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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden
Autoren: Susanne Fröhlich
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Fred ist in meiner Abteilung, und er hat mich voll nett gefragt, wegen des Duschens. Der Opa hatte kein Problem damit.«
    Der Opa, der nicht mal zu Hause ist. Der diesen Fred wahrscheinlich noch nie gesehen hat.
    »Wo ist Opa überhaupt?«, frage ich nach.
    »Wer passt denn hier auf wen auf? Muss Opa mich um Erlaubnis bitten, wenn er mal weg will?«, bekomme ich die typische, patzige Claudia-Antwort.
    Sie spürt schon wieder Oberwasser. Fred gesellt sich zu uns. Angezogen sieht er nicht mehr ganz so angsteinflößend aus. Sein Gesicht glänzt. Seine Hände auch. Der hat sich eindeutig eingecremt. Entgegen meiner Ansage! Hoffentlich nicht mit meiner teuersten Creme.
    »Tut mir leid«, sagt der Glanz-Glatzkopf, »ich wusste nicht, dass Sie nichts wussten. Also das ist mir jetzt peinlich.«
    Zu Recht peinlich, denke ich nur, verkneife mir aber eine Bemerkung.
     
    Es klingelt. Herr Reimer mit Mark. Er stützt meinen Sohn. Ich umarme Mark, der schrecklich bleich aussieht.
    »Mama«, schluchzt er direkt los, »mir tut der Bauch so verdammt weh!«
    »Hallo!«, begrüßt mich Herr Reimer, und ich schließe auch ihn in die Arme. Schon aus Dankbarkeit hat er das verdient. »Gut sehen Sie aus, so leicht gebräunt!«, begrüßt er mich mit einem Kompliment. »Nur bei der Klamotte hatte ich andere Hoffnungen!«, scherzt er noch.
    »Ihr Wunsch wäre auch in Erfüllung gegangen, aber mein Bikini ist noch am Flughafen oder in Mallorca oder sonst wo auf der Welt!«, antworte ich.
    »Sobald er wieder im Land ist, hoffe ich darauf, ihn näher kennenzulernen!«, geht es weiter. »Ist das Ihr Mann?«, fragt Herr Reimer dann und zeigt auf Fred.
    Einerseits bin ich geschmeichelt, dass er mir einen so viel jüngeren Mann zutraut, andererseits entsetzt darüber, was er mir in Sachen Männergeschmack zutraut.
    »Nein«, sage ich nur, »das ist nur Besuch. Ein Kollege meiner Tochter, der mal duschen musste.«
    »Angenehm«, zeigt Fred Manieren. »Was hat der Klaane denn?«, will mein neuer Badmitbenutzer dann noch wissen.
    »Verdacht auf Blinddarmentzündung!«, sage ich.
    »Da sollte mer aber net mit spaße!«, antwortet Fred.
    »Ich kapier überhaupt nicht, was ihr alle schon hier macht!«, platzt es aus Claudia heraus.
    »Der Bub ist krank, und da kommt eine Mama natürlich heim!«, fasst Fred, der gar nicht mal so blöde zu sein scheint, wie er ausschaut, die Geschehnisse für meine Tochter zusammen.
    »Und wer ist das?«, fragt Claudia und deutet auf Herrn Reimer. »Papa hatte ich irgendwie anders in Erinnerung.«
    »Papa ist noch auf Mallorca!«, informiere ich die Anwesenden.
    »Typisch!«, bricht es aus meiner Tochter heraus. »Wahrscheinlich spielt er eine Runde Golf.«
    Im Normalfall hätte ich jetzt widersprochen und mich für Christoph in die Bresche geworfen, heute lasse ich es. So ganz falsch liegt sie ja nicht. Ich, als Vater, hätte mich selbstverständlich in die Abendmaschine gesetzt und wäre nach Hause geflogen.
    »Ich kann nicht mehr stehen!«, sagt Mark noch und dann klappen ihm die Beine weg.
    Wir legen ihn auf die Couch und Claudia tätschelt seinen Kopf.
    »Du Armer! Du kleines Pöcki!«, sagt sie wieder und wieder.
    Pöcki war früher ihr Kosename für ihren kleinen Bruder. Sie hat ihn lange nicht mehr benutzt. Wie viel Liebenswürdigkeit in meiner Tochter steckt und wie gut sie die im Alltag verstecken kann.
    »Bei allem Erklärungsbedarf, jetzt sollten wir schnellstens handeln!«, übernimmt Herr Reimer die Führung. »Ich glaube es ist Zeit, dass Mark ins Krankenhaus kommt!«
    »Ich komme mit!«, sagt Claudia sofort.
    »Und wer ist hier, wenn Opa kommt? Wer weiß, ob er einen Schlüssel dabei hat?«, frage ich.
    Das fehlt noch, dass Rudi auf der Straße steht und sich Sorgen um Claudia macht. Leider hat mein Schwiegervater kein Handy und leider weiß auch niemand, wo er steckt. Darüber kann ich mir jetzt keine Gedanken machen, entscheide ich.
    »Nur mal so, als Entschuldigung, ich meine, ich könnte hier die Stellung halten«, bietet Fred an. Er sieht die Zweifel in meinem Gesicht. »Ich seh’ nur wild aus, ich bin en braver Kerl!«, schmunzelt er.
    »Gut!«, willige ich ein, was soll schon groß passieren.
    »Dann kann ich mich auch noch gründlich eincremen, des hab isch eben uff die Schnelle net mer hingekriescht.«
    Ich glaube, jetzt hat mich Fred verarscht. Nicht unlustig dieser Fred.
    »Abgemacht«, sage ich, und wir machen uns auf den Weg. Herr Reimer kommt wie selbstverständlich mit.
    »Das müssen Sie
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