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Lakefield House (German Edition)

Lakefield House (German Edition)

Titel: Lakefield House (German Edition)
Autoren: Faith Washington
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Panik.
    Sie taumelte einige Schritte von der Tür zurück, unfähig den Blick abzuwenden. Das Boot war weiß, und es schien den Mann äußerste Anstrengung zu kosten es ans Ufer zu bringen. Es blieb sekundenlang dunkel und erst als es wieder blitzte, sah Rebecca, dass der Fremde ihr direkt ins Gesicht blickte. Er hatte sie entdeckt. Sie schrie auf und fuhr zurück, fiel hintenüber und schlug hart mit dem Kopf auf.
     
    Das schrille Läuten des Telefons holte Rebecca aus ihrem Traum. Sekundenlang war sie benommen und spürte wie sie zitterte. Auch mehrmaliges tiefes Durchatmen, aufsetzen und das Fixieren der Stehlampe neben der Kommode besserte den Schwindel und das aufgelöste Gefühl nicht. Sie hob ab.
    „Turner?“
    „Becks, ich bin’s!“
    Zweifellos. Wer sonst schrie schon derartig in ein Telefon?
    „Elena, was gibt es?“
    „Ich habe etwas gefunden.“
    „Steine?“
    „Jetzt hör doch mit den Klunkern auf. Du wolltest doch auf eine einsame Insel. Ist das noch aktuell?“
    „Aktuell?“ Rebecca fand nur langsam in ihren geistigen Normalzustand zurück. Schließlich fiel ihr das Gespräch von vorhin wieder ein. „Na ja, das war eigentlich eher so dahin gesagt.“
    „Mir ist da nämlich etwas eingefallen. Ein Juwel!“
    „Tatsächlich? Wo?“
    „In Irland. County Leitrim, Ballinagleragh, um genau zu sein.“
    Rebecca zog die Stirn kraus. „Elena, um ehrlich zu sein, dachte ich eher an etwas in der Karibik.“
    Elena schnaubte verächtlich. „Sonnenbrand, giftige Schlangen und geröstete Ameisen zum Frühstück? Das ist doch wohl nicht das Richtige für dich!“
    „Dann vielleicht doch lieber ein Fünfsternehotel in der Dominikanischen Republik.“
    „Becks, du meine Güte, jetzt verweichliche doch nicht völlig! Du bist vierundzwanzig! Du kannst dir doch nicht Krabbencocktails und Pina Colada an der Poolliege servieren lassen wie ein Rentnerkegelclub.“
    Rebecca fand die Umschreibungen ihrer Freundin etwas überzogen, kam aber nicht dazu das auszusprechen, da Elena zwischen den Sätzen kaum Luft holte. „Das Haus, von dem ich spreche, ist am Arsch der Welt. Schön im Grünen. Alleinlage! Keiner kennt dich! Perfekt!“
    Obwohl der Gedanke an Palmen und weiße Strände noch immer in  Rebeccas Hinterkopf festhing, begann sie abzuwägen. Ein Haus in erreichbarer Nähe, aber dennoch an einem Ort, wo sie Niemand belästigte, hatte durchaus Vorteile; schon allein der Arbeit wegen.
    „Soll es vermietet oder verkauft werden?“
    „Hör mal, Mieten ist doch Geld verbrennen!“
    „Schon gut, schon gut. Aber anschauen darf ich es mir, bevor ich es bezahle, oder ist das auch zu viel verlangt?“
    „Keineswegs. Hast du was zu Schreiben?“
    Rebecca griff nach einem Kugelschreiber und der Fernsehzeitung. Möglichst ordentlich kritzelte sie die Nummer und den Namen, die Elena diktierte, in den weißen Rand neben das Abendprogramm.
    „Woher zum Teufel kennst du den Kerl?“, fragte Rebecca, indem sie sich ihre Notiz nochmals durchlas.
    „Ich muss auflegen, die Stewardess macht hier obszöne Gesten. Gib mir Bescheid, wenn du angerufen hast, ja?“
    „Mach ich. Guten Flug.“
    Da es schon fast Mitternacht war, kam ein Anruf nicht mehr in Frage. Rebecca legte die Zeitung auf den gläsernen Couchtisch und lehnte sich zurück. Elena schien so viel daran zu liegen, dass Rebecca sich das Haus wenigstens ansah, dass sie beschloss gleich am nächsten Morgen den Verkäufer anzurufen.
     
    *
     
    Noch vor Acht Uhr morgens hatte Rebecca ihre alte Fernsehzeitung in der einen und das Telefon in der anderen Hand. Sie legte sich kurz die Worte zurecht, mit denen sie ihr Anliegen schildern wollte, und tippte die Nummer ein. Nachdem das Freizeichen nur ein einziges Mal getutet hatte, hob jemand ab.
    „Ja?“
    Rebecca stockte kurz, sortierte ihre Worte und räusperte sich.
    „Guten Morgen, sind Sie James Harrold?“
    „Ja.“
    „Ich hoffe, ich habe sie so früh nicht geweckt.“
    Er gab ein Geräusch von sich, das wohl ein Lachen sein sollte. „Ich bin heute Morgen auf Störe gegangen und schon seit halb Vier Uhr morgens auf.“
    James Harrold hatte eine tiefe Stimme und einen breiten irischen Akzent. Rebecca stellte ihn sich als rotbäckigen Mann mittleren Alters mit Schlapphut und jagdgrüner Wachsjacke vor. Sie nahm an, dass er vom Angeln sprach, behielt diese Vermutung aber für sich.
    „Mr. Harrold, ich rufe wegen des Hauses an, das Sie verkaufen möchten.“
    „Sie meinen Lakefield House?“
    Keine Ahnung!
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