Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Ghoul

Lady Ghoul

Titel: Lady Ghoul
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Planken und brachte den Kahn in gefährliche Schwankungen. Karen hatte sich noch immer nicht getraut, sich aufzusetzen. Wir wurden auf einen Wellenkamm getragen und fielen wieder ins Tal.
    Ich kroch zum Heck.
    Auch Karen kniete.
    Wir schauten uns an. Unsere Gesichter befanden sich kaum eine Handspanne voneinander entfernt. Sie zitterte, sie bebte, aber etwas war bei ihr anders geworden.
    »Mädchen«, flüsterte ich, »deine Augen…«
    »Was ist damit?«
    Jetzt lächelte ich. Ein warmes, echtes, herzliches Lächeln, nicht gekünstelt wie bei vielen Politikern. »Sie sind wieder normal, Karen. Nicht mehr rot!«
    Groß und staunend blickte sie mich an. »Tatsächlich?« fragte sie. »Lügst du nicht?«
    »Nein!«
    Dann rieb sie durch ihre Augen, die plötzlich tränten. »Sie sind wieder dunkel, nicht?«
    »Wie Perlen«, sagte ich. »Wie schwarze Perlen.« Diesen Trost brauchte sie einfach.
    Karen nickte. Sie fiel mir in die Arme. Wir knieten voreinander und spürten uns. »Es tut gut«, sagte sie leise. »Du bist ein Mensch, die anderen sind…«
    »Auch Menschen«, sagte ich, »nur eben fehlgeleitete… Wir müssen uns um sie kümmern, Karen.«
    »Du willst zur Insel?«
    »Natürlich.« Ich schaute zurück auf die beiden Flöße. Sie waren leer. Aber eines von ihnen hatte seine Aufgabe erfüllt, die Agatha und die anderen ihm zugedacht hatten.
    »Kennst du dich mit dem Motor und dem Ruder aus?« fragte sie zitternd.
    »Sicher.«
    Am Heck fand ich meinen Platz und zog zweimal heftig an der Anlasserschnur.
    Der Motor war noch warm. Es klappte sofort. Ich spielte am Gashahn und spürte auch die Kraft, die das Boot voranschob. In meinen Augen lag ein harter Zug. Ich wußte nicht, ob ich Celeste endgültig vernichtet hatte. Vielleicht würde sich das erst auf der Insel herausstellen.
    Und dort wollte ich die Regie übernehmen!
    ***
    Ich hatte Karen geraten, die Insel nicht zu betreten und sich zwischen den Felsen zu verstecken.
    Sie war froh, zurückbleiben zu können. Noch in Deckung der Klippen überprüfte ich meine Waffen und fand sie okay.
    Karen drückte mir beide Hände, bevor ich ging.
    »Wenn wir wieder in London sind, feiern wir dann?«
    Ich zwinkerte ihr zu. »Wir feiern so, daß sich die Balken biegen werden.«
    »Ja, toll…«
    Dann ging ich.
    Einsame Inseln zu erkunden, gehörte zwar nicht zu meinen leichtesten Übungen, aber ich hatte darin eine gewisse Routine, denn schon mehrmals war ich auf einem unbekannten Eiland auf mich allein gestellt gewesen und hatte ohne großartige Rückendeckung gegen dämonische Feinde angehen müssen.
    Dämonen bildeten im Moment nicht die große Gefahr. Es waren vielmehr die Frauen mit ihren Gewehren. Wenn sie tatsächlich damit umgehen konnten, würde ich es verdammt schwer haben, überhaupt in die Nähe ihrer Häuser zu gelangen.
    Den Weg zu ihren Bauten kannte ich mittlerweile. Bevor das Gelände anstieg, wartete ich zunächst einmal ab und duckte mich hintereinem Felsen.
    Ich konnte nicht sagen, ob sie etwas bemerkt hatten, jedenfalls war von ihnen nichts zu sehen. Die Frauen schienen sich in den Häusern verkrochen zu haben.
    Hinter einigen Fenstern sah ich schwach das Licht der Kerzen, es krochen auch dünne Rauchstreifen aus manchen Schornsteinen, aber keine Spur von Leben.
    Die Insel jedenfalls hatten sie nicht verlassen, das stand fest. Das schwarze Schiff ankerte nach wie vor in der kleinen Bucht. Zweimal mußte ich niesen. Die Kleidungsstücke klebten wie nasse Lappen an meinem Körper. Deshalb spürte ich um so mehr den Wind, der ziemlich unangenehm war.
    Bewegung war das beste.
    Ich verließ meine Deckung und lief den Häusern entgegen. Abermals nur geduckt und immer wieder Schutz suchend. Wer jetzt auf mich zielte, würde es schwer haben, einen Treffer zu landen. Ich kam gut durch. Nicht einmal sah ich das Blinken eines Gewehrlaufs im Mondlicht, nicht einmal wurde auf mich gefeuert. Die Ruhe kam mir schon fast verdächtig vor.
    Ich erreichte das erste Haus.
    Genau wie vor knapp zwei Stunden. Nur stand diesmal niemand mit einer Waffe hinter mir.
    Dafür zog ich meine Beretta und schritt schnurstracks auf die Haustür zu, wo ich auch nicht lange zögerte und sie kurzerhand aufriß. Mit der Waffee zielte ich in einen leeren Wohnraum. Das heißt, einfache Möbel standen dort verteilt. Im Kamin brannte sogar ein Feuer, ansonsten sah ich niemand.
    Ich zog mich wieder zurück.
    Die Gärten lagen zwischen den Häusern. Sie wurden von schmalen Wegen durchzogen, über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher