McCollum
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Entwicklungsstand unzureichend, ihr Charakter zu schlecht, und vielleicht vermochten sie das Problem der Schöpfer nicht einmal kognitiv zu erfassen. SONDE war sich schmerzlich bewusst, dass sie damit rechnen musste, eine fatale Unzulänglichkeit bei den Wesen der gelben Sonne zu spät zu diagnostizieren – eine Unzulänglichkeit, die sich erst dann bemerkbar machen würde, wenn sie den Brennstoff vergeudet und die Mission vermasselt hatte.
    Eine Fortsetzung der Reise hatte aber auch ihre Tücken. So langlebig sie auch war – SONDE war alles andere als unsterblich. Der stete Regen aus interstellarem Gas und Staub, der gegen ihre Vorderkanten prasselte, erodierte allmählich die Abschirmung. Wenn die Abschirmung versagte, würde ionisierende Strahlung die lebenswichtigen Innereien zerfressen. Das zwangsläufige Ergebnis wäre Senilität und letztendlich der Verlust der Funktion.
    Also kreiste das Dilemma, in dem SONDE sich befand, um eine einzige Frage: Waren die Wesen der gelben Sonne hinreichend zivilisiert, um ihr bei der Überholung und der Aufarbeitung zu helfen?
    Für eine Lebenssonde wurden solche Dinge durch sehr enge Parameter definiert: Eine zivilisierte Spezies ist eine solche, die das Geheimnis der Singularität entdeckt hat, Masseenergiekonverter baut und gute Kenntnisse optischer Speicher und mikroelektronischer Geräte hat. Eine zivilisierte Spezies hat ein eigenes Sternsystem und richtet den Blick sehnsüchtig ins All. Es ist eine Rasse, die die Vorzüge des Friedens kennen gelernt hat und sich dennoch einen gesunden Wettbewerbsgeist bewahrt hat.
    SONDE blieben weniger als siebentausend Stunden, um zu beurteilen, ob die Wesen der gelben Sonne diese Anforderungen erfüllten.
    »Hast du die Sprengladung schon angebracht?«
    Beim Klang von Baileys Stimme schaltete Brea die Laserbohrmaschine aus, richtete sich auf und warf einen Blick in die Richtung, wo ihr in einen Raumanzug gehüllter Kollege gerade eine Batterie von Instrumenten aufstellte. Sie maßen alles, was es überhaupt zu messen gab: wie die Gravitation von ALF37416 gerichtet war bis hin zur Art und Weise, wie der Asteroid das Magnetfeld der Sonne ablenkte.
    »Behalte die Hose an, Stinky. Dieser alte Laser pfeift schon aus dem letzten Loch. Auf Ersatz können wir lange warten, wenn ich ihn überlaste.«
    »Quatsch, diese Bohrmaschine ist noch für weitere zehn Jahre gut.«
    Breas Antwort war eine kurze Unflätigkeit, die durch den Halleffekt ihres Helms noch verstärkt wurde. »Im Ernst, Stinky. Wann sollten wir denn in der Lage sein, eine neue Ausrüstung zu kaufen?«
    »Wenn wir in den nächsten Monaten keinen Volltreffer landen, werden wir nicht mehr genug auf der Bank haben, um die Leasingraten zu zahlen – von einer neuen Ausrüstung ganz zu schweigen.«
    Brea quittierte seine Ausführungen mit Schweigen. Die chronische Ebbe in der Kasse war ein Dauerthema zwischen ihnen – in letzter Zeit mehr als je zuvor. Wie die meisten Prospektoren hielten sie am unerschütterlichen Glauben fest, dass der Bankrott im letzten Moment noch abgewendet werden könne. Aber es hatte zunehmend den Anschein, als ob die Partnerschaft ihr einziges bewegliches Anlagevermögen verlieren würde – die Lügenbaron .
    Brea biss sich auf die Unterlippe und fuhr mit ihrer Arbeit fort. Jedenfalls verstand sie ihr Handwerk. Der erste Arbeitsgang bestand darin, die Laserbohrmaschine vom Stativ abzunehmen und sie wieder in den Werkzeugkoffer zu legen. Als Nächstes brachte sie das Teil zum Schiff zurück und verstaute es in einem Außenstauraum. Dann ging es zurück zur Bohrstelle, um das schwere Starkstromkabel zusammenzulegen und es im Schiff zu verstauen. Auf der zweiten Reise zog sie eine meterlange Sprengröhre aus der Umhüllung und beförderte sie vorsichtig zur Bohrstelle. Es war eine Sache von ein paar Minuten, die Sprengladung mit dem Zünder zu verkabeln. Dann versenkte sie die Ladung im Bohrloch, bis sie den vertrauten Stoß durch die Handschuhe spürte. »Bereit zum Scharfmachen, Stinky.«
    »Alles klar bei mir.«
    Brea legte den Hauptschalter um und hangelte sich am dünnen Seil entlang, das sie über die Oberfläche des Asteroiden gespannt hatten. Sie hütete sich indes, das Anzugsfunkgerät zu benutzen, bis sie sich ein Dutzend Meter entfernt hatte. Mehr als ein Prospektor war nämlich schon in die ewigen Jagdgründe befördert worden, weil eine Sprengladung vorzeitig durch ein Signal des Anzugfunks gezündet worden war.
    Bailey war über seine
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