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Lass den Teufel tanzen

Lass den Teufel tanzen

Titel: Lass den Teufel tanzen
Autoren: Teresa De Sio
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senil geworden, und auch seine Bosheit hatte ihn verlassen. Sie hatte ihn einfach dort zurückgelassen, auf dem Bett, in das er hineinpinkelte,
und die Zwillingsschwestern hielten ihn sauber, sie fütterten ihn. Bis zum letzten Bissen fütterten sie ihn, bis endlich auch sein Herz gelähmt war und stillstand.
    Aber jetzt, siehst du, Papa? Auch Narduccio ist gekommen, um dich zu besuchen. Schau, er trägt immer noch Frauenkleider, so wie du ihn in jener Karnevalsnacht gesehen hast und so wie er auch am Tag danach noch gekleidet war, als du zu ihm nach Hause gingst, um ihm Gift ins Glas zu schütten. Arme Donna Marianna! Sie hat ihn nie wiedersehen können. Und mich wollte sie auch nicht mehr sehen. Sie glaubte lieber die Geschichte von dem Geld, das ich angeblich von ihrem Mann verlangt hatte. Wie konnte sie denn auch wissen, wie es sich wirklich verhalten hatte? Wie konnte sie wissen, dass ich das Geld von Narduccio erbeten hatte, weil ich wegwollte, weg von dir und von dem alten Scheißkerl? Aber solche Sachen konnte sich Donna Mariannina nicht mal vorstellen. Ihr hatte ich nie etwas gesagt, und ich hatte sie auch nie um etwas gebeten. Ich schämte mich zu sehr. Narduccio hingegen ja, bei ihm war ich weniger befangen. Obwohl er mir dieses Geld auch nicht gegeben hat. Aber ich weiß, Papa, dass Mariannina keinen Moment lang dieses ekelhafte Zeug geglaubt hat, das man sich im Dorf erzählte. Nicht einen Moment lang hat sie glauben können, dass Narduccio hässliche Dinge mit mir tut! Das wäre ihr einfach nicht in den Kopf gegangen, ein solcher Gedanke.
    Ein bisschen Geld habe ich nach jener Nacht gestohlen … von Donna Aurelia. Ich hab es aus dem roten Kunstledergeldbeutel genommen, weil ich wenigstens bis Neapel fahren musste, um Severino abzuholen. Er musste es einfach wissen, wer seine wirkliche Mutter ist, und die Sapúta
musste ihn zu sich nehmen. Euer schmutziges Geheimnis, das ihr vor ganz Mangiamuso geheim hieltet! Die einzige Sache, die ich gegen euch unternehmen konnte. Und ich hab sie gemacht!
    Severino ist oft nach Procida gekommen, um mich zu besuchen. Und morgen, nachdem ich diese Sache hier gemacht habe, werden wir zusammen weggehen. Donna Aurelia wird schon dafür sorgen, dass du beerdigt wirst. So wie sie auch für alles andere immer gesorgt hat. Ich bedauere, wenn sie noch einmal deinetwegen leiden muss, so wie sie immer gelitten hat. Aber wenigstens wird es das letzte Mal sein.
    Und du, mein schöner Narduccio, komm doch hierher ans Bett, schau dir an, was aus Nunzio geworden ist, nicht einmal der Schatten eines menschlichen Wesens. Komm! Hilf mir, das zu tun, weswegen ich gekommen bin.
    Kommt nur her, Addolorata und Mama, kommt her. Siehst du, Papa? Auch die Mama ist gekommen. Tante Aurelia hat mir oft erzählt, wie sie war. Immer zu Hause, immer den Putzlappen in der einen Hand und den Rosenkranz in der anderen. Und wenn du abends nach Hause kamst, nach einem langen Tag inmitten dieser Scheißgefangenen, die schuld daran waren, dass du Blut spucktest, da dachtest du vielleicht, du könntest ihr mit einer Handbewegung den Rosenkranz in den Mund stopfen, und den Putzlappen dazu, und dann könntest du ihr das Kleid hochziehen und ihr einen ordentlichen Stoß verpassen, damit ihr alles aus der Nase spritzt, diese ganze beschissene Beterei. Das war es, was du besonders gut konntest, stimmt’s? Weil es für dich das höchste der Gefühle war. Was soll man als Mann auch machen mit einer Frau, die kein bisschen Lust in sich
verspürt? Vielleicht hast du ja hinterher auch gar nicht begriffen, wie das geschehen sein sollte, dass du mit der da eine Tochter gezeugt hattest. Vielleicht warst du ja aufs Klo gegangen und hattest es dir selbst besorgt und dir dabei den Hintern deiner Schwägerin vorgestellt. Meine keusche Mutter und Addolorata, dort auf dem Klo mit dir!
    Also, dann kommt jetzt näher, Addolorata und Mama, kommt her, an das Bett dieses Mannes. Schaut ihn euch an! Seht, dass Nunzio gar nicht mehr richtig Nunzio ist, während ihr jetzt für immer Schwestern seid. Kommt nur her, es gehört gar nicht viel dazu, seht ihr? Pizzicarella, mia pizzicarella, la cammenata tòia pare c’abballa, wenn du gehst, ist es, als würdest du tanzen. Und du, spiel, Scheißkerl. Spiel auf deiner Gitarre, so lange dieser Kolben da noch Leben in ihn pumpt! Spiel! Pizzicarella, mia pizzicarella! Kommt ruhig näher, Narduccio, Mama, Addolorata, es gehört nicht viel dazu, seht ihr? Man drückt auf diesen kleinen Knopf
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