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Lakefield House (German Edition)

Lakefield House (German Edition)

Titel: Lakefield House (German Edition)
Autoren: Faith Washington
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ihrer Handfläche. Sie packte die Steine in ein mit Samt ausgeschlagenes Schächtelchen und ging an ihren mannshohen Tresor, wo sie es zu anderen schwarzen Schachteln und zahlreichen Tütchen stellte, die allesamt Edelmetalle und Steine enthielten.
    Der Blick auf die alte Standuhr, die ihrer Großmutter gehört hatte, verriet, dass es schon fast Acht Uhr abends war. Ein Gähnen unterdrückend verstaute Rebecca die Pinzetten, Bunsenbrenner und Lupen sorgfältig zurück an ihren Platz, löschte das Licht und stieg die steile Holzwendeltreppe hinauf, die in ihre kleine Wohnung führte.
     
    Als sich Rebecca ein Glas Wein eingegossen und sich in den übergroßen, bordeauxfarbenen Ohrensessel ihrer Großmutter gesetzt hatte, der der gläsernen Terrassentür gegenüber stand, war es bereits stockdunkel. Der Blick aus dem Fenster zeigte nichts weiter als die Schwärze des kleinen Gartens und in der Höhe über den Nachbardächern die dumpfe Helligkeit der Großstadt.
    Noch immer surrten die Gedanken unsortiert durch ihren Kopf. Bilder von geschliffenen Steinen kollidierten mit denen von aufsässigen Reportern, das Klicken der Alarmanlage vermischte sich mit Toms Stimme. Entnervt fuhr sie sich durch ihr langes, dunkles Haar und nahm einen etwas zu großen Schluck Wein.
    Als ihr Handy klingelte, war es mehr ein Reflex, als eine bewusste Handlung, dennoch nahm sie ab.
    „Turner?“
    „Du bist ja schwerer zu erreichen als die Königin!“
    Rebecca rollte genervt mit den Augen und ermahnte sich das nächste Mal die Nummer zu überprüfen, bevor sie ein Gespräch entgegennahm.
    Als sie auf diesen Satz, den ihr Exmann zweifellos als unglaublich witzig eingestuft hatte, nicht antwortete, bröckelte seine Freundlichkeit wie Putz von einer nassen Wand.
    „Wo zum Teufel bist du?“
    „Davon abgesehen, dass das wirklich nicht schwer zu erraten ist, geht es dich nichts an, Tom!“
    „Natürlich geht es mich etwas an!“
    „Tut es nicht!“ Beinah wäre sie entrüstet vom Sessel aufgesprungen. „Schließlich sind wir nicht mehr verheiratet.“
    „Nun ja …“ Sie konnte sein schmieriges Grinsen am anderen Ende der Leitung förmlich sehen. „… rein gesetzlich schon.“
    „Wenn du damit noch einmal anfängst, schwöre ich dir, ich lasse dich -“
    „Jetzt reg dich bitte nicht auf!“
    „Ich rege mich nicht auf. Du regst mich auf!“
    „Du willst doch jetzt nicht etwa anfangen in alten Geschichten zu wühlen, Rebecca!“
    „Alte Geschichten? Dein Interview ist noch keine Woche alt. Es ist abstoßend, was du über mich erfunden hast. Widerlich! Es sind alles Lügen!“
    „Aber sieht mein Gesicht nicht einfach fabelhaft auf dem Titelblatt aus?“
    „Fabelhaft! So fabelhaft wie ein Autounfall!“
    Kurzes Schweigen. Schockierend war, dass Kritik an seinem Äußeren Tom wirklich erschütterte.
    „Was soll -?“
    Rebecca legte kurzerhand auf und versuchte durch pure Willenskraft ihren Herzschlag zu beruhigen. Der Wunsch vor allem davonzulaufen, einfach zu verschwinden hüllte ihre Gedanken ein. Sie fragte sich, ob sie je wieder würde in Frieden und ohne Presserummel leben können. Die Zeit vor dem Film und ihrem plötzlichen Erfolg schien ihr so unendlich weit zurückzuliegen, dass sie sich kaum daran erinnern konnte. Nur das glückliche Gefühl, wenn in ihrem kleinen Geschäft jemand ein Schmuckstück kaufte, das fröhliche Lächeln einer Kundin, die ein paar neue Ohrringe im Spiegel betrachtete und sich dann nickend dafür entschied, echote in ihr. Über diesem Gedanken fiel Rebecca in einen unruhigen Schlaf.
     
    Das Tosen eines Regensturms peitschte ihr um die Ohren und ließ sie zusammenzucken. Tiefste Schwärze hüllte alles ein. Sekundenlang tastete sie nach dem Lichtschalter, der so hoch oben an der Wand angebracht war, dass sie sich emporrecken musste, um ihn zu erreichen.
    Als sie es endlich schaffte, gab er nur ein funktionsloses Klicken von sich. Offenbar war durch den Sturm der Strom ausgefallen. Sie drehte sich zur gläsernen Tür, die ins Freie führte und sah, wie der Regen waagerecht gegen die Scheiben schlug, laut und wütend wie Tausend kleine Fäuste. Äste und Blätter wirbelten am Haus vorbei.
    Die Person, die in einem schwarzen Regenmantel, den der Sturm aufblähte, am Meeresufer stand, sah sie im kurzen Licht eines Blitzes und fuhr zusammen. Etwas an diesem Mann, der, ihr den Rücken zugewandt, versuchte ein Boot aus den schäumenden Wogen an Land zu zerren, versetzte sie in Aufruhr, regelrechte
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