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Lauter Irre

Lauter Irre

Titel: Lauter Irre
Autoren: Tom Sharp
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verschlossen war. Dabei klaffte das Sackleinen auf, und ein paar Münzen fielen heraus und lagen verstreut auf dem Boden. Verblüfft starrte Esmond sie an. Solches Geld hatte er noch nie gesehen. Er hob eine Münze auf und betrachtete sie. Es war ein Sovereign, eine alte goldene Ein-Pfund-Münze. Esmond hatte keinerlei Zweifel daran, und wie um seinen Glauben zu bestätigen, war der Sack schrecklich schwer.
    »Da muss ja ein ganzes Vermögen drin sein. Wo in aller Welt hast du das gefunden?«, keuchte er.
    »Stimmt. Ich schätze, mehrere Millionen. Und von wegen wo, kannst du dir das nicht denken?«
    Esmond versuchte, es sich zu denken. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Du willst mir doch wohl nicht sagen, unter dieser riesigen Platte, die du neulich poliert hast?«, stieß er hervor und sackte auf einen Stuhl.
    »Volltreffer.«
    Mit offenem Mund starrte Esmond ihn an. »Aber die war doch so schwer. Die kannst du doch nicht allein hochgehoben haben.«
    »Ich habe so eine Art Kran an einem Traktor angebracht, und dann habe ich eine Riesenkette an einem Ende der Grabplatte festgemacht und sie mit der Winde hochgekurbelt, während du dich nach der Trauung mit Mrs. Grope verlustiert hast.«
    »Aber irgendjemand müsste dich doch gehört haben«, wandte Esmond ein.
    »Bei dem Krach, den du und deine bessere Hälfte gemacht haben? Das soll wohl ein Witz sein! Außerdem ist die Kapelle ein ganzes Stück weit vom Haus weg. Danach war’s ganz leicht. Ich habe unseren Skelettfreund einfach ein Stück zur Seite geschoben und mit einem Metallstab gestochert, bis ich was gefühlt habe. Dann habe ich nach unten gegraben und irgendwie diesen Sack da rausgewuchtet. Hab die ganze Nacht dafür gebraucht und war auch weiß Gott fix und fertig. Hab den ganzen Tag geschlafen und den größten Teil der nächsten Nacht auch.«
    »Das wundert mich nicht. Wie hast du den Sack denn hier raufbekommen? Der wiegt doch eine Tonne.«
    »Wieder mit dem Traktor. Diesmal mit einer Schubkarre hintendran.«
    Schweigend starrte Esmond ihn an, erfüllt von noch größerem Staunen, in das sich Bewunderung mischte.
    Jeremy brach das Schweigen.
    »Na ja, du bist jetzt ein steinreicher Mann. Du kannst tun, was du willst, dir kaufen, was du willst, gehen, wohin du willst. Du kannst …«
    »Blödsinn!«, explodierte Esmond. »Ich weiß genau, was ich tun werde, oder vielmehr, was wir tun werden. Wir werden halbe-halbe machen. Du hast das Zeug gefunden, das ist mehr, als ich in einer Million Jahren jemals fertiggebracht hätte, obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, woher zum Teufel du wusstest, dass es dort war.«
    Jeremy lachte. »Denk mal an diese Metallplatte und an die Inschrift mit den lausigen Reimen. Das hat mir verraten, dass da mehr drunter ist als nur ein Skelett mit einem Spaten, allerdings habe ich nicht erwartet, dass es ein Vermögen in Goldsovereigns ist.«
    »Das wir uns teilen werden, wegen unserer aufrichtigen Freundschaft. Und jetzt gehe ich wohl lieber zum Haus zurück. Ich muss meiner frisch angetrauten Ehefrau etwas sagen.«
    Esmond fand Belinda im Garten, mit einem großen Strauß roter Rosen, die sie in einer bauchförmigen Vase arrangierte.
    »Ist es nicht wunderbar, hier zu sein?«, fragte sie. »Ich fand es schon als Kind herrlich, wenn ich im Sommer zu Besuch gekommen bin, aber jetzt ist es sogar noch schöner, wo ich diesem grauenvollen Albert und seinem entsetzlichen Bungalow entkommen bin. Du hast ja keine Ahnung, wie widerwärtig ich es fand, dort zu leben.«
    »Ich kann’s mir denken«, erwiderte Esmond, der sich jetzt, wo er darüber nachdachte, wirklich vorstellen konnte, wie furchtbar das Leben mit seinem Onkel gewesen sein musste. Noch erschreckender war, dass ihm schon bei dem Gedanken an Belinda in den Armen eines anderen Mannes richtig schlecht wurde. Was war denn über ihn gekommen?
    »Du wirst niemals dorthin zurückgehen, Belinda«, begann er und setzte eine strenge Miene auf. »Du wirst hierbleiben, und du wirst von jetzt an verdammt noch mal tun, was ich sage. Ich habe darüber nachgedacht, und mir gefällt das friedliche, einfache Leben, das ich hier habe, und ich werde hierbleiben und den Hof bewirtschaften, aber es geht nicht, dass du mir heimlich Schlaftabletten verpasst und mir die ganze Zeit sagst, was ich tun und sagen soll. Ich will eine richtige Ehefrau: eine, die ordentlich für mich sorgt, sonst ist hier der Teufel los. Und noch etwas, der alte Samuel wird nicht mehr alter
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