Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden
Autoren: Susanne Fröhlich
Vom Netzwerk:
Santanyi. Ein wirklich hübscher Ort, aber reichlich verschlafen. Kein Geschäft hat offen. Siesta – bis 17  Uhr. Einkaufen fällt also flach. Wir setzen uns in ein niedliches Hotel an der Kirche, und weil wir nicht wissen, was wir sonst tun sollen, bestellen wir uns eine Flasche Wein.
    »Wir müssen ja nicht mehr fahren!«, ist Lieselottes Argument.
    Stattdessen trinken wir.
    »Und wie war dein Abend vorgestern noch?«, fallen bei mir nach dem zweiten Glas die Hemmungen.
    »Lustig!«, antwortet sie mit einem Grinsen. »Ich war noch mal am Strand und bin dann ins Bett.«
    Ja, so kann man die Geschichte natürlich auch erzählen, als eine Art Lückentext. Ich bin kurz davor zu sagen, dass auch ich am Strand gewesen bin.
    »Ich habe durchaus gemerkt, dass du irgendwie sauer warst, weil ich mit Fritz geschäkert habe!«, gesteht sie.
    »Vielleicht bin ich da altmodisch, aber Fritz ist verheiratet und seine Frau ist auch noch dabei, da finde ich das, sagen wir mal unangemessen«, versuche ich zu erklären.
    »Macht das einen Unterschied, ob sie dabei ist oder nicht? Spielt das eine Rolle?«, fragt sie. Eine gute Frage.
    »Nein, eigentlich nicht«, gebe ich zu.
    Sie kommt richtig in Fahrt: »Und wieso stehe eigentlich ich am Pranger? Ich bin geschieden und trotzdem bist du sauer auf mich. Ist nicht Fritz derjenige, der, wenn überhaupt, schuldig ist? Warum nur ticken wir Frauen so? Suchen die Schuld immer bei uns selbst, nie bei den Männern? Sind Männer tatsächlich so wehrlos und Opfer von gierigen, willigen Frauen? Er kann doch nein sagen, oder?«
    Auch an diesem Argument ist durchaus was dran.
    »Ich nehme mir einfach, was ich will!«, setzt sie noch einen drauf.
    »Aber muss es denn ein verheirateter Mann sein?«, wende ich ein.
    »Nein«, antwortet sie, »es muss nur einer sein, der mir gefällt. Wenn der verheiratet ist, stört es mich nicht.«
    »Aber du zerstörst möglicherweise eine Ehe!«, werfe ich noch ein gewichtiges Argument in den Ring.
    Sie lacht: »Sag mal, wie naiv bist du denn? Glaubst du das im Ernst? Ich, die Böse, die Sirene, die harmlose, treue Ehemänner auf den Pfad der Untugend lockt?«
    »Böse ist übertrieben, aber dass du sie lockst, kannst du ja nicht abstreiten?«, kontere ich.
    Ich will mir nicht all meine Illusionen nehmen lassen.
    »Das sind erwachsene Männer mit freiem Willen. Ich muss sie nicht fesseln und knebeln. Davon mal abgesehen, die meisten nehmen was sie kriegen können, egal ob verheiratet oder nicht. Ich könnte nahezu jeden haben!«, bemerkt sie fast lapidar.
    »Auch meinen Mann?«, frage ich.
    Sie nimmt einen großen Schluck Wein und legt los.
    »Die Wahrheit, Andrea? Wahrscheinlich ja, wieso auch nicht. Er ist sicherlich auch kein Heiliger. Dass zwischen euch nicht viel läuft, ist offensichtlich. Ich sage nur Körpersprache. Und wenn Männer ein bisschen ausgehungert sind, sexuell gesehen, oder was Anerkennung angeht, dann sind sie schnell zu haben.«
    Das haut mich jetzt um. Ist das so deutlich zu sehen, wie es um uns steht? Ich bin versucht sie zu bitten, es auszuprobieren. Wirf deinen Köder aus, und wenn er anbeißt, weiß ich, was Sache ist, überlege ich. Aber will ich das wirklich? Sollte er tatsächlich »mitspielen«, wäre das ein Todesstoß für uns. Ich glaube, das könnte ich schwer ertragen.
    »Ich würde mir das nicht gefallen lassen!«, sage ich.
    »Ach ja?«, meint sie nur und nimmt noch mal einen kräftigen Schluck.
    »Die meisten versuchen, nicht hinzuschauen, so wie diese Katharina. Sie akzeptieren es nicht, aber sie ignorieren es.«
    Sie bestellt, ohne mich zu fragen, eine weitere Flasche Wein. Nach all den Offenbarungen kann ich den Alkohol brauchen.
    »Keine Sorge, Andrea, ich würde mich nicht an deinen Mann ranschmeißen. Ich mag dich, da ziehe ich schon Grenzen, ich bin ja kein männermordendes Ungetüm!«, versucht sie, mich zu beruhigen.
    »Aber«, will ich dann doch noch wissen, »wenn du ständig mit verheirateten Männern was hast, da wird doch keine Beziehung entstehen. Die wollen doch nur mal Abwechslung, nichts Neues, Festes.«
    Jetzt lacht sie mich ein bisschen aus.
    »Wie klein denkst du? Glaubst du, ich bin ernsthaft auf der Suche nach einer festen Beziehung? Die hatte ich schon. Ich fühle mich wohl allein. Ich will den Sex, den Spaß, die Aufregung. Auf den Alltag kann ich gut verzichten. Ich will gar nicht, dass sie ihre Frau verlassen. Das fehlt mir noch!«
    Wow, das klingt nach einer starken, unabhängigen Frau. Aber auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher