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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Dienstag, 10. Mai  22:30 Uhr

    Beunruhigt hörte Cornelius Hamacher dieses Klopfen an der Eingangstür. Es erinnerte ihn an den Anfang von »Radar Love« und versetzte ihn in höchste Alarmbereitschaft. Bisher hatte er dieses Zeichen erst zweimal gehört, ein weiteres Mal hatte er es selbst verwendet. Damals, als … daran wollte er jetzt lieber nicht denken. Er musste einen kühlen Kopf bewahren. Vielleicht über brachte ihm Sebastian die Nachricht vom Tod ihres alten Weg­ gefährten. Das wäre traurig, aber fast wünschte er sich, es wäre nur das. Aber es könnte auch … Sein Puls jagte, ein Schweiß­ tropfen rann von seiner Stirn. Ihm war eiskalt. Erneut klopfte es an der Tür in der verabredeten Weise. Was sollte er tun? Gedan ken schossen durch seinen Kopf. Er versuchte, ruhig zu atmen, und begriff, dass er handeln musste. Mit entschlossener Miene zog er den Sicherheitsriegel zurück und drückte die Klinke hinunter. Reflexartig wich er nach hinten, um sofort wieder zu erstarren. Blankes Entsetzen stand in seinen Augen.
    Vor ihm stand eine Gestalt in Mönchskutte. Der Kopf war mit einer spitzen schwarzen Haube bedeckt, unter der nur die Augen aus zwei schmalen Schlitzen herauslugten. Solche Hauben haben früher die Henker getragen, dachte Cornelius, während seine Knie zu zittern begannen. Das Schwert in der Rechten bestärkte diesen Gedanken. Unwillkürlich wich Cornelius Hamacher zwei Schritte zurück.
    »Was wollen Sie?«, fragte er, nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte. Vielleicht war die Maskerade ja nur ein übler Scherz. Sebastian jedenfalls traute Hamacher diesen Unsinn durchaus zu. »Sebastian?«
    Seine Stimme klang, als sei sein Hals zugeschnürt. Eine Antwort erhielt er nicht. Verstohlen schielte Cornelius auf die Schlitze in der schwarzen Haube, aus denen ihn ein Augenpaar mit unerbittlichem Blick anstarrte. Angst überfiel ihn, lähmte seinen Verstand, plötzlich jedoch lachte er laut auf. Er erinnerte sich daran, wie Sebastian einmal als Geist verkleidet vor seinem Bett im Schlafsaal gestanden hatte. Der Vermummte konnte nur Sebastian sein, kein anderer kannte das Zeichen. Niemand außer dem Dritten in ihrem Bunde, und der rang gerade mit dem Tod oder hatte den Kampf womöglich bereits verloren. Sollte etwa einer der beiden das geheime Zeichen gegen alle Abmachung verraten haben? Aber wer würde hier in einer solchen Maskerade erscheinen?
    Regungslos stand die seltsame Gestalt gut einen Meter entfernt vor ihm, das Schwert immer noch in der rechten Hand.
    »Sebastian, mir ist wirklich nicht zum Scherzen zumute«, erklärte Cornelius und bemühte sich um eine möglichst feste Stimme. Dabei starrte er wie gebannt auf die Sehschlitze in der Henkersmaske. Die dahinter liegenden Augen waren kaum zu erkennen. Dennoch strahlten sie nach Cornelius Hamachers Empfinden wilde Entschlossenheit aus. »Schluss jetzt!« Der Befehl klang allerdings eher nach einer Bitte.
    »Ja, es ist gut jetzt«, erwiderte die Gestalt mit unerwartet fremder Stimme.
    Panik überkam ihn. Das war eindeutig nicht Sebastian. Cor­ nelius wollte reden, dem Mann eine Erklärung entlocken, aber sei ne Zunge gehorchte ihm nicht, die Lippen fühlten sich an wie zugeklebt. »Falls Sie Geld wollen, ist das kein Problem«, brachte er schließlich hervor.
    Die Mönchsgestalt schüttelte jedoch den Kopf, trat einen weiteren Schritt auf ihn zu und erhob das Schwert. »Nur Sühne.«
    Cornelius Hamacher wusste sofort, wovon der Eindringling sprach. Angstschweiß tropfte von seiner Stirn. Es würde keine Gnade für ihn geben. Flieh, schoss es durch seinen Kopf, doch im nächsten Moment wusste er, wie sinnlos das war. Die vermummte Gestalt versperrte die Eingangstür, und bei einer Flucht durch das Haus zur Terrasse hätte sie ihn sicher schnell eingeholt. Er musste sich verteidigen, er hatte keine andere Wahl. Unwillkürlich drehte Cornelius seinen Kopf nach links. Auf dem Sideboard unter dem Spiegel standen zwei silberne Kerzenleuchter. Der Rächer war seinem Blick jedoch gefolgt. Trotzdem musste Cornelius es versuchen. Mit zwei Sätzen erreichte er den Schrank und ergriff einen der Leuchter. Als er sich umdrehte, hatte der Eindringling ihn schon eingeholt. Cornelius erstarrte. Der Mönch stand unmittelbar vor ihm – mit erhobenem Schwert.
    »Nein!«, schrie er.
    Ehe Cornelius den Kerzenständer gegen den Angreifer schleudern konnte, bohrte sich das Schwert in seine Eingeweide. Mit einem Ruck zog der Rächer die Waffe wieder heraus.
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