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Lauter Irre

Lauter Irre

Titel: Lauter Irre
Autoren: Tom Sharp
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niemanden, der einen makellosen Ruf hat, nur Mädchen zu zeugen?«
    »Da wäre Bert Trubshot, drüben in Gingham Coalville. Mrs. Trubshot hat neun reizende Töchter geboren, und …«, setzte Sophie an.
    »Bert, der Fäkaliensammler? Das glaube ich nicht. Ich habe noch nie einen hässlicheren Mann gesehen, mit all diesen Pusteln und … bist du sicher?«, fragte Fanny.
    Sophie Grope war sicher.
    »Ich gehe nicht mit Bert Trubshot ins Bett!«, schrie Rossetti hysterisch. »Mein Arthur mag ja kein vollkommener Ehemann sein, aber wenigstens ist er sauber und gewaschen. Bert Trubshot starrt vor Dreck!«
    Ihre Schwestern musterten sie mit zornigen Blicken. Noch nie hatte sich eine Grope geweigert, ihre Pflicht zu tun. Selbst während der Pest, als die anderen Höfe in der Gegend ihre Türen vor Fremden verschlossen hatten, hatte die unfruchtbare, verwitwete Eliza Grope tapfer eine ganze Anzahl verängstigter Männer in ihr Bett gezerrt, welche irrtümlicherweise angenommen hatten, in der Abgeschiedenheit von Mosedale in Sicherheit zu sein. Nicht, dass ihr ihre Bemühungen so vergolten worden wären, wie sie es sich erhofft hatte. Sie war selbst an der Pest gestorben. Doch ihr Beispiel diente späteren Generationen als Maßstab.
    »Du nimmst Bert Trubshot, ob es dir nun passt oder nicht«, wies Beatrice ihre Schwester finster an.
    »Arthur wird wütend sein. Er ist sehr eifersüchtig.«
    »Und als Ehemann absolut hoffnungslos. Wir sorgen dafür, dass er nichts davon erfährt.«
    »Aber er findet es bestimmt von allein heraus«, wandte Rossetti ein. »Und er legt großen Wert auf sein Liebesleben.«
    »Dann werden wir eben dafür sorgen müssen, dass er das Interesse an derlei Dingen verliert«, gab Beatrice zurück.
    Drei Monate später, als Rossetti hinlänglich genesen war und man ihr Baby in das übliche Waisenhaus in Durham gebracht hatte, wurde Arthur Grope eine ausnehmend große Dosis eines Schlaftrunks in die Suppe getan, woraufhin er gerade noch Zeit hatte zu bemerken, dass sie besser schmecke als sonst, ehe er über gekochtem Hammelfleisch und Karotten einnickte. Später an jenem Abend hatte er eine höchst unglückliche Begegnung mit einer zerbrochenen Brandyflasche, von der er sich nie wieder ganz erholte.
    Währenddessen machten sich Sophie und Fanny in einer mit Vorhängen verhüllten Kutsche nach Gingham Coalville auf, um Bert Trubshot herbeizuschaffen. Sie trafen ihn dabei an, wie er um zwei Uhr morgens seinem übel riechenden Gewerbe nachging, und während Fanny von vorn auf ihn zutrat – vorgeblich um sich zu erkundigen, ob sie hier auf der richtigen Straße nach Alanwick seien –, streckte Sophie ihn durch einen besonnenen Schlag auf den Hinterkopf mit einem Totschläger nieder. Danach war es ein Leichtes, ihn nach Grope Hall zu fahren, wo er – dank der Gehirnerschütterung in einem Zustand halluzinierender Sinnestäuschungen – seine Pflicht tat, nachdem man ihn vorher abgeschrubbt und freigebig mit etlichen Flaschen Parfum übergossen, ihm die Augen verbunden, eine große Anzahl Austern sowie ein paar zermahlene Perlen verabreicht hatte.
    Selbst Rossetti fand das Ganze weniger unersprießlich, als sie erwartet hatte, und sie empfand ein Gefühl der Wehmut, als er schließlich mit Schnaps betäubt nach Gingham Coalville zurückgefahren wurde. Was Bert Trubshot fühlte, als er nach Parfum stinkend und splitterfasernackt auf der Schwelle seines Cottage aufgefunden wurde, war die Ohrfeige seiner Gattin und ein gewisses Maß an Reue, dass er jemals eine so gewalttätige und unliebenswerte Frau geheiratet hatte.
    Arthur Grope war sogar noch elender zumute. Während er im Hospital von Wexham lag, war ihm zwar schmerzlich bewusst, was ihm zugestoßen war, doch er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie und warum es geschehen war.
    »Können Sie denn gar nichts machen?«, fragte er die Ärzte mit einer Stimme, die sich bereits zu verändern begann, nur um zu erfahren, dass da nicht allzu viel zu retten sei, und außerdem hätte er eben nicht so viel Brandy trinken sollen. Arthur entgegnete, er könne sich nicht erinnern, überhaupt Brandy getrunken zu haben, nicht einen Tropfen, denn er sei sein ganzes Leben lang Abstinenzler gewesen. Wenn jedoch das, was die Ärzte ihm gesagt hatten, wahr und seine einzige Freude im Leben für alle Zeit dahin wäre, dann würde er in Zukunft verdammt noch mal saufen wie ein Loch.
    Arthurs Entschluss, ein hemmungsloser Trinker zu werden, wurde bestärkt, als
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