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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden
Autoren: Susanne Fröhlich
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Anwendungen. Massage, Gesichts-Treatments und Pilates. Jeder wie er mag, denke ich nur. Gaby schwärmt von der Michael-Jackson-Show:
    »Ich glaube, die schaue ich mir noch mal an, so cool wie die ist!«
    Ich genieße die Sonne. Nachmittags taucht dann auch Fritz aus der Versenkung auf. Der Hengst wirkt wie ein waidwundes Reh. Angeschlagen. Die Männer grinsen, als wüssten sie mehr. Verschwörerisch.
    »Harter Abend?«, fragt Lukas mitfühlend.
    Fritz nickt nur und brummelt was von Trainerstunde.
    »Damit ich euch mal morgen zeigen kann, wie man ordentlich Golf spielt!«, tönt er schon wieder.
    Zu wissen, wie kleinlaut das Großmaul sein kann, ist herrlich. Manchmal muss man einen Trumpf nicht mal ausspielen und kann ihn trotzdem genießen.
     
    Heute ist spanischer Abend. Ein wenig seltsames Motto für einen Club in Spanien. Sollte da nicht jeder Abend ein spanischer Abend sein?
    Sei’s drum. Das Essen ist phantastisch. Tapas ohne Ende und jede Menge frischen Fisch. Die Animateure tragen Flamencoklamotten, und es läuft Gitarrenmusik. Auch wenn wir in Liebesfragen keinen Schritt weitergekommen sind, das heute war ein richtiger Urlaubstag. Kann das die Wende sein? Es wäre schön. Wieder kein eigener Sex, aber auch keine Tränen. Immerhin. Eins nach dem anderen.
    Im Bett fällt mir auf, dass wir vergessen haben, zu Hause anzurufen. Eigentlich ein gutes Zeichen. Es ist kurz vor elf, und wir überlegen, ob wir noch anrufen können.
    »Lass es uns morgen machen, bevor wir jetzt Rudi und Claudia wecken. Wäre irgendwas, hätten die sich ja sicher gemeldet.«
    Ich schlafe tief und fest und schwitze nur ein ganz klein wenig. Selbst meine Hormone scheinen sich beruhigt zu haben.

12
    Am nächsten Morgen ist Christoph früh weg. Der Golfplatz ruft. Ich habe keine Pläne und lasse es gemütlich angehen. Beim Frühstück denke ich über den gestrigen Tag nach. Rückblickend bin ich überrascht von mir selbst. Wie konnte ich den Tag so entspannt verbringen? Kann man sich mit dieser Situation doch arrangieren? Oder liegt es daran, dass wir im Urlaub sind? Kann man das Nicht-Geliebt-Werden aushalten, wenn die Umstände so angenehm sind, wie sie es hier sind? Kann man eine Kröte schlucken, wenn sie auf einem hübsch dekorierten Teller sitzt und nicht weiter auffällt? Wird die Kröte erst zur Kröte, wenn sie im fetten Schlamm hockt? Ist der Alltag, der unselige, das vielzitierte Tüpfelchen auf dem I? Macht es ein rundum sorgloses, luxuriöses Leben einfacher, sich zu arrangieren? Ich denke ja. Das erklärt auch so manche Paarkombinationen. Können wir zwei dauerhaft so tun, als hätte unser Gespräch gar nicht stattgefunden? Kann man dieses Wissen ausblenden und einfach so weiterleben? Jetzt hier beim Frühstück habe ich meine Zweifel. Was war bloß gestern mit mir los? Warum habe ich die Zeit nicht genutzt und noch einmal mit meinem Mann geredet? Vielleicht, weil ich ahne, dass dieses Gespräch zu nichts führt. Will ich so leben? Verdrängen und ausblenden? Will ich, dass er sich besinnt und merkt wie wahnsinnig liebenswert ich bin? Ich will tatsächlich unbedingt, dass er mich liebt, obwohl ich gar nicht weiß, ob ich ihn noch liebe. Das ist seltsam. Brauche ich seine Liebe als Bestätigung? Für mein Ego?
     
    Ich besuche den Bauch-Beine-Po-Kurs und merke, dass ich ausreichend Bauch, Beine und Po habe. Vor allem Bauch.
    Danach gehe ich zum Strand und treffe auf Lieselotte. Ich bin ein wenig gehemmt. Ulkig, schließlich war nicht ich es, die diesen Strand zweckentfremdet hat. Trotzdem kann ich ihr kaum in die Augen schauen.
    »Und, wie geht es dir?«, frage ich freundlich.
    »Bisschen verkatert, sonst gut. Waren heiße Nächte!«, antwortet sie, und ich würde am liebsten sagen: »Ich weiß, erspare mir Details, ich habe sie in Auszügen live miterlebt.«
    »Und was hast du heute vor?«, lenke ich unseren kleinen Plausch stattdessen auf anderes Terrain.
    »Ich werde nach dem Mittagessen mal einen Ausflug machen, mit dem Taxi nach Santanyi, in dieses nette Dorf. Bisschen bummeln. Magst du mitkommen?«, antwortet sie.
    Gar keine schlechte Idee, denke ich. Mal raus aus diesem Club, mal was anderes sehen und der Haut eine kleine Auszeit gönnen.
    »Warum nicht? Ich bin dabei! Christoph ist eh Golfen«, stimme ich zu.
    Das Mittagessen lasse ich ausfallen. Der Bauch-Beine-Po-Kurs hat mich ein wenig erschüttert. Mein Bauch kann offensichtlich auch mal einen Mittag ohne warme Mahlzeit überstehen!
    Mit dem Taxi fahren wir nach
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