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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag
Autoren: Elisabeth Rapp
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gemacht?«
    Mehmet stopft die Platte in die Kiste zurück. »Is ja ekelhaft.« Erschüttert versucht Mehmet sich zu erinnern, ob Nora ihn vorhin irgendwie seltsam angekuckt hat. Nee. Sie war wie immer. Grotesk das alles!
    Keath kramt mittlerweile auch in den Plattenkisten. »Ich warte immer noch auf ein paar konstruktive Vorschläge von dir, wie du dir das zwischen mir und dir vorstellst.«
    »Seit wann bist du in Nora verknallt?«, will Mehmet wissen.
    Verknallt? »Einem Freund würde ich das eventuell sagen«, antwortet Keath.
    Mehmet schluckt. »Also? Seit wann, alter Freund?«
    Ein langer, prüfender Blick, dann breitet Keath die gewaltigen Arme aus und Mehmet lässt sich nach einem kurzen betretenen Kopfwackeln drücken.
    »Seit der Sache mit dem Licht, du weißt, die Plastik aus Licht und Staub für Dali, bin ich nicht mehr verknallt in Nora. Seitdem weiß ich, dass ich sie liebe.«
    »Alter, du bringst mich um!«, stöhnt Mehmet.
    »Wespen bringen dich um. Ich rette dich.«
    »Dass sind verdammt große Worte.«
    »Nee, drei relativ kleine, wenn sie den Sachverhalt genau beschreiben.«
    Mehmet konzentriert sich wieder auf den Inhalt der Plattenkisten, während Keath die Vinyl-LP Hope /Bluey von Fat Freddy’s Drop bezahlt. Beim Rausgehen schenkt er sie Mehmet.

    »Die hab ich gesucht.«
    »Ich hab sie gefunden.«
    »Hope. Ich brauch auch ’ne Liebe, Keath, mein Freund. Das sag ich dir.« Mehmet steckt die Platte ein.
    Keath grinst. »Heute Abend gibt’s garantiert wieder das von Tante Ayshe eingefädelte große Defilee der schönsten und willigsten Mädchen, von denen andere bloß träumen.«
    »Goldene Worte des weisen Kies.« So hat Mehmet seinen Freund als Kind genannt. »Yo, Dicker, heut Nacht werd ich, Mehmet Gündür, schwul und verliebe mich in Arslan Gencer.«
     
    Der Kültürverein geht ab. Dali assistiert Mehmet, und es gibt Bauchtanz zum Türkpop, während vor Mehmet, wie von Keath prophezeit, die süßesten Mädchen vorüberziehen.
    Dali ist begeistert, er kriegt sich kaum noch ein, und seine Begeisterung ist ansteckend. Ein paar heiße Blicke gelten unmissverständlich ihm.
    »Bayer, besser du gehst mit unseren türkischen Prinzessinnen verantwortungsvoll um …«, murmelt Mehmet vielsagend.
    »Korkmak«, sagt Dali.
    Mehmet reißt die Augen auf.
    Dali übersetzt: »Schlotter.«
    »Hab schon verstanden«, sagt Mehmet. »Lernst du Türkisch?«
    Der Brautvater ist Elektriker, mehr als einen spektakulären Stromausfall kriegt Mehmet dieses Mal nicht hin.
    Viele der Mädchen sind UA -Club-Fans. Sie bringen Nora bei, wie man den Kopf ohne Schulterbeteiligung hin- und herschiebt. Keath kippt fast aus den Latschen, als Nora ihm vortanzt.
    »Ich zeig dir, welchen Muskel man bewegen muss«, sagt Nora.
    »Ich zeig dir, welchen Muskel man bewegen muss«, sagt Keath.

    »Bei dir klingt das irgendwie versaut«, sagt Nora.
    »Nein«, sagt Keath. »Nicht wirklich.«
    »Stimmt. Nicht wirklich.«
    Nora, Keath und Dali lassen sich von Mehmet unauffällig Arslan Gencer zeigen. Buschige Augenbrauen, fast kahl, korpulent. Er sitzt am Tisch, nickt und zieht die Augenbrauen hoch, wenn er angesprochen wird.
    Das ist alles.
    »Wo ist Maika?«, fragt Mehmet.
    »Lass sie in Ruhe, Mehmet«, warnt Nora. »Maika hat auch ohne dich genug am Hals.«

Track #18
18 Stein. Stunden. Steuern.
    Frank Stein hängt an Maikas Hals. Er kann nicht genug kriegen von ihrem Hals. Sie liegt im Bett, nackt, den Kopf zur Seite, lächelnd und die Augen geschlossen. Wenn er sie ganz leicht und sehr zart in den Nacken beißt, bebt sie und Gänsehaut überzieht ihren Körper. Seit Stunden spielen sie miteinander. Noch nie hat er so ein seltsames Mädchen kennengelernt. Seine Phantasie war zu arm, sich so eine Kostbarkeit überhaupt vorstellen zu können, denkt er. Obwohl sie es ihm nicht einfach macht. Im Gegenteil, sie ist kompliziert.
    Aber süß.
    Außerdem gibt es Kulinarisches. Sie hat alles Mögliche zu trinken besorgt und ausgezeichnete Musik von DJ Çay, und es gibt Liebe. Oder Sex?
    Frank ist unschlüssig. Maika auch.
    Aber sie vergisst darüber die langen Pausen ihrer Mutter und die langen Pausen von Leif, bevor den beiden wieder in den Sinn gekommen ist, dass Maika ja auch existiert und dass Maika ebenfalls ein Recht auf Fürsorge hat, so wie sie sich auf die von Maika verlassen.

    Während sie Franks Zärtlichkeiten genießt wie eine kühle Limonade in der Wüste, lacht Maika. Ihr Lachen perlt wie Musik. Frank lauscht und will Maika
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