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Lady Ghoul

Lady Ghoul

Titel: Lady Ghoul
Autoren: Jason Dark
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Sie schaffte es.
    Der Dolch besaß eine sehr scharfe Schneide. In der Mitte platzte der erste Strick auseinander, seine beiden Hälften klatschten rechts und links ins Wasser.
    »Weiter, weiter! Wir packen es!« Ich drängte sie und machte ihr gleichzeitig Mut.
    Karen kämpfte mit einer wahren Verzweiflung. Sie löste jetzt die Stricke, die sich so grausam hart um meine Brust spannten. Dann säbelte sie die Fesseln an den Beinen durch. Daß sie auch in den Stoff schnitt und ebenfalls in meine Haut, störte mich nicht. Die kleinen Wunden waren zu verkraften, auch wenn das Salzwasser sich darin festgesetzt hatte und regelrecht zubiß.
    Plötzlich war ich frei!
    Frei — das Wort kam mir fremd vor. Ich konnte es kaum glauben. Ich stemmte mich etwas hoch und schaute Karen an, die nahe meinen Füßen auf dem Floß kniete, den Silberdolch festhielt und weinte. Meine Glieder waren nicht nur steif geworden, sie schienen auch aus Holz zu bestehen. Sie schmerzten, wenn ich mich bewegte. Aber ich mußte etwas tun, konnte nicht einfach liegenbleiben und daraufwarten, daß Celeste wieder erschien.
    »Weiter, Karen, weiter!«
    Sie war völlig von der Rolle. »Wie denn?«
    Ich streckte ihr meine Arme entgegen. »Zieh mich hoch.«
    Das tat sie auch. Unsere Hände waren naß. Wir mußten beide sehr hart zugreifen. Auch mein Oberkörper kam mir vor wie eingefroren. Das Herz hämmerte, ich holte durch den Mund Luft. Es war eine Wohltat, sich bewegen zu können, auch wenn ich mir vorkam wie jemand, der eine Woche im Bett gelegen hatte und mit einem ziemlich maroden Kreislauf kämpfen mußte.
    »Das Boot!« schrie ich sie an. »Mädchen, das Boot! Zieh es ran! Beeile dich!«
    Sie zerrte am Seil. Ich kroch auf sie zu und schielte gleichzeitig auf das Wasser, weil ich die Wellen unbedingt im Auge behalten mußte, damit sie mich nicht erwischten und vom Floß schleuderten. Gemeinsam zerrten wir das schwere hölzerne Ruderboot mit dem Außenborder zu uns hin.
    Es waren nicht mehr als zwei Yards, als es passierte. Zwischen unserem Floß und dem Ruderboot erschien ein Kopf, eine Schulter und eine gekrümmte Hand aus dem Wasser.
    Celeste war da!
    ***
    Wir hatten natürlich damit rechnen müssen, dennoch waren wir beide geschockt, als sie plötzlich auftauchte und auch angreifen wollte. Ich verdaute ihren Anblick besser als Karen, die einen Schrei nicht unterdrücken konnte.
    Sie saß wie steifgefroren da, während Celeste mit einer Hand nach dem Seil griff und es Karen aus der Hand zerren wollte. Da es aber um ihr Gelenk geschlungen war, würde Lady Ghoul das Mädchen ins Wasser zerren.
    Das schoß mir innerhalb von Sekundenbruchteilen durch den Kopf. Auf meine eigene Schwäche konnte ich keine Rücksicht nehmen, ich mußte etwas tun und riß Karen den Silberdolch aus der Hand. Da schnellte Celeste hoch. Sie hatte ihr Maul weit aufgerissen und wollte das Seil durchbeißen, was sie mit einem Biß geschafft hätte, aber ich war um die berühmte Idee schneller.
    Meine Rechte fuhr nach unten.
    Und mit ihr der Dolch!
    Genau in der Kopfmitte drang er durch die nassen, tangartigen Haare. Auch die Kopfhaut leistete keinen Widerstand, irgendwie war sie weich, so daß die Klinge in den Schädel dringen konnte.
    Ich ließ sie nicht dort stecken, riß sie wieder hervor, und gleichzeitig schoß der Schwall einer dicken Flüssigkeit aus der klaffenden Wunde und schwappte wie Sirup über meinen Handrücken.
    Celeste sank zurück. Ihr Kopf kippte dabei nach hinten, sie schaute mich plötzlich starr an, und ich wußte nicht, ob ich sie erledigt hatte, während neben mir Karen hockte und schrie.
    Celeste wurde verschluckt. Das Wasser fraß sie, die Tiefe saugte sie auf.
    »Ins Boot…!« brüllte ich.
    Meine sich überschlagende Stimme riß Karen aus ihrer Lethargie. Sie bewegte sich wieder. Ich holte den Kahn mit dem Außenborder dicht an unser Floß.
    »Du zuerst! Aber laß mir die Leine!«
    Sie stand auf. Ihre Knie zitterten. Es war nicht einfach, vom Floß her auf das Boot zu klettern.
    Sie warf sich einfach nach vorn. Ging dabei das volle Risiko des Abtreibens ein, hämmerte so wuchtig auf die Bordkante, daß ich sogar den Aufprall hörte, und fiel auf die Planken.
    Sie war zunächst mal in Sicherheit.
    Jetzt kam ich an die Reihe.
    Das Hinstellen bereitete mir große Mühe. Zudem rollte eine höhere Welle heran. Vor ihr wollte ich weg.
    Ich sprang und warf mich vor. Es sah lächerlich aus, aber ich war einfach noch zu steif.
    Dann schlug auch ich auf die
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