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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht
Autoren: Dale Brown
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vielen Jahren verschlossen und aufgegeben worden. Obwohl die Insel bei Flut unter Wasser verschwand, war sie eine sehr große Fels- und Korallenformation, die leicht mit größerer Fläche als Spratly Island ausgebaut und befestigt werden konnte. Hätte Yin eine Insel besetzen und befestigen sollen, hatte er sich für Phu Qui entschieden.
    Aber auf diese Idee konnten auch andere kommen …
    „Wenshan und Xingyi sollen sich das Ziel näher ansehen«,befahl Yin. »Die Manning läuft inzwischen nach Norden, um die Position der Wenshan einzunehmen.« Die Manning war das zweite als »Springer« eingesetzte Vorpostenboot in Yins Verband.
    Kapitän Lubu bestätigte den Befehl und gab ihn an seinen Wachoffizier zur Übermittlung an Wenshan und Xingyi weiter.
    Admiral Yin, der praktisch sein ganzes Leben in der Volksbefreiungsmarine verbracht hatte, war stolz auf seine in langen Dienstjahren erworbenen Instinkte. Er vertraute auf sie.
    Und jetzt sagten ihm seine Instinkte, daß es Schwierigkeiten geben würde.
    Gewiß, Phu Qui Island und sogar die Spratlys selbst waren kein Gebiet, in dem man normalerweise Schwierigkeiten erwartet hatte. Die Spratly-Inseln – im Chinesischen Nansha Dao, die Einsamen Inseln – bestanden aus einer Ansammlung von Riffen, Atollen und häufig überschwemmten Inseln mitten im Südchinesischen Meer, einige hundert Kilometer südlich von China auf halber Strecke zwischen Vietnam und den Philippinen. In den Gewässern zwischen den 55 Hauptformationen der Spratlys lagen zahlreiche Wracks, die Zeugnis von den navigatorischen Tücken dieses Seegebiets ablegten.
    Normalerweise wäre ein so gefährliches Labyrinth weiträumig umfahren worden, aber chinesische Entdecker hatten schon vor Jahrhunderten festgestellt, daß die Nansha Dao eine wahre Schatzkammer darstellten: Dort gab es Gold, Eisen, Kupfer und Dutzende von weiteren Metallen sowie Edelsteine und weitere Mineralien.
    Da die Inseln mitten auf dem Seeweg zwischen Südchinesischem Meer und Indischem Ozean lagen, hatten auch die »Rundaugen« sie irgendwann gefunden, und die Engländer hatten ihnen den Namen Spratly Islands gegeben – nach dem Kommandanten des englischen Kriegsschiffs, der sie im 18. Jahrhundert »entdeckt« hatte. Später hatten die Engländer dort Öl gefunden und mit der Ausbeutung der Lagerstätten begonnen. Der damalige Stand der Bohrtechnik ließ jedoch keine wirtschaftliche Förderung dieser Vorkommen zu, deshalb hatten die Engländer sich lieber auf Indonesien und Malaysia konzentriert, wo die Exploration sicherer und lohnender war.
    Im Lauf der Zeit hatten mehrere Staaten – Indonesien, Malaysia und die Philippinen – sich bemüht, Spratly Island zu einem wichtigen Handelshafen auszubauen. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg betrachtete China die Spratlys – wie alles andere im Südchinesischen Meer – als sein Territorium.
    Während Bohrtürme, Fischereihäfen und Bergwerke entstanden, begannen die Chinesen mit Hilfe der Nordvietnamesen in diesem Gebiet rigoros zu patrouillieren.
    Im Vietnamkrieg konnte der Vietkong mit Abhör- und Radarstationen auf Spratly Island den gesamten Flug- und Schiffsverkehr zwischen den Philippinen und Saigon überwachen – auch Flüge amerikanischer Bomber B-52 zu Angriffen auf Ziele in Nordvietnam.
    Das rief jedoch die stärkste Kriegsmarine der Nachkriegszeit, die US Navy, auf den Plan. Mit amerikanischer Unterstützung verstärkte die philippinische Marine ihre Patrouillentätigkeit, vertrieb die vietnamesischen Spionageeinheiten von den Spratly-Inseln und benützte sie als Operationsbasis für die Überwachung der Seewege im Westen des Südchinesischen Meers. Damit waren die Chinesen nach fünfhundertjähriger Vorherrschaft praktisch von den Spratlys vertrieben worden.
    Aus chinesischer Sicht war das eine empfindliche Schlappe.
    Als die amerikanische Präsenz nach dem Vietnamkrieg erheblich abgebaut wurde, konnte erst die vietnamesische und danach die chinesische Kriegsmarine auf die Spratly-Inseln zurückkehren. Aber die Philippinen hielten ihre durch amerikanische Unterstützung ermöglichte substantielle Militärpräsenz weiterhin aufrecht, obwohl sie die meisten der südlichen Inseln China und Vietnam überlassen hatten.
    Damit waren die Grenzen gezogen.
    Die Philippinen betrachteten die dreißig Atolle 930 nördlicher Breite und das Seegebiet zwischen ihnen als eine Art neutrale Zone. Im ersten Jahrzehnt nach dem Vietnamkrieg blieb es dort verhältnismäßig ruhig, aber Ende der
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