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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag
Autoren: Elisabeth Rapp
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dem Putzschrank geholt.«

    Nora kann gehen.
    »Haben Sie herausgefunden, wer das war?«, fragt sie.
    Nein, haben sie noch nicht.
    »Wann können wir hier sauber machen?«
    Wird Mehmet erfahren, wenn es so weit ist.
    Mit heißer Dankbarkeit füttert Nora die Katzen und verlässt benommen den Hinterhof. Die Komplikationen will sie sich nicht ausmalen, die es zwangsläufig zur Folge gehabt hätte, wenn die Polizisten das Geld bei ihr gefunden hätten. Himmel! Sie muss sich dringend ein Handbuch der Geldwäsche besorgen und einen geheimen Platz finden, der über ihr blödes Lokusversteck hinausgeht. Ein Leben ohne Geld ist schwierig und eins mit auch. Beinahe hätten die Polizisten … Im Rückblick ist es fast noch furchtbarer, als es in dem Moment war. Nora bleibt stehen und dreht sich einmal um ihre Achse. Was für ein Sonntagmorgen! Fehlen nur noch die Glatzen. Soll sie Keath anrufen?
    Nora kriegt einen Schlag in die Seite, dass sie taumelt.
    »Tschuldigung«, kreischt ein etwa zehnjähriges Mädchen, das aus einer überdachten Einfahrt, zwei Querstraßen vom Club entfernt, kommt. Sie rennt weiter und schreit gellend irgendwas von einer toten Katze.
    Nora hat Mao gefunden.
     
    Der Frühstückstisch ist gedeckt, aber Nora ist der Appetit erst mal vergangen. Sie gibt Yolanda zweitausend Euro, und die erste Reaktion ihrer Mutter ist große Erleichterung.
    Aber dann wird sie panisch und will wissen: »Woher hast du so viel Geld?«
    »Trinkgeld, Nachhilfe, was ich für Mehrarbeit bar bekommen habe. Gespart.«

    Nora kauft sich nichts und arbeitet viel. Das weiß Yolanda auch und sie beruhigt sich, zögerlich.
    »Du machst keine krummen Sachen?«, hakt sie nach.
    »Du meinst neben meinen Drogen-, Waffen- und Pornogeschäften?« , fragt Nora zurück und haut ab, weil ihre sonst so sanftmütige Mutter Anstalten macht, sie zu verhauen.
    »Ich weiß nicht, wann ich dir das zurückzahlen kann.«
    »Versprich mir nur, dass du dir den Steuerkram erklären lässt. Kennt sich vielleicht eine von deinen Kleidertauschfrauen damit aus?«
    Yolanda verspricht alles, das Blaue vom Himmel und noch viel mehr.
    Aber Nora ist nicht nach Herumalbern zumute. »Ach, Yola. Ich muss Maika sagen, dass ich Mao gefunden hab.«
    »Aber das ist doch gut.«
    »Mao ist tot.«

Track #19
19 Sweet Sixteen
    »Mein Onkel stellt jeden Abend zwei seiner besten Leute für den Club ab.«
    »Ich will das nicht, Mehmet.«
    »Er nimmt das als Teil seines Ausbildungsprogramms, Objekt-und Personenschutz. Es kostet dich also keinen Cent.«
    »Nein.«
    »Leif, du musst wieder aufmachen, wenn die Polizei den Club freigibt. Du brauchst dich um nichts zu kümmern, das mach ich. Du sagst, was ich machen soll, und ich mach es.«
    Der schrille Ton im linken Ohr setzt wieder ein und die Kopfschmerzen sind so heftig, dass Leif zu schwitzen anfängt.
    Aber Mehmet lässt sich nicht beirren. Er rechnet hoch, wie viel Geld Leif verliert, wenn er den Club zulässt, und wie viel er gewinnt, wenn er wieder öffnet.
    »Für einen Kiezclub ist ’ne Schließung absolut kein verkaufsförderliches Vorgehen.«
    Das ist Mehmets bestes Argument und überzeugt auch Leif.
    »Stimmt. Aber halt jetzt einfach die Klappe.«
    »Erst wenn du mir versprichst, dass du nicht verkaufst.«
    »Versprochen«, sagt Leif und denkt: Was willst du denn machen,
wenn ich trotzdem verkaufe? Gar nichts kannst du machen. Ich werde verkaufen, wann und an wen ich es für richtig halte.
    Dann stellt er die Frage, die ihn als Einziges wirklich interessiert: »Weißt du, ob Maika heute kommt?«
    »Keine Ahnung. Sie sucht in jeder freien Sekunde ihren Kater.«
    »Was für einen Kater?«
    »Als ihre Mutter gestürzt ist, ist ihr alter Kater, den sie schon immer gehabt hat, abgehauen.« Leif scheint echt gar nichts über Maikas Leben zu wissen.
    »Schenk mir noch mal ’n Schluck ein«, sagt Leif. »Und nimm auch einen.«
    Mehmet gießt Leif einen ordentlichen und sich selbst einen kleinen Schluck ein. Immerhin ist dieser Whisky älter als sein Vater! Nur sein Großvater hat die ganze Zeit erlebt, die dieses Schlückchen Whisky in seinem Fass gereift ist.
    »Auf dich, Leif. Die ganze Zeit, die in diesem Schluck gereift ist, und die ganze Kraft, die darin steckt, gehen auf dich.« Mehmet hebt sein Glas und grinst. »Gut soll es dir gehen.«
    Das haut Leif um. Er kennt Mehmet, seit er mit seiner Mutter zum ersten Mal im Club aufgetaucht ist. Seine Mutter war damals die schönste Türkin St. Paulis. Sofort hat ihr Leif
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