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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden
Autoren: Susanne Fröhlich
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will Christoph tatsächlich wissen. »Wann fliegen wir?«
    »Keine Ahnung, sie ist noch dran. Scheint nicht so leicht zu sein. Aber sie kümmert sich. Wir sollen im Restaurant auf sie warten. Und das Gepäck vorher vorne am Empfang abstellen«, gebe ich meine Information weiter.
    »Na, dann lass uns das Gepäck wegbringen und was essen gehen. Da kann ich auch gleich gucken, ob ich die anderen treffe und ihnen Bescheid sagen!«, stimmt er zu. Immerhin!
    Im Restaurant treffen wir alle. Sie ziehen lange Gesichter, als sie hören, was los ist.
    »Müsst ihr da gleich beide zusammen abreisen?«, fragt mein persönlicher Liebling Fritz. »Es langt doch, wenn eine oder eine«, er schaut sehr betont auf mich, »nach Hause eilt. Wahrscheinlich hat der Kleine doch nur Heimweh!«
    Ich könnte ihn erwürgen! Christoph zögert.
    »Na ja, wahrscheinlich hast du sogar recht, aber ich weiß nicht, ob das so okay wäre!«
    Das wäre so was von gar nicht okay. Das wäre, gelinde gesagt, das Hinterletzte. Schon dass er diese Möglichkeit in Betracht zieht, regt mich auf. Wenigstens Gaby zeigt Empathie.
    »Der Arme. Natürlich müsst ihr heim, auch wenn das sehr schade ist.«
    »Aber«, mischt sich der unsägliche Hengst noch mal ein, »ist nicht dein Vater daheim? Der kann das doch regeln und wenn es wirklich was Ernstes ist, könnt ihr immer noch fliegen. Es wird nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird«, redet er auf Christoph ein.
    Ich stehe auf und gehe zum Büfett. Ich weiß nicht, ob ich sonst die Fassung bewahren kann. Immerhin, die ansonsten fast stumme Katharina schaltet sich ein.
    »Fritz, halt doch einfach mal den Mund, wenn du von etwas keine Ahnung hast!«
    Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Ich lade mir den Teller voll, um mich mit ausreichend Kohlenhydraten zu besänftigen. Als ich mir noch ein schönes Omelett bestelle, mit Speck und allem Drum und Dran, tritt Lieselotte neben mich. Im Schlepptau: Der Hundefutter-Kurt. Der Hengst scheint ausgedient zu haben. War wohl zuviel Wallach im Spiel! Sie begrüßt mich freudig.
    »Wir gehen heute zum Tauch-Schnupperkurs. Lust mit zu kommen?«
    Ich erkläre die Situation, und immerhin Lieselotte ist angemessen bestürzt.
    »Ach du je, dass du noch so ruhig hier stehen kannst. Das ist ja schrecklich.«
    Sie umarmt mich. Wie gut eine Umarmung tun kann!
    »Wenn ich dir was helfen kann, sag es!«, redet sie weiter. »Einer meiner Ex’, du weißt schon, ist ein hohes Tier bei Air Berlin – ich kann den anrufen, wenn du willst.«
    Diese Unterstützung oder besser dieses Angebot ist richtig nett. Wir kennen uns kaum, aber je mehr ich diese seltsame Frau kennenlerne, umso mehr mag ich sie.
    »Bevor du fliegst, gibst du mir aber deine Telefonnummer!«, ermahnt sie mich noch.
    »Sehr gerne!«, sage ich und meine es auch so. »Es wäre schön, wenn wir in Kontakt bleiben könnten.«
    »Solltet ihr einen Hund kaufen und Futter brauchen …«, offeriert jetzt auch Kurt seine Dienste.
    Bevor ich antworten kann, fällt mein Blick auf eine suchende Clara vom Empfang.
    »Entschuldigt mich«, sage ich und stürze auf sie zu. »Und?«, frage ich. »Gibt’s Flüge?«
    »Morgen könnt ihr fliegen, morgen gegen Abend. Oder einer allein in vier Stunden.«
    »Moment!«, antworte ich nur und zerre sie mit zu unserem Tisch.
    »Heute gibt es nur einen Flug, morgen Abend zwei!«, teile ich Christoph die Neuigkeiten mit.
    »Dann seid ihr ja morgen doch noch da, da können wir ja noch mal zum Golfen!«, entfährt es Fritz.
    »So gesehen«, sagt Christoph, »wenn wir den Reimer noch mal anrufen. Ja, warum eigentlich nicht. Was meinst du Andrea?«
    Immerhin, er fragt nach meiner Meinung. Ich atme einmal tief durch und lege los.
    »Spiel du schön Golf, ich nehme den Flieger in vier Stunden. Dann sage ich dir Bescheid, und wenn du magst, kommst du morgen. Wenn es nichts Ernstes ist, kannst du ja wie geplant bleiben. Ich will dir ja nicht die Ferien versauen. Tschüss allerseits.«
    Wenn er jetzt nicht merkt, wie wenig ernst das gemeint war, dann kann er mich mal. Das werde ich ihm nicht verzeihen.
    »Das klingt logisch!«, entgegnet mein Mann. »Du fliegst, wir telefonieren, und dann entscheiden wir das weitere Prozedere. Das macht Sinn.«
    Es ist entschieden: Er kann mich mal. Er macht Urlaub, als ob nichts wäre, und ich kümmere mich.
     
    Vier Stunden später sitze ich im Flugzeug Richtung Heimat.
    Unser Abschied war kühl.
    »Melde dich, sobald du Mark gesehen hast und beim Arzt warst!«,
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