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Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Titel: Leb wohl, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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Mutter regt das auf.“
    „Na ja, weißt du, Mütter sehen so etwas eben anders. Ich finde es übrigens auch besser, wenn man nicht alles tut, was man sich zutraut.“
    „Weil du ein Mädchen bist!“
    „Nein, weil ich allmählich anfange, aus Erfahrung klug zu werden“, entgegnete sie mit Würde.
    In der Hotelhalle trennten sie sich. Günther lief zum Swimmingpool, weil er es für an der Zeit hielt, sich wieder bei seiner Mutter sehen zu lassen. Monika fragte nach ihrer Zimmernummer und ließ sich den Schlüssel geben.

In alter Frische: Amadeus

    Als Monika mitten in der Nacht die Bettdecke weggezogen wurde, wachte sie gar nicht auf. Im Halbschlaf grapschte sie nach ihr, fand sie aber nicht. Sie rollte sich zur Seite und zog die Knie an. Es war warm genug, auch ohne Decke zu schlafen.
    Dann aber begann die Matratze zu beben, erst ganz sacht, dann immer stärker und stärker, in rhythmischen Stößen. Monika spürte es, dachte aber, noch im Traum, nichts anderes, als daß sie noch auf dem Schiff wäre, und daß hoher Seegang herrschte.
    Sie hatte sich schon an das Wackeln gewöhnt, als die Stöße immer stärker wurden und sie bei jedem in die Luft flog, erst nur ein bißchen, dann mehr und schließlich so hoch, daß sie mit einem richtigen Plumps wieder auf der Matratze landete.
    Das war zuviel. Sie richtete sich auf, rieb sich die Augen und riß sie dann auf.
    Ein seltsamer Junge saß auf der Frisierkommode gegenüber dem Bett, ohne sich durch die Dinge, die Monika und Ingrid dort hingelegt hatten — Kamm und Bürste, ein Fläschchen mit Parfüm und eine Tauchermaske — behindert zu fühlen. Man konnte die Konturen der Kommode durch seinen altmodisch eleganten blauen Seidenanzug erkennen, denn er war durchsichtig, nicht nur der Anzug, sondern der ganze Junge. „Amadeus!“ rief Monika. „Du!“

    „Oui! C’est moi!“ bestätigte der Kobold — er liebte es, französische Brocken in seine Unterhaltung zu flechten; das hatte als vornehm gegolten zu der Zeit, als der kleine richtige Junge, in dessen Gestalt er geschlüpft war, noch gelebt hatte. „Mich hattest du wohl nicht mehr erwartet!“ Dabei verzog er sein helles, hübsches Gesicht zu einer vornehm beleidigten Miene.
    „Doch, natürlich!“ behauptete sie rasch. „Ich habe mich schon gewundert, wo du geblieben bist!“
    „Immer ganz in deiner Nähe.“
    „Warum hast du dich dann nicht gemeldet?“
    „Ich hatte Pimpression... wie sagt man doch?...den Eindruck, du würdest keinen Wert auf meine Gesellschaft legen.“
    „Sag doch so was nicht!“ erwiderte Monika und fühlte sich unbehaglich, weil er im Grunde recht hatte.
    Im Zimmer — einem fast quadratischen, einfach möblierten Hotelschlafzimmer mit einem Doppelbett — war es übrigens ganz dunkel, denn Ingrid hatte vor dem Schlafengehen die Vorhänge zugezogen. Monika konnte Amadeus nur sehen, weil er aus sich selber heraus leuchtete und sogar ein wenig seine Umgebung erhellte.
    „Ich sage immer, was ich denke!“ erklärte er überheblich. „Ich habe keinen Grund zu lügen... wie gewöhnliche Menschen.“
    Monika fühlte sich ertappt und wußte nichts zu sagen.
    „Verteidige dich wenigstens!“ zischte er sie an, und seine runden blauen Augen schienen vor Zorn geradezu Blitze zu schießen.
    „Aber ich habe doch nichts getan!“ widersprach sie und merkte selber, daß es ziemlich kläglich klang.
    „Du hast mich verraten!“
    „Das ist nicht wahr!“
    „Doch, du hast diesem étranger... diesem fremden garçon gesagt, daß es mich gibt!“
    Monika wurde es ganz schwach bei der Vorstellung, daß Amadeus alles mitgehört haben könnte, was sie über ihn gesprochen hatten. „Aber wenn du da warst, warum hast du mir nicht den Weg zurück zum Hotel gezeigt?“ fragte sie.
    „Du wolltest es ja nicht!“
    Das war so wahr, daß Monika beim besten Willen keine Verteidigung einfiel, und so entschloß sie sich, dieses Thema rasch wieder fallenzulassen. Sie zerbrach sich den Kopf, wie sie den Kobold wieder wohlwollend stimmen könnte, und tatsächlich fiel ihr etwas ein.
    „Amadeus“, sagte sie, „ich habe dir nie versprochen, niemandem von dir zu erzählen. Du hast das ja auch nie verlangt. Mein Vater wollte es so, damit wir keine Neugier erregen. Alle würden doch staunen, wenn sie von dir wüßten. Die Reporter der Zeitungen würden uns das Haus einstürmen. Du bist doch wirklich etwas ganz Besonderes.“
    Amadeus war eitel genug, das Kompliment zu genießen, dennoch wehrte er mit
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