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Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)

Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)

Titel: Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
Autoren: Perdita Klimeck , Brigitta Wullenweber
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Freitag, 12. Juli 2013
     
    20 Prozent auf alles
    Handwerklich geschickt war das Lieschen ja schon immer. Selbst ist die Frau. Eben. Und deshalb kauft das Lieschen auch oft im Baumarkt ein. Genau in dem, der jetzt Insolvenz angemeldet hat. Praktisch, da er nicht weit von Lieschens Wohnung liegt. Und Tiernahrung braucht sie eh nicht. Das Fräulein Grete Meier kann das ja überhaupt nicht verstehen. 20 Prozent, immerzu 20 Prozent, das kann doch nichts sein. Das ist bestimmt Billigware aus China. Von Kinderhänden produziert. Da bricht der Hammer bestimmt schon nach dem ersten Schlag. Hach, die Grete ist aber auch immer misstrauisch. Ne, ne, das Lieschen schwört auf die 20 Prozent. Ist doch praktisch, sagt sie immer. Da muss man nie auf ein Sonderangebot warten. So wie bei Aldi und Lidl, oder Saturn.
    Nur, dass jetzt der Aktienkurs so gefallen ist, dass mag das Lieschen gar nicht sehen. Hat sie doch 1000 Stück davon und dafür extra ein Depot eröffnet bei ihrer Bank. Ohne Gebühren natürlich. Und ohne Beratung. Einsteigerbonus 50 Euro. Praktisch.  Jetzt will sie einen offenen Brief an Frau Krassny schreiben. Hat diese doch bei der Hauptversammlung letztens erst noch gesagt: Wir schaffen das. Und:  Alles unterbewertet. Dabei war sie ja nicht. Hat die Grete ihr erzählt, stand nämlich im Handelsblatt.
    Nun soll es ja noch einen Rettungsplan geben. Lieschen will auch sogleich ein Teil davon sein. Schließlich stehen ihre Aktien auf dem Spiel. Grete, sagt sie, Grete, ab sofort fahr ich mit dem Bus zu dem teureren Baumarkt. Ist eine Tochtergesellschaft. Ist zwar nicht praktisch und es gibt auch keine 20 Prozent, aber was solls. Ich helfe doch immer gerne.
    Das ist wohl wahr, das Lieschen ist eine echte Helfernatur. Praktisch, wenn man das weiß. Und gut für eine Freundschaft, findet das Fräulein Grete Meier. Nur ausnutzen sollte man das nicht. Freundschaft und Loyalität vertragen keine 20 Prozent Rabatt.
    Gruß vonner Grete
     
    Lieschen malt schwarzweiß
    Von sich aus hätte Lieschen sich niemals zu Wort gemeldet. Nun hat sie aber kürzlich Fräulein Grete Meiers Blog entdeckt und muss manches richtigstellen, sagt sie. Mit Macht hetzt sie mich an die Tasten.
    "Nie wieder 20% auf alles" hatte die Grete schon im August vorletzten Jahres ins Telefon gelacht und sich über Lieschen amüsiert. Sie wusste das aus dem Wirtschaftsteil der Bildzeitung. Online. Sie solle die Aktien verkaufen. "Schnell!", sagte das Fräulein. Aber Liese war das egal. Hermann war es auch egal. "Gibt ja genug Baumärkte und ist ja nur Geld", hat er gemurmelt und weiter geschraubt. An was genau er geschraubt hat weiß Lieschen heute auch nicht mehr zu sagen, aber es ist ja immer irgendetwas kaputt und ihr Hermann liebt das Reparieren. Kann sein, dass er auch damals schon davon gesprochen hat, dass man den Praktiker eh vergessen könne, Hornbach sowieso die besseren Angebote hätte und er im Moment alles hätte, was er brauche. Hermann lebt sehr im Moment. "Morgen ist ein neuer Tag", sagt er oft. "Mit oder ohne Praktiker" hätte er hinzufügen können. Kann sein, er hat es gesagt.
    Nun ist es also soweit. Die Aktien sind wertlos und Baumarkt, Obi und Hornbach um eine Konkurrenz ärmer. Und deshalb reicher. Jedenfalls vielleicht. In der Zukunft. Lieschen und Hermann haben nichts verloren. Die Aktien hat Hermann rechtzeitig verkauft. Jetzt "liegt das Geld auf dem Konto". Er hat also Zahlen gegen Zahlen getauscht. Lustig, findet Lieschen das. Grete nimmt das offensichtlich ernster und vermutet, sie würde Energie in die Rettung eines Unternehmens inmitten eines untergehenden Wirtschaftssystems stecken wollen.
    Da kennt sie aber das Lieschen schlecht! Sollen die doch machen, was sie wollen. Schade findet sie das nur für die Angestellten. Obwohl sie auch da wieder denkt, es könnte auch Vorteile für sie haben. Ist doch oft so, dass gerade das, was in der Verkleidung einer Katastrophe daher kommt,  sich nach einiger Zeit nicht selten als echtes Glück entpuppt. Lieschen meint so was nicht zynisch. Lieschen denkt so. Aus Erfahrung und als Resümee ihrer Beobachtungen. Jetzt kommt sie ins Schwafeln. Vom Hölzchen aufs Stöckchen. So ist sie. Sie denkt viel und lange. Das schreibe ich jetzt aber nicht mehr alles mit. Nach längeren Verhandlungen ist sie einverstanden.
    Sie wird es der Grete beim Kaffee erzählen, direkt nachdem sie sie gefragt hat, wie sie darauf kommt, dass sie …  Aber das hatten wir ja alles schon.
    Während des Diktats hat das
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