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Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Titel: Leb wohl, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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Lauter riesige Häuser... wie in Ottobrunn.“ Da sie ihn nicht beleidigen wollte, fügte sie rasch hinzu: „Ich habe nichts gegen Ottobrunn, aber das gehört ja auch zu einer Großstadt! Obwohl ich lieber auf dem Lande wohne. Bei uns ist es wirklich schön... eigentlich genauso schön wie hier.“ Unversehens begann Monika am Strand von New Providence von ihrer Heimat im fernen Oberbayern zu schwärmen. „Wir wohnen in einem Haus, das über zweihundert Jahre alt ist! Und ein Seerosenteich gehört dazu und eine Ruine und eine große Obstwiese...“
    „Das scheint ja ein toller Besitz zu sein! Wie seid ihr denn daran gekommen? Habt ihr ihn geerbt?“
    „Nein! Wir leben erst seit einem Jahr dort!“
    „Dann hat dein Vater sicher das große Los gezogen... oder verdient er so viel Geld?“
    „Weder noch... aber das ist eine lange Geschichte!“
    „Los, berichte!“
    Er sagte das so interessiert, daß Monika wirklich zu erzählen begann, und ohne daß sie es merkte, kam sie auch auf Amadeus zu sprechen — wie er ihnen allen anfangs das Leben schwergemacht hatte und sie sich schließlich mit ihm angefreundet hatte. Noch nie hatte sie das jemandem anvertraut, der den Kobold nicht schon selber zu spüren bekommen hatte.
    Mitten im schönsten Erzählen wurde ihr das plötzlich bewußt. Sie unterbrach sich erschrocken und fragte: „Du glaubst wohl, ich spinne?“
    „Nein!“
    „Oder ich flunkere?“
    „Warum sollte ich?“
    „Weil es schwer zu glauben ist!“
    „Ich glaube dir jedes Wort!“
    „Du glaubst an Gespenster?“ Monika blieb stehen.
    Er dachte nach. „Nein. Eigentlich nicht.“
    „Aber du hast doch gesagt...“
    „Daß ich dir glaube! Das ist doch etwas anderes! Du siehst mir nicht aus wie jemand, der solche Räuberpistolen einfach erfindet.“
    Sie errötete vor Freude und wandte sich rasch ab, damit er es nicht merkte. „Tu ich auch wirklich nicht.“
    „Jedenfalls...“ Er nahm ein Steinchen auf und warf es in das gischtende Meer. „...werde ich dich mal besuchen, wenn wir wieder zu Hause sind. Vielleicht macht dein Amadeus sich dann bemerkbar.“
    „Würde er ganz bestimmt, denn er mag keine Fremden und ist wahnsinnig eifersüchtig. Bloß... er ist nicht mehr in Haidholzen.“ Ehe er noch fragen konnte, erzählte sie ihm, wie sie Amadeus aus dem Bannkreis des Hauses herausgeholt und welche Streiche er unterwegs und auf dem Schiff gespielt hatte.
    Günther bog sich vor Lachen.
    „Aber seitdem“, schloß sie, „habe ich nichts mehr von ihm gesehen und gehört... oder auch gespürt.“
    „Seit wann?“
    Sie mußte nachdenken und war erstaunt, daß nur so wenig Zeit vergangen war. „Seit gestern nacht!“ sagte sie.
    Er grinste plötzlich. „Dann besteht ja noch kein Grund zur Beunruhigung.“
    „Ich bin nicht beunruhigt! Ich würde nur gern wissen, wo er steckt. Weißt du, seit ich ihn aus seinem Bannkreis herausgeholt habe, kann er sich anscheinend frei bewegen... er kann sich aufhalten, wo er will. Das ist für ihn natürlich neu und aufregend. Aber ich hatte gedacht, er würde sich auch weiter an meine Fersen heften. Bisher hat er das jedenfalls getan. „
    „Und du bist traurig, weil er sich abgesetzt hat?“
    „Traurig? Nein!“
    Da kam eine mannshohe Welle auf sie zu. Sie konnten gerade noch zurückspringen, sonst hätte sie sie mit sich gerissen. Aber naß waren sie beide von Kopf bis Fuß.
    „Das war Amadeus!“ rief Monika.
    „Unsinn! Das war das Meer.“
    Sie gab sofort nach. „Vielleicht hast du recht. Es wäre ja mehr als unwahrscheinlich, aber wenn man so lange mit einem Gespenst zusammengelebt hat, wird man eben nervös und mißtrauisch.“
    „Ich werde dich vor diesem Kerl beschützen!“ erklärte Günther ein wenig großspurig.
    „Das kannst du nicht!“
    „Du wirst schon sehen.“
    „Aber du weißt nicht, was für Sachen sich Amadeus dauernd ausdenkt...“
    „Hast du nicht gesagt, daß er niemanden verletzen kann? Nicht einmal etwas zerbrechen?“
    „Ja, das stimmt! Jedenfalls, bis jetzt hat er noch keinen wirklichen Schaden angerichtet. Aber er kann einen ganz schön erschrecken.“
    „Da mache ich mir nicht so viel draus!“ behauptete Günther und schnippte mit den Fingern.

    In schöner Einigkeit verließen sie den Strand und machten sich auf den Weg zurück zum Hotel.
    Sie kamen gerade recht zur Kokosnußernte. Gelenkige schwarze Jungen kletterten, ein Messer zwischen den Zähnen, die Palmen hinauf, hieben, während sie sich nur mit den Beinen am Stamm
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