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Lady Ghoul

Lady Ghoul

Titel: Lady Ghoul
Autoren: Jason Dark
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die ich schritt und mir ein Haus nach dem anderen vornahm.
    Ich fand sie leer.
    Das war doch nicht möglich. Hatten die Frauen die Insel verlassen? Als ich das letzte Haus durchsucht hatte und den Blick nach rechts drehte, wo sich ein Hang lang in die Höhe schob, entdeckte ich noch ein Gebäude. Es war sehr flach und mit seiner Rückseite direkt an den Hang gebaut worden. Da man es aus dunklen Steinen errichtet hatte, »verschmolz« es mit dem Hangschatten.
    Hinter den Fenstern leuchtete kein Licht. Es war das einzige dunkle Gebäude.
    Das machte mich mißtrauisch.
    Also ging ich nicht schnurstracks auf das Haus zu, sondern schlug einen Bogen und freute mich über eine Hecke, die mir die nötige Deckung gab, um mich dem Ziel ungesehen nähern zu können.
    Als ich die einzelnen Fenster schon in der Hauswand ausmachen konnte, vernahm ich das Murmeln.
    Es war im Haus aufgeklungen und hörte sich an wie ein dumpfes Summen, als wären zahlreiche Bienen dort versammelt. Es wurde auchhell im Innern. Das geschah in Etappen. Ich ging davon aus, daß die dort versammelten Frauen der Reihe nach Kerzen anzündeten.
    Ich bewegte mich weiter auf das Gebäude zu. Mit wenigen langen Schritten hatte ich die Wand erreicht, preßte mich dagegen und blieb dicht vor der Tür stehen.
    Auch ein Fenster lag in meinem Blickwinkel. Ich brauchte nur etwas den Kopf zu drehen.
    Der Blick durch die Scheibe brachte mir viel. Bis auf Karen waren alle versammelt, und sie hatten sich jeweils an den Wänden aufgebaut, um auf eine Person freies Blickfeld zu haben.
    Es war Agatha, ihre Anführerin. Sie stand in der Mitte und hielt mit beiden Händen etwas fest, das wie ein ithcs Brett aussah. Daran allerdings wollte ich nicht glauben. Ich erinnerte mich an das Fundstück, von dem sie gesprochen hatte. Es war eine alte Tafel mit magischen Sprüchen gewesen. Wenn ich mich nicht sehr irrte, hielt Agatha genau die Tafel in den Händen.
    Die anderen Frauen redeten nicht mehr. Sie konzentrierten sich auf ihre Anführerin, die den Mittelpunkt des Raumes bildete, in dem es keinerlei Möbelstücke gab.
    Ich hatte mich bei meinen Beobachtungen nicht geirrt. Als Beleuchtung dienten tatsächlich einige Kerzen. Sie steckten in dunklen, mehrarmigen Holzleuchtern, die wie Arme von den Wänden hingen. Was Agatha den anderen mitteilte, war für mich nicht zu hören. Aber ich wollte es mitkriegen. Zudem hatte ich gesehen, daß die Frauen unbewaffnet waren.
    Ich schlich auf die Tür zu. Jetzt, aus der Nähe gesehen, erkannte ich, daß sie stabil gebaut war. Man mußte sie frisch gestrichen haben, denn ich roch ihre Farbe.
    Eine Klinke gab es auch. Kaum hatte ich sie berührt und einen leichten Druck ausgelöst, da stellte ich fest, daß sie ziemlich lose angebracht worden war.
    Sie funktionierte überhaupt nicht. So brauchte ich nur gegen die Tür zu drücken, um sie zu öffnen.
    Für mein Vorhaben war das Haus ziemlich günstig gebaut worden. Der Hang schützte es gegen den scharfen Meerwind aus westlicher Richtung, und ich brauchte nicht mit einem Durchzug zu rechnen, der das Licht der Kerzen flackern ließ.
    Agatha redete.
    Durch den Spalt drang ihre Stimme an mein Ohr. Ich konnte mir ein knappes Lächeln nicht verbeißen, als ich vernahm, was sie alles erzählte. Es drehte sich um Fady Ghoul, aber sie war nicht mehr froh. Ihre Stimme klang deprimiert und gleichzeitig haßerfüllt.
    »Sie leidet!« keuchte Agatha und verzog das Gesicht, als würde sie das Leiden der Celeste selbst spüren. »Sie leidet schwer, man hat ihr Böses angetan. Auch ich spüre diese Schmerzen, denn sie sind auch meine.«
    »Was kann man tun?« fragte eine Stimme.
    »Hoffen, daß sie überlebt. Sie hat sich vorher gestärkt, aber sie will nicht mehr im Wasser bleiben. Wir haben den einen Mann unterschätzt, ich dachte es mir gleich.« Während sie die Tafel festhielt, zitterten ihre Hände. Plötzlich begann sie zu schreien. Es war mehr ein unheimlich klingendes Heulen. Sie konnte sich auch nicht auf den Beinen halten, kippte nach vorn, fiel auf die Knie und ließ sich nicht mehr auf die Füße helfen. Sie wollte in dieser Haltung bleiben, senkte noch den Kopf und drückte ihre Stirn gegen die Tafel mit den geheimnisvollen Schriftzeichen.
    Mein Blick glitt von Agathe weg und traf die Gesichter der übrigen Frauen. Auf ihren Zügen malte sich auch der Schmerz ab, den Celeste und Agatha spürten.
    Sie litten mit.
    Und die Frau sprach weiter. Unterbrochen durch ein Schluchzen und durch wildes
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