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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht
Autoren: Dale Brown
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Prolog
Montag, 6. Juni 1994, 08.12 Uhr Ortszeit irgendwo über dem Süden Nevadas
    »T minus zwei Minuten, Zeit läuft … jetzt.«
    Oberstleutnant Patrick McLanahan sah gerade noch rechtzeitig zu seinem Einsatzdatenmonitor auf, um beobachten zu können, wie die rückwärtslaufende Uhr auf 00:01:59 umsprang. Auf die Sekunde pünktlich. Mit dem linken Fuß betätigte er einen Schalter, um auf der Überwachungsfrequenz zusprechen. »Vapor Two-One verstanden«, meldete er.
    »CROWBAR, Vapor Two-One erbittet Freigabe zum Zielanflug.«
    »Bitte warten, Two-One.« Warten? dachte er – wohl kaum.
    McLanahan und sein Partner, Major Henry Cobb, waren mit einem Bomber FB-111B Super Aardvark in sechzig Meter Höhe über dem Wüstenboden Südnevadas mit Schallgeschwindigkeit unterwegs. Fünf Sekunden Wartezeit bedeuteten, daß sie ihrem Ziel eineinhalb Kilometer näher kamen.
    Die FB-111B war die »gestreckte« Version des überschallschnellen Schwenkflügel-Bombers F-111A, der als Übergangslösung hatte dienen sollen, als der Bau des Bombers B-1 Excalibur Ende der siebziger Jahre eingestellt worden war.
    Die wenigen Exemplare hatte das High Technology Aerospace Weapons Center (HAWC) erhalten – der geheime Testkomplex für Waffensysteme und Flugzeuge, den das Verteidigungsministerium in Sperrgebieten nördlich von Las Vegas betrieb. Die meisten F-111 würden nicht mehr lange fliegen, und immer mehr tauchten bei Reserveeinheiten auf oder waren schon Ausstellungsstücke, aber das HAWC benutzte seine Flugzeuge immer, bis sie auseinanderfielen oder abstürzten.
    Bei dem heutigen Einsatz ging es nicht um die »Super Vark«. Obwohl ihre FB-111B über 113000 Kilogramm Bomben hätte tragen können, hatten Cobb und McLanahan an diesem Morgen nur eine einzige Bombe an Bord – aber was für eine!
    Diese offiziell als BLU-96 bezeichnete, aber besser unter ihrem Spitznamen HADES bekannte Bombe war die wirkungsvollste nicht atomare Waffe der Welt. HADES enthielt fast 800 Liter eines dünnflüssigen Flammöls, das sich übers Zielgebiet verteilte und dann ferngezündet wurde. Die dadurch ausgelöste Detonation wies viele Eigenschaften einer Nuklearexplosion auf: Sie erzeugte eine Hunderte von Metern hohe pilzförmige Wolke, einen Feuerball mit gut eineinhalb Kilometer Durchmesser und eine Druckwelle, die im Umkreis von drei Kilometern Bäume und Häuser flachlegen konnte.
    Da die HADES seit dem Vietnamkrieg eigenartigerweise nicht mehr eingesetzt worden war, hatte das HAWC die weitere Erprobung übernommen. Obwohl die HADES ursprünglich zur schnellen Räumung sehr großer Minenfelder entwickelt worden war, wäre ihre Wirkung gegen Truppenansammlungen vernichtend gewesen. Auch diese Tatsache würde natürlich in dem HAWC-Bericht ans Verteidigungsministerium stehen.
    »Vapor, hier CROWBAR, frei zum Einflug in R-4808N und R-4806W, Höhe zwo-null-null Fuß. Bleiben Sie weiter hörbar auf dieser Frequenz. Bestätigen Sie.«
    McLanahan sah auf seine Uhr. »Vapor bestätigt um 1514 Zulu: Frei zum Einflug in Romeo 4808 Nord und Romeo 4806 West, Höhe zwo-null-null, Hörbereitschaft halten.
    Ende.«Während er sich an Cobb wandte, kontrollierte er automatisch die Triebwerksinstrumente und die Treibstoffanzeige in der Mittelkonsole zwischen ihnen. »Wir haben die Freigabe, Henry.« Cobbs Antwort bestand aus einem zweimaligen Klicken seiner Sprechtaste. Im Einsatz redete Cobb nie viel: Seine Aufgabe war es, die Maschine zu fliegen, was er mit stoischer Ruhe tat.
    Romeo 4808N – so lautete die amtliche Bezeichnung für diesen inoffiziell als »Dreamland« bekannten Luftraum – war von der Federal Aviation Administration als Beschränkungsgebiet ausgewiesen worden, was bedeutete, daß kein ziviles oder militärisches Luftfahrzeug dort ohne ausdrückliche HAWC-Freigabe einfliegen durfte. Selbst die Flugsicherung durfte Maschinen nur im äußersten Notfall durch diesen Luftraum schicken; dort wurde das Flugzeug von Jägern angesteuert und begleitet – und der verantwortliche Fluglotse mußte seine Entscheidung ausführlich rechtfertigen.
    Umgeben war R-4808N von vier weiteren Beschränkungsgebieten, die als Pufferzone dienen sollten, damit Piloten, die absichtlich oder irrtümlich dorthin flogen, reichlich Gelegenheit zu einer Kursänderung hatten. Zivil-oder Militärpiloten, die ohne Freigabe in R-4808N einflogen, büßten bestenfalls ihren Pilotenschein ein – und konnten sich auf eine intensive mehrtägige »Befragung« durch CIA und Air Force
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