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Lady Ghoul

Lady Ghoul

Titel: Lady Ghoul
Autoren: Jason Dark
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Kopfschütteln.
    »Man will sie uns nehmen!« sprach sie gegen den festgestampften Lehmboden. »Man will sie uns wegnehmen, unsere Königin, unsere Herrin, aber das lasse ich nicht zu. Dürfen wir es zulassen?« schrie sie mit lauter Stimme.
    »Nein!«
    Ein Chor hatte ihr geantwortet und ihr wieder Mut gegeben, so daß sie sich langsam aufrichtete.
    Ich hielt die Zeit für gekommen, mich zu zeigen. Während sich Agatha noch bewegte, zog ich die Tür weiter auf und vergrößerte den Spalt. Ich hatte noch nicht feststellen können, ob sie mich gesehen hatte. Es war möglich, sie zeigte noch keine Reaktion.
    Breitbeinig blieb sie knien, die Tafel gegen ihre Brust gedrückt, die Augen halb geschlossen.
    Jetzt war die Tür offen.
    Alle Anwesenden schauten nur auf Agatha, mich nahm man überhaupt nicht zur Kenntnis.
    Und doch wehte Wind in den Raum, der über die Flammen der Kerzen strich, sie flackern ließ, so daß Lichtinseln und zuckende Schatten entstanden.
    Agatha hob als erste den Kopf.
    Sie konnte direkt auf die Tür starren, sah mich und tat nichts. Die Überraschung, das Erstaunen war einfach zu groß.
    Sie starrte mich nur an.
    Ich sprach die ersten Worte. »Jetzt habe ich die Waffe, Agatha!« Die Mündung wies auf ihren Oberkörper…
    ***
    Zahlreiche Köpfe bewegten sich. Rote Augenpaare richteten sich auf mich. Bleiche, vom Kerzenschein angemalte Gesichter wirkten wie in den Raum hineingestellte geisterhafte Hologramme. Ich hörte das schwere Atmen, die akustische Angst, aus diesen Reaktionen hervor und ging einen Schritt in das Haus hinein.
    »Er ist da!« sagte jemand.
    »Ja, er hat es geschafft.«
    »Er entkam der Hölle!«
    »Und er hat sie verletzt!« schrie Agatha plötzlich, als sie hochsprang.
    »Er hat sie verletzt! Er hat unsere Königin verletzt. Er hat Celeste geschändet!« Sie holte durch die Nase Luft. »Er ist ein Schänder, er muß noch schlimmer sterben!«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja!«
    »Es wird jemand sterben!« versprach ich. »Und zwar Celeste. Sie steht auf meiner Liste. Ich warte auf sie. Sollte sie noch nicht vernichtet sein, werde ich sie umbringen.«
    »Du hast ihr Leid zugefügt!« klagte mich Agatha an. »Du bist derjenige, der sie hat leiden lassen. Ein uraltes Lebewesen, einen lebendigen Beweis der Geschichte, und ich muß mit ihr leiden. Ich spüre ihre furchtbaren Schmerzen und Qualen, als wären sie die meinen. Es geschieht etwas mit mir. Die Tafel überträgt es. Du hast sie… du hast sie…« Agatha begann plötzlich zu zittern. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Es war ein furchtbares Bild. »Du hast sie in den Kopf… Du hast sie… ohhh… mein Kopf, mein Kopf…«
    Sie litt nicht nur mit, das furchtbare Grauen vollzog sich bei ihr nach. Noch deutlicher war mir die Szene auf dem Floß in Erinnerung geblieben, als ich den Dolch nach unten gerammt hatte. Agatha, die so sehr mit Celeste verbunden war, besaß plötzlich die gleiche Wunde.
    Aus ihrem Haar drang eine dunkle Flüssigkeit und verteilte sich dort. Das Blut rann über die Stirn, das Gesicht, den Hals, versickerte in der Kleidung.
    Sie stand da und litt mit. Sie konnte nicht sterben, denn Celeste starb auch nicht.
    Das schlimme Bild prägte sich ein. Als wäre sie stigmatisiert, wie man es von manchen Erscheinungen bei Kindern oder jungen Frauen her kannte, so reagierte auch Agatha.
    »Celeste…!« Schaurig brüllte sie los. Der Name jagte gegen unsere Ohren. Er fand seinen Weg auch nach draußen, wo er über einen Teil der Insel hinwegtobte.
    Sie bekam Antwort.
    Wieder ein Schrei. Diesmal heller, nicht so röhrend. Und auch ein Satz, der folgte.
    »Ich bin hier. Ich komme! Ich helfe euch…!«
    Kaum war die Antwort aufgeklungen, flirrte ich herum, mit einer dicken Gänsehaut auf dem Rücken, die an Stärke noch mehr zunahm, als ich Celeste sah.
    Das Mondlicht reichte aus, um sie gut erkennen zu können. Zudem war sie nicht weit entfernt. So nackt wie ich sie im Meer erlebt hatte, war sie auch jetzt.
    Und doch hatte sich etwas verändert.
    Nicht nur die Wunde auf ihrem Kopf, nein, sie trug etwas in der rechten Hand, das wie ein bleicher Stab aus der Faust hervorragte und während der Gehbewegungen schaukelte.
    Es war ein langer, bleicher Knochen. Ich ging jede Wette ein, daß er zum Skelett meines Begleiters Ernie Balsam gehörte…
    ***
    Agatha war vergessen, die übrigen Frauen ebenfalls. Für mich zählte nur noch Celeste und deren Vernichtung.
    Ich blieb nicht im Haus.
    Schnell schritt ihr entgegen
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