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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden
Autoren: Susanne Fröhlich
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nach einer ängstlichen. Nach einer, die sich eben nicht zutraut, langfristig interessant und aufregend zu sein. Nach einer, die die Kurzstrecke wählt, weil sie ahnt, dass sie an der Langstrecke scheitern würde. Das hat auch was Deprimierendes.
    »Aber wenn du dich verliebst?«, frage ich vorsichtig.
    »Wenn das passiert, sehen wir weiter. Bisher war keine Liebe im Spiel!«, antwortet sie und prostet mir zu.
    Wir leeren die zweite Flasche Wein und trinken noch zwei schöne Milchkaffees. Ich bin reichlich angeschickert, als wir den traumhaft schönen Innenhof des Hotels verlassen. Auf der Heimfahrt im Taxi grüble ich darüber nach, ob Lieselotte mir sympathisch ist. Auf alle Fälle ist sie ehrlich, und das mag ich. Aber will ich so ein Leben? Nein.
     
    Bis zum Abendessen ruhe ich mich aus. Ein verspätetes Mittagsschläfchen um ein paar Promille abzubauen. Tagsüber Alkohol bin ich einfach nicht gewöhnt.
    Beim Abendessen fühle ich mich wieder halbwegs fit. Meine Haut hat den Tag genossen und sich ein wenig erholt. Ich bin nicht mehr pink. Die Männer schwelgen in langweiligen Golfgeschichten. Katharina ist wortkarg wie immer und Gaby hingegen ganz aufgeregt. Sie hat den heutigen Tag damit verbracht zu üben. Für eine Abendshow. Sie wird eine winzige Rolle in »Die Schöne und das Biest« haben. Lukas ist voll der Bewunderung.
    »Gaby hat unglaubliches schauspielerisches Talent! Von ihrem Aussehen gar nicht zu reden!«, schwärmt er. »Ihr werdet sehen.«
    Ich kann mich vor Vorfreude kaum halten. Dass Gaby schauspielerisches Talent hat, glaube ich sofort. So wie sie bei all den Golfgeschichten immerzu Ekstase heuchelt.
    Lieselotte ist nicht zu sehen. Die direkte Konfrontation mit Katharina scheint selbst ihr unangenehm. Wir hängen nach dem Essen noch ein wenig an der Bar ab, und dann ist auch dieser Tag geschafft.
     
    Im Bett nehme ich noch mal einen Anlauf.
    »Christoph, wir können das doch nicht so zwischen uns stehen lassen«, beginne ich, »lass uns noch mal reden!«
    »Muss das denn im Urlaub sein?«, ist Christophs Antwort.
    Er gähnt lautstark.
    »Jeder denkt nach, und wir reden, wenn wir zu Hause sind!«
    Ich glaube, er will einfach so weitermachen. Es scheint ihn nicht wirklich zu stören.
    »Was erwartest du nach all der Zeit?«, äußert er noch.
    Tja, was erwarte ich? Auf jeden Fall mehr als das, was wir haben. Ich möchte wenigstens so etwas wie Hoffnung am Horizont sehen. Hoffnung auf Veränderung. Denkt er, es wird irgendwann eine Ladung Liebe vom Himmel regnen?
    »Was ist denn mit Claudia, wie war es im Baumarkt?«, wechselt er elegant das Thema.
    Mist, Claudia. Ich habe schon wieder vergessen anzurufen. Was bin ich bloß für eine Mutter? Sollte das Wohlergehen der Kinder nicht allererste Priorität haben?
    »Ich habe sie nicht erreichen können!«, schwindle ich.
    »Dann lass es uns jetzt versuchen«, entgegnet er.
    Wir wählen die Nummer zu Hause, es ist nach 23  Uhr, und es dauert lange bis eine total verpennte Claudia den Hörer abnimmt. Christoph hat auf laut gestellt.
    »Ja«, sagt Claudia, »Mann, es ist voll spät.«
    Damit hat sie ausnahmsweise mal recht.
    »Hier spricht dein Vater, ich wollte mal hören, wie dein erster Tag war?«, beginnt Christoph.
    »Wie soll es schon sein? Öde natürlich, aber die Leute sind in Ordnung. Alles okay, kann ich jetzt wieder schlafen?«
    Christoph grinst.
    »Natürlich, Liebling, leg dich hin, du musst ja morgen früh raus!«
    »Danke dass du mich dran erinnerst, ich freu mich schon total!«, zischt unsere Tochter.
    »Was ist mit Opa?«, rufe ich noch.
    »Was soll schon mit Opa sein?«, fragt sie erstaunt. »Der schläft natürlich. Was sonst. Habt ihr gedacht, der wäre aus? Im Nachtleben? Wenn ihr Opa sprechen wollt, dann ruft zu einer normalen Zeit an!«
    »Gute Nacht!«, sagt Christoph, und sie nuschelt ebenfalls »Gute Nacht«.
    »Ja, da können wir ja beruhigt schlafen!«, beschließt Christoph und knipst, ohne mich zu fragen, das Licht aus.
    Ich liege – wie so oft – noch eine ganze Weile wach. Im Traum sagt Lieselotte wilder Hengst zu meinem Mann!

13
    Am nächsten Morgen weckt mich mein Handy.
    Eine SMS von Herrn Reimer. Allerdings keine Flirt-Bikini-Badehosen- SMS , sondern eine beunruhigende:
    Mark ernsthaft krank. Bauchweh mit Verdacht auf Blinddarmentzündung. Krankenhaus ist unsicher. Er muss nach Hause! Bitte melden!
    Panisch starre ich auf die Meldung. Ich rüttle an Christoph und lese ihm die SMS vor.
    »Wir müssen sofort
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