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GK047 - Die Höllenbrut

GK047 - Die Höllenbrut

Titel: GK047 - Die Höllenbrut
Autoren: A.F.Morland
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Es war ein mächtiger, knorriger Baum, an dem schon viele Räuber, Diebe und Schinder aufgeknüpft worden waren.
    Mit dicken, bizarren Ästen stellte er ein Furcht einflößendes Mahnmal der Gerechtigkeit dar.
    An diesem Baum sollten die sieben Hexen hängen. Alle sieben gleichzeitig. Es war genügend Platz für sie da. Und die Schlingen waren ebenfalls vorhanden.
    Anthony Ballard, der gewichtige Henker, ging von einem Mädchen zum anderen. Er schaute ihnen nicht in die Augen, denn er hatte Angst vor ihrem bösen Blick. Mit schnellen Bewegungen streifte er ihnen die Hanfschlinge über den Kopf. Als er bei der siebenten Hexe angelangt war, hielt die Menge unwillkürlich den Atem an.
    Er streifte auch ihr die Schlinge über den Kopf und zog sie um ihren weißen schlanken Hals zusammen.
    Da begann das Mädchen grell zu lachen. Den Zuschauern stockte das Blut in den Adern, so furchtbar klang das Lachen. Die meisten Leute verspürten in diesem schaurigen Moment eine Gänsehaut über den Rücken laufen.
    Giftgrüne Augen hatte das schöne Mädchen. Einen verlockenden Mund, der viele Männer in diesem Dorf schon geküsst hatte. Und einen Körper hatte die Hexe, den viele Männer dieses Dorfes schon besessen hatten.
    Noch einmal lachte sie grell.
    Anthony Ballard wich unwillkürlich vor ihr zurück. Obwohl sie, wie alle anderen, an Armen und Beinen gefesselt war, hatte der Henker eine seltsame Angst vor ihr.
    »Ihr Verrückten!«, schrie die Hexe mit schriller Stimme. »Hängen wollt ihr uns! Da kann ich nur lachen. Wisst ihr denn nicht, dass man uns nicht töten kann? Hexen sind wir! Jawohl! Keinen Augenblick lang haben wir es geleugnet, denn wir sind stolz darauf, Bräute des Satans zu sein. Will es euch denn nicht in den Kopf gehen, dass man uns nichts anhaben kann? Wenn ihr uns jetzt hinrichtet, werden wir vor euren Augen sterben. Aber täuscht euch nicht, denn wir werden nicht wirklich tot sein. Wir werden weiterleben bis in alle Ewigkeit. Und wir werden wiederkommen. Immer wieder. Wir werden in eurem verfluchten Dorf Angst und Schrecken verbreiten. Wir werden eure Kinder und Kindeskinder für eure Tat bestrafen. Kein Glück wird diesem Dorf mehr beschieden sein. Verdammt werdet ihr sein – für alle Zeiten!«
    Die Leute bekreuzigten sich entsetzt.
    Ein Murren und Raunen ging durch die Menge.
    Schließlich fand einer den Mut, zu rufen: »Aufhängen! Henker, mach doch endlich Schluss mit diesen verfluchten Bestien!«
    »Ja, Schluss machen!«
    »Aufhängen!«
    »Bring sie um, Ballard!«, schrien die Leute hysterisch.
    Der Henker sprang vom Karren.
    Er griff nach der Peitsche, sah sich nicht nach den verfluchten Hexen um, hob die Peitsche und drosch sie dem schnaubenden Pferd auf die schimmernde Kruppe. Wiehernd sauste das Tier nach vorn, riss den Karren mit.
    Ein Stöhnen ging durch die Menge.
    Die sieben Hexen rutschten vom Karren. Eine nach der anderen.
    Sie zappelten mit den Beinen, als sich die Schlingen um ihre Hälse zusammenzogen. Ihr Todeskampf währte nur wenige Augenblicke.
    Plötzlich schrie jemand in der vordersten Reihe der Zuschauer mit schreckgeweiteten Augen: »Seht doch! Seht!«
    Zitternd wies er auf die hin und her baumelnden Hexen. Ihre jungen Gesichter begannen zu altern. Sie wurden grau, wurden faltig, fielen ein – und dann gingen sie plötzlich in Verwesung über…
    Dies alles geschah im Jahr 1674.
    ***
    Hundert Jahre später
    Dicke Rauchschwaden hingen in der Dorfkneipe. Um den Stammtisch neben dem Eingang saßen vier Männer. Sie hatten einiges über den Durst getrunken und zechten kräftig weiter.
    Mit jeder Runde wurden sie übermütiger. Die verrücktesten Geschichten erzählten sie sich. Und so kamen sie auch auf die sieben Hexen zu sprechen, die vor hundert Jahren gehenkt worden waren.
    »Mann«, sagte Glenn Farr grinsend.
    »Damals wär ich gern dabei gewesen. Die Mädchen sollen verdammt hübsch gewesen sein, sagt man. Sollen es mit jedem getrieben haben, der ihnen über den Weg lief.«
    John Holt kicherte.
    »Das wäre dir sehr gelegen gekommen, was?«
    »Warum denn nicht?«, gab Farr zurück. Er war ein behäbiger Mann mit den Augen eines Bluthundes, wenig Haaren auf dem birnenförmigen Kopf und schlechten, gelben Zähnen. Er hatte wegen seines Aussehens nicht viel Glück bei hübschen Mädchen, deshalb träumte er manchmal von den schönen Hexen, die es mit jedem getrieben hatten, der ihnen über den Weg lief. Bei denen hätte er auch Chancen gehabt.
    John Holt trank genießerisch
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