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Gefaehrliches Quiz

Gefaehrliches Quiz

Titel: Gefaehrliches Quiz
Autoren: Marco Sonnleitner
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Warten auf den Weihnachtsmann
    »Der Junge ist krank, ganz sicher.«
    …
    »Titus, hörst du? Der Junge ist krank, dem fehlt was!«
    Peter blieb wie angewurzelt neben dem offenen Küchenfenster stehen. Gerade hatte er ins Haus gehen wollen, um Tante Mathilda um ein paar Flaschen Cola für Justus, Bob und sich selbst zu bitten, da waren diese seltsamen Worte an sein Ohr gedrungen. Wovon redete Tante Mathilda da? Wer war krank?
    Obwohl das sonst nicht seine Art war, näherte sich Peter dem Fenster noch ein Stück und linste dann auf Zehenspitzen stehend vorsichtig in die Küche. Er musste einfach wissen, worum es hier ging.
    »Hm«, grunzte Titus Jonas statt einer Antwort.
    »Jetzt hör mir doch mal zu! Titus!« Tante Mathilda stemmte die Hände in die feisten Hüften und funkelte ihren Gatten grimmig an, der konzentriert in die vor ihm liegende Zeitung starrte und sie völlig ignorierte.
    »Schlachtschiff«, sagte Titus ohne aufzublicken.
    »W-was?« Mathilda verschlug es die Sprache. »Sag mal, wie sprichst du denn mit m…«
    »Schlachtschiff! Das ist es!«, rief Titus und tippte aufgeregt auf die Zeitung. »Wasserfahrzeug mit 14 Buchstaben! Schlachtschiff!«
    »Ach so«, schnaufte Tante Mathilda, »und ich dachte schon, du meintest …«
    Peter hielt sich grinsend die Hand vor den Mund und lauschte gespannt weiter.
    »Was dachtest du, Mäuschen?« Überglücklich, dem kniffligen Kreuzworträtsel endlich ein weiteres Geheimnis entrissen zu haben, lächelte Titus Jonas seine Frau an.
    »Ach nichts. Aber hör mal, der Junge ist krank.«
    »Welcher Junge?«, fragte Titus abwesend, dessen Augen schon wieder zur Zeitung wanderten.
    Mathilda blies entnervt die Backen auf und ließ die Luft dann geräuschvoll entweichen. Langsam hatte sie den Eindruck, als würde sie heute hier keiner ernst nehmen. »Na, unser Sohn! Wer sonst?«
    Titus schaute seine Frau verwirrt an. »Aber … aber wir haben doch gar keinen Sohn!«
    »Und das bedeutet?« Mathilda streckte die Arme aus, hob die Schultern und drehte beide Handflächen nach oben.
    Titus blickte seine Frau an, als sähe er sie heute zum ersten Mal. »Ich … ich weiß nicht«, stotterte er. So ganz war er noch immer nicht aus seiner Kreuzworträtselwelt aufgetaucht.
    »Oh Gott, du Dämel, es geht um deinen Neffen!«
    »Ach, du sprichst von Justus. Sag das doch gleich!«, stieß Titus hervor, während er nun endgültig in die Realität zurückfand. »Was ist denn mit ihm?«
    »Er ist krank!«
    Peters Miene verfinsterte sich. Justus – krank?
    »Krank? Wie kommst du denn darauf? Nein, nein!«, wehrte Titus ab. »Er schleppt doch schon den ganzen Vormittag zusammen mit Peter und Bob die alten Holzbalken über den Platz, die ich aus dem eingestürzten Farmhaus unten in Sun Valley noch retten konnte.«
    Titus Jonas war stolzer Besitzer eines Gebrauchtwarencenters in dem kleinen Küstenstädtchen Rocky Beach, und auf diesem Trödelplatz stapelte sich so ziemlich alles vom Plastikpuppenhaus aus Taiwan bis zur steinzeitlichen Druckerpresse. Und immer karrte er neue Sachen heran, für die sich seltsamerweise auch meistens irgendwer irgendwann interessierte, so dass das ganze Gerümpel tatsächlich einigermaßen überschaubar gelagert werden musste – eine Arbeit, die oft an seinem Neffen und dessen Freunden hängen blieb. Zwar war das Teil einer Abmachung, für welche die Jungen im Gegenzug den alten Campinganhänger auf dem Schrottplatz nutzen konnten, der die Zentrale ihres Detektivunternehmens darstellte. Aber nach eigenen Aussagen wurden sie dabei meist über die Maßen ausgenutzt und mussten oft schuften wie ägyptische Pyramidensklaven.
    »Ja, ja, sie arbeiten durchaus den ganzen Vormittag, wenn man das arbeiten nennen kann, dass sie die Balken immer von einem Haufen zum anderen und dann wieder zurück tragen«, pflichtete Mathilda ihrem Mann bei, dem ein kurzes »Was?« entschlüpfte. »Aber ich habe Justus jetzt schon dreimal zum Essen gerufen, und er sagt immer nur ›gleich‹ und kommt nicht!«
    »Wirklich?« Jetzt war auch Titus ernsthaft besorgt.
    »Es ist unfassbar«, nickte Mathilda.
    Das war denn auch in der Tat höchst alarmierend, denn Justus hatte eine Art sechsten Sinn. Er witterte das Essen immer schon lange, bevor es fertig war, und saß auch stets als Erster am Tisch. Seine nicht ganz ideale Figur war ein schlagender Beweis für diese übernatürliche Fähigkeit. Und wenn Justus selbst nach dreimaliger Aufforderung nicht zum Essen kam, stimmte mit Sicherheit
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