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Lauras Liebhaber

Lauras Liebhaber

Titel: Lauras Liebhaber
Autoren: Natalie Rabengut
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würde.
    Sie wollte sich ein bisschen umsehen und entdeckte eine beeindruckende Bibliothek. Zuerst bewunderte sie die Einrichtung und ging dann weiter zu dem Regal mit den unzähligen Bilderrahmen. Sie entdeckte sofort ein Foto von Robert als kleinem Jungen, der mit einer Zahnlücke und strubbeligen Haaren in die Kamera grinste.
    Laura musste lächeln, als plötzlich hinter ihr eine Stimme übertrieben süßlich sagte: »So ein süßer Fratz, nicht wahr?«
    Sie drehte sich um. »Du hast dich aber angeschlichen.« Scott, Roberts jüngerer Bruder, stand neben ihr und grinste frech, ganz und gar nicht schuldbewusst.
    »Das stimmt, er ist wirklich niedlich.« Sie betrachtete das Bild und stellte es wieder zurück ins Regal. Als sie sich wieder umdrehte, stand Scott auf einmal dicht vor ihr – so dicht, dass es ihr unangemessen erschien. Allerdings konnte sie nicht nach hinten ausweichen, weil dort unmittelbar das Regal begann.
    »Ist mein Bruder nicht etwas zu alt für dich?« Scott lächelte, und in seinen Augen funkelte es, als er sich ein wenig nach vorn beugte und eine Haarsträhne von Lauras Schulter hob.
    Sie sah erstaunt zu, wie er an der Strähne schnupperte und hinzufügte: »Wie alt bist du, Laura? Fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig? Ich denke, da gehörst du eher in meine Altersklasse.«
    Laura schüttelte verdattert den Kopf und schob seine Hand zur Seite. Sie strich ihren Pullover glatt und wich zur Seite aus. Sie war schon fast an der Tür, als Scott sie am Handgelenk packte. Gerade wollte sie ihn zurechtweisen, als er seine Lippen auf ihren Mund presste. Erschrocken schob Laura ihn weg, und ehe ihr selbst bewusst war, was sie tat, verpasste sie Scott eine schallende Ohrfeige.
    Sie wollte sich automatisch entschuldigen – als sie allerdings das erregte Funkeln in Scotts Augen sah, der sich nun mit einer Hand die Wange hielt, ergriff sie lieber die Flucht. Im Esszimmer nahm sie wieder Platz und versuchte, einen entspannten Eindruck zu machen. Dabei schlug ihr das Herz bis zum Hals, und sie hatte das Gefühl, es müsste im ganzen Raum zu hören sein.
    Scott betrat das Zimmer nur kurz nach ihr, und sie bemerkte, dass seine Wange ziemlich gerötet war, war sich aber nicht sicher, ob das den anderen auffallen würde. Er durchquerte den Raum und goss sich an der Bar einen Drink ein. Dann drehte er sich um, lehnte sich mit der Hüfte an die hölzerne Vertäfelung der Bar und lächelte etwas hämisch fast unmerklich in Lauras Richtung. Sie wandte schnell den Blick ab.
    Roberts Augen wurden schmal, als sein Blick zwischen Scott und Laura hin- und herwanderte. Laura war völlig außer Atem zurückgekommen, und der Blick, den sein Bruder ihr zugeworfen hatte, als er kurz nach ihr eintrat, hatte Robert überhaupt nicht gefallen. Außerdem wich Laura Scotts Blick aus und stürzte sich in ein Spiel mit den Kindern, bevor Robert die Gelegenheit hatte, sie zu fragen, was es damit auf sich hatte.
    Robert nahm noch einen kleinen Schluck Rotwein und betrachtete seinen Bruder. Es wäre nicht das erste Mal, dass Scott ihm die Frau ausspannte. Er hatte nur eigentlich gedacht, dass er sich bei Laura keine Gedanken zu machen brauchte. Sein Kiefer mahlte, als er weiter zusah, wie Scott Laura gierig betrachtete wie ein Durstiger eine Wasserstelle in der Wüste.
    Laura wiederum wirkte sehr unbehaglich oder als hätte sie ein schlechtes Gewissen. Sie wich seinem Blick aus, und auch Scotts Blick erwiderte sie nicht.
    Verdammt, was war da zwischen den beiden vorgefallen? Seine Hand ballte sich unbemerkt zur Faust, und er stand auf, stellte sein Glas ab und verkündete laut: »So, ich denke, es ist Zeit für uns zu fahren.«
    Laura blickte überrascht auf, und als sie ihn ansah, überzog eine leichte Röte ihr Gesicht. Doch sie protestierte nicht.
    Robert ließ sich weder durch seine Mutter noch das Gejammer der Kinder, denen er die Spielgefährtin nahm, erweichen. Laura sah seine angespannten Kiefermuskeln und fragte sich, was eigentlich los war.
    Als sie im Auto saßen, fuhr Robert übertrieben schnell los, ignorierte seine Mutter, die er deutlich winkend im Rückspiegel erkennen konnte.
    »Fährst du nicht ein bisschen zu schnell?«, fragte Laura vorsichtig.
    Er stieß nur ein verächtliches Lachen aus und schnaubte hörbar.
    »Was ist denn los?«, wollte Laura wissen.
    »Ich glaube, wenn das jemand weiß, dann doch am besten du«, war alles, was er entgegnete.
    Laura verstand die Welt nicht mehr. Sie lehnte sich in ihrem Sitz
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