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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden
Autoren: Susanne Fröhlich
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nach Hause! Mark ist krank!«
    »Gemach, gemach«, antwortet mein Mann.
    Er liest sich die SMS noch mal durch und versucht mich zu beruhigen.
    »Verdacht auf Blinddarm, Andrea, das heißt noch gar nichts. In dem Alter haben die oft mal Bauchweh, vielleicht ist es nur Heimweh.«
    Ich könnte ihm eine knallen. Mein armer kleiner Mark! Ich will sofort nach Hause.
    »Buch unsere Flüge um. Ich rufe derweil an!«, erteile ich Anweisungen.
    »Eins nach dem anderen!«, sagt Christoph nur. »Wir rufen jetzt an, und dann sehen wir weiter.«
    Hektisch wähle ich die Nummer. Herr Reimer meldet sich sofort.
    »Hallo, Frau Schnidt, schön Sie zu sprechen. Leider nicht ganz so unter diesen Umständen«, begrüßt er mich.
    »Wie geht es ihm?«, will ich als Erstes wissen.
    Herr Reimer antwortet: »Es geht. Er hat starke Schmerzen, liegt im Bett und verlangt nach Ihnen. Wo sind Sie? Können Sie ihn holen? Soll ich ihn bringen? Wie machen wir es?«
    »Wir sind auf Mallorca. Wir müssen umbuchen, oder einen neuen Flug buchen und kommen natürlich schnellstmöglich nach Hause!«, sage ich und bemühe mich, meine Panik in den Griff zu bekommen. »Kann ich Mark sprechen? Bitte!«, frage ich noch.
    »Natürlich, Frau Schnidt. Sorgen Sie sich nicht so sehr. Ich kümmere mich. Wir alle kümmern uns. Das wird schon wieder!«, redet er auf mich ein.
    Was für ein netter Mann!
    »Ich gehe jetzt zu Mark und gebe ihm das Handy!«, sagt er noch.
    Es dauert einen Moment. Ich gucke Christoph an und schimpfe direkt los.
    »Was sitzt du hier noch? Zieh dich an, kümmere dich um die Flüge! Es geht um unseren Sohn!«
    Er erhebt sich tatsächlich und brummelt irgendwas.
    »Mama«, piept da eine schwächliche Stimme. »Mama, bist du das?«
    »Ja, mein Schatz, wie geht es dir? Du Armer!«, sage ich und unterdrücke die Tränen.
    Ich will jetzt nicht hier auf Mallorca sein, sondern am Bett meines Sohnes sitzen, ihn in den Arm nehmen und für ihn da sein. Von meinem obercoolen Teenager ist nicht viel übrig. Er klingt verzagt und unglücklich.
    »Es tut schlimm weh!«, jammert er.
    »Ich komme so schnell ich kann!«, verspreche ich.
    Christoph ist noch nicht mal angezogen. Der hat ja schön die Ruhe weg.
    »Gib mir mal den Jungen!«, sagt er dann.
    »Mark, Papa will dich noch sprechen. Verlass dich auf uns, wir sind ganz bald da. Wir müssen nur nach Hause fliegen. Ich tue alles!«
    Ich reiche das Handy weiter.
    »Ganz ruhig, Mark, das wird. Wir holen dich. Jetzt nur keine Panik. Nicht weinen, das nützt ja nichts. Bleib stark!«, beendet er seine Ansprache.
    Bleib stark, nicht weinen – was für ein Quatsch. Wenn es einem schlecht geht, darf man natürlich weinen.
    »Wir melden uns, Herr Reimer, und herzlichen Dank für Ihr Kümmern!«, sagt er dann noch zu meinem Herrn Reimer und legt auf.
    »Was hockst du noch hier? Wir könnten schon fast in der Luft sein!«, herrsche ich ihn an.
    »Andrea, jetzt verliere mal nicht die Nerven. Es ist möglicherweise ein entzündeter Blinddarm, vielleicht aber auch nicht. Der Junge liegt nicht im Koma!«
    Ich erspare mir die Antwort, und ohne mir die Zähne zu putzen und nur in einem dünnen Kleidchen über meiner Unterhose renne ich los. Ich lasse Christoph einfach im Zimmer sitzen. Ich rase zur Rezeption.
    »Hallo, guten Morgen!«, begrüßt mich eine dieser supergutgelaunten jungen Dinger. Was die denen wohl täglich ins Getränk machen?
    »Es gibt einen Notfall. Ich muss sofort nach Hause. Ich brauche einen Flug, also ich muss umbuchen!«, bricht es aus mir heraus.
    »Eins nach dem anderen!«, sagt sie freundlich. »Wann geht denn dein normaler Flug und welche Flugnummer hat der?«, fragt sie.
    »Was weiß ich, keine Ahnung. Samstagnachmittag, aber die Flugnummer habe ich jetzt nicht!«, reagiere ich nicht sehr entspannt, »es eilt wirklich!«
    »Checke bitte mal deine Flugnummer, und ich checke inzwischen mal die Auslastung der Flüge. Wo soll es denn hingehen?«, versucht sie irgendwie Struktur in mein Anliegen zu bekommen.
    »Nach Frankfurt, so schnell wie möglich, wenn du einen Flug findest, buch ihn. Den nächsten, den du kriegen kannst!«
    »Und dein Name?«, fragt sie noch mal vorsichtig.
    »Schnidt, Andrea Schnidt. Aber bitte beeile dich!«, flehe ich sie an.
    »Mach ich, aber in der Zwischenzeit holst du deine Reiseunterlagen und packst vielleicht auch schon mal!«, gibt sie genaue Anweisungen.
    »Mach ich, danke. Ich danke dir. Mein Sohn ist krank, ich muss da hin«, liefere ich noch eine Erklärung
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