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Lauras Liebhaber

Lauras Liebhaber

Titel: Lauras Liebhaber
Autoren: Natalie Rabengut
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in der Luft.
    Lauras Blick folgte Robertas Finger, und sie sah eine Reihe Staffeleien mit fertigen Bildern. Sie ging näher und traute ihren Augen kaum. Alle Bilder zeigten ausnahmslos eine junge Frau, mal auf einen Wald zugehend, über die Schulter zum Betrachter des Bildes blickend. Mal mit einem weich fließenden Kleid auf einer Récamière liegend, mal lachend auf einer Wiese – doch immer war sie es. Sie spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief. Robert hatte sie gemalt. Immer und immer wieder – und sie hatte an seinen Gefühlen gezweifelt.
    »Siehst du, Kindchen? Seit Liz hat er keinen Pinsel mehr in die Hand genommen – was für eine Verschwendung von Talent.«
    Roberta schüttelte traurig den Kopf. »Alle haben ihm nette Frauen vorgestellt, aber von keiner wollte er etwas wissen. Er war so traurig und so angespannt. Keine Frau hat ihn mehr gefesselt – und dann, von einem auf den anderen Tag, hat er wieder gemalt. Immer wieder dieselbe Frau. Es waren sogar noch mehr Bilder; ich weiß gar nicht, wo sie alle hin sind. Es waren so viele, dass es mir schon fast unheimlich wurde und ich Angst hatte, dass er sich die Frau vielleicht – na ja – ausgedacht hat.« Sie hielt kurz inne. »Und da steht sie auf einmal in meiner Küche. Ach, wie ich mich freue!« Sie klopfte Laura sanft und herzlich auf die Schulter, musterte sie von oben bis unten, nickte wohlwollend und ging. Sie ließ Laura in dem Wintergarten zurück, die sich nun die Bilder noch einmal anschaute.
    Sie zog mit ihrer Fingerkuppe ein paar Linien nach und konnte es nicht glauben: Robert hatte sie tatsächlich gemalt. Sie trat einen Schritt zurück und zählte die Bilder durch, die hier standen. Sie musste Roberta im Stillen zustimmen, ein bisschen unheimlich war das schon. Aber offensichtlich hegte er wirklich Gefühle für sie. Tiefe Gefühle.

15.
    Chloe wurde von Roberts belustigter Stimme geweckt. »Guten Morgen, Schlafmütze!« Sie drehte sich unwillig um und blinzelte ins helle Licht.
    Robert lachte leise und richtete sich auf. »Du hast Schlaf aber wirklich dringend nötig gehabt. Ich habe praktisch alles versucht, aber du bist einfach nicht wach geworden, selbst Robertas Krach hat dich nicht wecken können.«
    Chloe gähnte herzhaft und fragte dann: »Welcher Krach?«
    »Wenn Roberta der Meinung ist, ich schlafe zu lange, dann fängt sie an, im Haus irgendwelchen Krach zu veranstalten, bis ich ihn einfach nicht mehr ignorieren kann. Wenn ich dann nach unten komme, reagiert sie immer ganz furchtbar überrascht, als könnte sie gar nicht fassen, dass ich schon wach bin. Man sollte nicht meinen, dass ich ein erwachsener Mann bin, wenn man das hört.«
    Er ging mit großen Schritten zum Fenster und riss es weit auf. Die kalte Luft strömte ins Zimmer und sorgte dafür, dass Chloe sich grummelnd tiefer in ihre Decke kuschelte. »Bist du verrückt? Soll ich hier erfrieren?«
    »Steh auf, sonst kommt Roberta und holt dich.«
    Chloe stöhnte auf und zog sich die Decke über den Kopf. »Wo ist denn Laura?«, tönte es dumpf unter der Decke hervor.
    »So, wie ich Roberta verstanden habe, ist sie bereits seit Stunden wach und lässt sich in der Küche mit Anekdoten aus meiner Kindheit unterhalten. Eine wunderbare Vorstellung. Jetzt komm!« Er riss ihr mit einem kräftigen Ruck die Bettdecke weg.
    Chloe schrie erschrocken auf und fröstelte in der kalten Luft. Sie sprang auf, rannte ins Bad und warf die Tür hinter sich zu.
    Robert hörte sie leise fluchen. Er lächelte und freute sich über die Tatsache, dass er den Tag mit dem wundervollen Anblick von Chloes Nippeln begann, die sich in der Kälte zusammengezogen und sich deutlich unter ihrem dünnen Hemdchen abgezeichnet hatten.
    Das fröhliche Pfeifen kündigte Robert schon an, noch bevor er überhaupt den Treppenabsatz erreicht hatte. In der Küche wurde er vom Duft von Kaffee, Robertas berühmtem selbstgebackenen Brot und Rührei empfangen. Er nahm neben Laura Platz, allerdings nicht, ohne ihr vorher über den Rücken zu streichen und ihr einen Kuss aufs Haar zu drücken. Robertas zufriedener Gesichtsausdruck entging ihm dabei nicht.
    Laura hatte ein schlechtes Gewissen, weil es ihr vorkam, als sei sie in Roberts Privatsphäre eingedrungen, als Roberta ihr die Bilder gezeigt hatte. Sie hatte sich fest vorgenommen, nichts dazu zu sagen, bis Robert ihr diese selbst zeigen würde.
    Sie frühstückten, und Laura sagte zwischen zwei Gabeln Rührei: »Ich wusste gar nicht, dass du so
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