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Der Zauber von Savannah Winds

Der Zauber von Savannah Winds

Titel: Der Zauber von Savannah Winds
Autoren: Tamara McKinley
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    B risbane 2000
    F leur Mackenzie nahm Handtasche, Aktenkoffer und Laptop und stieg zögernd aus dem Mazda Roadster. Für gewöhnlich konnte sie es kaum erwarten, den Tag zu beginnen, denn sie liebte ihre Arbeit bei Oz Architects. Überdies war sie ehrgeizig und wollte in der Firma aufsteigen, bevor sie zur Familiengründung eine Auszeit nehmen würde. Doch in letzter Zeit hatte sich die Stimmung im Büro verändert. Trübsinn hatte sich breitgemacht und wollte nicht weichen. Seit Monaten kursierten Gerüchte, die sich noch verdichtet hatten, seit Projekte auf Eis gelegt wurden, Mitarbeiter gekündigt hatten und bislang treue Kunden zur Konkurrenz abgewandert waren.
    »Guten Morgen, Fleur. Wie geht’s?« Jason Delaney, gekleidet in Trainingshose, hautenges T-Shirt, Laufschuhe und rosarotes Bandana, war außer Atem.
    Fleur lächelte ihren Kollegen kläglich an. »Könnte besser sein«, gestand sie, strich die langen dunklen Haare zurück und rückte den Kragen ihrer Kostümjacke zurecht, wobei die Goldarmbänder an ihrem zarten Handgelenk klimperten. »Die heutige Besprechung bereitet mir Sorgen.«
    Jason joggte auf der Stelle weiter. Sein fröhliches Gesicht hatte traurige Züge angenommen. »Geht das nicht allen so? Womit rechnest du, Fleur? Stehen wir auf der Abschussliste?«
    »Ich hoffe nicht«, murmelte sie. Ihre hohen Absätze klapperten auf dem Pflaster, als sie auf das Bürogebäude zustrebte. »Greg und ich haben eine Mordshypothek abzutragen, und vierunddreißig ist nicht unbedingt ein gutes Alter, um arbeitslos zu werden.«
    »Ich dachte, Greg wäre gerade zum leitenden Chirurgen befördert worden. Er verdient doch sicher genug, um euch eine Weile über Wasser zu halten.«
    Fleur hatte nicht vor, mit Jason über ihre finanzielle Situation zu sprechen. Ihr bester Freund meinte es bestimmt gut – aber er war ein Klatschmaul. Sie gab den Sicherheitscode ein, schob die Eingangstür auf und begab sich zu den Büros im Parterre. Sie betrat einen großen weißen Raum, der mit Schreibtischen, Reißbrettern und Aktenschränken möbliert war, schaltete das Licht an und ließ den ausgebeulten Aktenkoffer und das schwere Notebook auf ihren Schreibtisch fallen. »Es hat keinen Sinn zu spekulieren«, sagte sie leise. »Oz Architects ist eine große Firma, und wir müssen hoffen … «
    Jason nahm das Bandana ab, steckte es in die Hosentasche und verschränkte die Arme. »Tja, ich hab mich bereits auf zwei Stellen beworben – für alle Fälle. Ich kann unmöglich von Enrique erwarten, dass er mich aushält, sosehr mir das luxuriöse Leben eines Müßiggängers auch gefallen würde.« Er warf einen Blick auf die Angeberuhr an seinem Handgelenk, ein Geschenk von seinem wohlhabenden Liebhaber. »Dann werde ich mich mal beeilen und mich rausputzen, bevor die Machthaber zu uns herabsteigen.«
    Fleur erwiderte sein Lächeln matt, während er in den Sanitärraum für Mitarbeiter eilte. Auch sie hatte erwogen, sich auf eine andere Stelle zu bewerben, doch sie fühlte sich der Firma in gewisser Weise verbunden, in der sie gleich nach der Universität eine Anstellung bekommen hatte. Außerdem konnte sie nicht glauben, dass Oz Architects kurz vor dem Ruin stand. Es gibt auch noch andere Gründe, gestand sie sich im Stillen ein, denn sie sehnte sich nach einem Kind, wollte eine eigene kleine Familie haben, jetzt, nachdem sie und Greg geheiratet und einen Hausstand gegründet hatten. Kein neuer Arbeitgeber würde sich damit abfinden, wenn sie im ersten Jahr ihrer Tätigkeit in Mutterschutz gehen würde. Und ihre biologische Uhr tickte. Sie musste Oz Architects treu bleiben.
    Mit herzhaftem Gähnen streifte sie die Schuhe ab und bewegte die Zehen. Sie hatte nicht gut geschlafen, die berufliche Unsicherheit machte sie nervös. Greg war auf einem Ärztekongress in Sydney. Sie hatten zwar jeden Abend stundenlang miteinander telefoniert, dennoch fehlte er ihr. Sie vermisste seine feste Umarmung, seinen Herzschlag an ihrem Ohr und auch das Gefühl, dass der seelenverwandte Greg immer ihr Anker sein würde, sollte die See auch noch so rau werden.
    Sie hatten bereits zwei Jahre zusammengelebt, als er sie vor zwölf Monaten mit seinem Heiratsantrag überraschte. Greg hatte bis dahin erbittert an seiner Unabhängigkeit festgehalten – von dem Ehrgeiz getrieben, die nervenaufreibende und zuweilen herzzerreißende Welt der Kinderchirurgie zu verändern – , und sie hatte von Anfang an gewusst, dass ein Leben mit ihm nicht einfach sein
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